„Gibt es Hoffnung für Syrien?“, dies das Thema des Buchser Montagsgesprächs vom 14. April. Zunächst berichteten Bahira* und Afsan* über ihr früheres Leben in Syrien und die Gründe für die Flucht. Bahira stammt aus Damaskus. Zwei Jahre nach dem Ausbruch des Bürgerkriegs im März 2011 flüchtete die Familie in den Libanon, wo sie eineinhalb Jahre lang unter misslichsten Bedingungen lebten, bevor sie im Rahmen eines UN-Hilfsprogramms in die Schweiz einreisen durften. Afsan ist Kurde. Bei der Flucht war er erst zwei Jahre alt. Die Kurden, so Afsan, seien von allen in Syrien lebenden Volksgruppen die am meisten benachteiligte und unterdrückte.
Sowohl Bahira wie auch Afsan hätten sich über den Sturz Assads gefreut, hätten sie darin doch endlich die Chance zu einem demokratischen Neubeginn ihrer Heimat gesehen. Doch sei es noch schwierig abzuschätzen, ob unter den neuen, ursprünglich aus islamistischen Extremisten hervorgegangenen Machthabern der Aufbau einer demokratischen Gesellschaft möglich sei. Befürchtungen gäbe es vor allem in Bezug auf die Situation der Frauen, denn es gäbe innerhalb der neuen Machthaber leider Tendenzen, die Rechte der Frauen massiv einzuschränken.
Entscheidend für die zukünftige Entwicklung Syriens werde auch das Verhalten all jener Länder sein, die sich immer und immer wieder in die inneren Angelegenheiten Syriens eingemischt hätten, so etwa die Türkei, die danach strebe, im Nahen Osten eine bedeutende Regionalmacht zu sein, oder Israel, das unmittelbar nach dem Sturz Assads fast die gesamte militärische Infrastruktur Syriens zerstört und mittels einer völkerrechtswidrigen geschaffenen „Pufferzone“ im Norden des Landes den Zugang vieler Syrer und Syrerinnen zu ihren eigenen Wohngebieten verunmöglicht hat.
Die Behauptung eines Diskussionsteilnehmers, Islam und Demokratie seien unvereinbar, löste eine längere Debatte aus. Dieser Behauptung widersprochen wurde mit dem Argument, es gäbe in jeder Religionsgemeinschaft nach Macht strebende Einzelne oder Gruppen, welche die Religion für ihre eigenen Interessen missbrauchten. Auch im Christentum hätte es solche Tendenzen gegeben, zum Beispiel zur Zeit der Kreuzzüge, als die Christen „im Namen Gottes“ gegen die Araber in den Krieg zogen, oder sogar in neuester Zeit, als sich US-Präsident George W. Bush bei seinem völkerrechtswidrigen Angriff auf den Irak auf das „Wort Gottes“ berufen hätte. Dies hätte aber nichts zu tun mit den ursprünglichen Grundwerten der Religionen, die sich in ihren ethischen Grundwerten erstaunlich ähnlich seien.
Ein Bibelzitat, in dem von einer zukünftigen weltweiten Friedensordnung die Rede ist, setzte den hoffnungsvollen Schlusspunkt unter eine Diskussion, die trotz teilweise grossen Meinungsverschiedenheiten letztlich doch erkennen liess, dass wohl die überwiegende Mehrheit der Menschen, unabhängig von Religionen und Nationalitäten, durch die gemeinsame Sehnsucht nach einer friedlichen und gerechten Welt miteinander verbunden sind.
* Namen geändert