«Demokratie» – eine Form der Diktatur der Reichen gegen die Armen

In der Schweiz ist alles besser. Hier sind die Berge noch schöner, die Strassen sauberer, das Wasser klarer, die Wiesen grüner, die Bürokratie kleiner, der Staat schlanker, die Bahn pünktlicher, die Menschen reicher, die Politik verlässlicher, die Uhren genauer… Kapitalismus und Marktwirtschaft haben einen hierzulande nie gekannten Wohlstand geschaffen… An Politikern, die unbequeme Positionen vertreten und den Mut aufbringen, eine saturierte Schweiz mit unangenehmen Wahrheiten zu konfrontieren, mangelt es schmerzlich… Die Schweiz ist ohne Zweifel ein «Erfolgsmodell». Es ist nichts als menschlich, das Gute bewahren zu wollen. Vor lauter Festhalten am Status quo droht allerdings der Verlust der Zukunftsfähigkeit. Eine Politikergeneration, die sich durch fehlenden Mut und Gestaltungswillen kennzeichnet, gepaart mit einer Gesellschaft, die sich wohlstandsverwöhnt zurücklehnt – das ist eine fatale Kombination.

(NZZ, 31. Dezember 2018)

Das ist das Heimtückische an einer «Demokratie» in einem reichen Land wie der Schweiz. Sie verschleiert die tatsächlichen Machtverhältnisse. Das, was wir «Demokratie» nennen, ist ins Tat und Wahrheit nichts anderes als eine Diktatur der Reichen gegen die Armen. Denn wir finden zum Beispiel weder in unseren Parlamenten noch in unserer Regierung einen Küchengehilfen, der für 3000 Franken im Monat in einem Luxushotel schuftet. Wir finden auch keine Coiffeuse, die für 4000 Franken im Monat den Schönen und Reichen ihre Haare stylt. Ebenfalls suchen wir in unseren Parlamenten und in unserer Regierung vergebens einen kongolesischen Minenarbeiter, der für die Rohstoffbeschaffung unserer Smartphones seine Gesundheit opfert, oder eine chinesische Fabrikarbeiterin, die sich während zwölf Stunden pro Tag abrackert, um all jene Wunderdinge herzustellen, die auf den Regalen unserer Spielwarenläden zu finden sind. Ebenfalls fehlt in unseren Parlamenten und in unserer Regierung ein brasilianisches Strassenkind, das nur durch Prostitution überleben kann. Und ebenfalls nirgendwo finden wir eine Maus, die zu medizinischen Zwecken misshandelt wird, oder eine Pflanze, die vom Aussterben bedroht ist. Die «Demokratie» eines reichen Landes, die so tut, als höre die Welt an ihren Landesgrenzen, kann niemals eine echte Demokratie sein. Eine echte Demokratie hätten wir erst in Form einer globalen Regierung und eines globalen Parlaments, in dem alle sozialen Bevölkerungsschichten, Volks-, Alters-, Geschlechts- und Berufsgruppen angemessen vertreten wären.