14. Montagsgespräch vom 11. November 2024: Die schweizerische Asylpolitik in der Diskussion – Türen öffnen statt Feindbilder aufbauen

Thema des 14. Buchser Montagsgesprächs vom 11. November war die schweizerische Asylpolitik. Eingeladen zu diesem Anlass waren auch zwei Flüchtlinge aus Pakistan und Äthiopien, die zurzeit im kantonalen Ausreise- und Nothilfezentrum Sonnenberg in Vilters leben, sowie die Präsidentin und eine weitere Mitarbeiterin des Solidaritätsvereins Sevelen.

Wie zu erfahren war, leben im Zentrum Sonnenberg Flüchtlinge, deren Gesuch um ein Bleiberecht in der Schweiz abgewiesen wurde, die aber aufgrund schwieriger Umstände nicht in ihre Heimatländer zurückkehren können. Dies bedeute für viele ein jahrelanges Verharren in völliger Perspektivenlosigkeit, ohne Geld, ohne Möglichkeit einer sinnvollen Beschäftigung und in beständiger Angst vor einer gewaltsamen Ausschaffung.

Es wurde diskutiert, ob die Schweiz nicht schon zu viele Flüchtlinge aufgenommen hätte. In Anbetracht der Tatsache, dass auf 100 Bewohnerinnen und Bewohner nur ein einziger anerkannter Flüchtling kommt – in Deutschland beispielsweise sind es 3,7 – könne man, so eine Diskussionsteilnehmerin, diese Frage wohl eher verneinen. Eine andere Gesprächsteilnehmerin meinte, sie hätte oft Angst, sich an Orten aufzuhalten, wo es viele Flüchtlinge gäbe, eine Aussage, der eine andere Votantin deutlich widersprach, indem sie berichtete, sie hätte sich schon oft an solchen Orten aufgehalten, es sei ihr aber noch nie etwas passiert.

Ein Diskussionsteilnehmer wies darauf hin, dass der Anteil von Ausländern in den Gefängnissen ausserordentlich hoch sei, dem wurde aber entgegen gehalten, dass die weit überwiegende Mehrheit der Ausländerinnen und Ausländer noch nie ein Delikt begangen hätten und dass man negative Meldungen oft zu sehr in den Mittelpunkt stelle. So etwa wurde erwähnt, dass von den insgesamt 36‘000 in der Schweiz lebenden Afghaninnen und Afghanen nur von zwei Personen innerhalb eines halben Jahres eine schwere Straftat begangen worden sei, dies aber in der öffentlichen Wahrnehmung weitaus mehr Gewicht hätte als die Tatsache, dass weit über 99 Prozent dieser Personengruppe im gleichen Zeitraum kein einziges Delikt begangen hätten. Trotzdem müsse man, so wurde erwähnt, die abwehrende Haltung vieler Einheimischer ernst nehmen und offen darüber diskutieren, denn oft spielten dabei eigene Zukunftsängste eine wichtige Rolle.

Unmut äusserte eine Diskussionsteilnehmerin darüber, dass die grosszügige Aufnahmebereitschaft gegenüber Flüchtlingen aus der Ukraine in keinem Verhältnis stünde zu jener gegenüber Flüchtlingen aus anderen Ländern.

Die Bemühungen um Integration, so ein weiteres Votum, könnten nicht alleine von den ausländischen Menschen verlangt werden, auch die einheimische Bevölkerung müsse ihren Teil dazu beitragen, zum Beispiel dadurch, dass man vermehrt die eigenen Türen öffne und diese Menschen am Alltag teilnehmen lasse, statt sie auszugrenzen und aufgrund vereinzelter schlechter Erfahrungen zu einseitige Vorurteile gegen sie aufzubauen.

12. Montagsgespräch vom 9. September 2024: Rückblick auf die Coronakrise und was wir daraus gelernt haben könnten…

Am 12. Buchser Montagsgespräch vom 9. September wurde der Frage nachgegangen, inwieweit sich der Graben quer durch die Bevölkerung, der zur Zeit der Coronakrise zwischen Befürwortern und Gegnern von Impfungen und Schutzmassnahmen entstanden war, in der Zwischenzeit wieder überwunden werden konnte und was man im Rückblich aus dieser Krise gelernt haben könnte.

Übereinstimmend wurde gesagt, dass es schon von Anfang an zu einer Spaltung innerhalb der Bevölkerung gekommen sei. Es hätte sozusagen eine „offizielle“, „staatliche“ Sicht der Dinge gegeben, auf der anderen Seite all jene, welche darauf mit Misstrauen reagierten. Eine differenzierte Diskussion sei kaum mehr möglich gewesen, entweder hätte man sich zum einen Lager bekannt oder zum anderen, es sei zu einem eigentlichen Glaubenskrieg gekommen. Dabei hätten, wie mehrfach geäussert wurde, die Medien eine wichtige Rolle gespielt: Sie hätten kaum Positionen andersdenkender Fachpersonen zugelassen und häufig vor allem jenen Stimmen das Wort gegeben, welche gegen Andersdenkende aufhetzten, was die Spaltung zusätzlich verstärkt habe. Trotz alledem hätte die Schweiz, so betonte ein Gesprächsteilnehmer aus Frankreich, die Krise im Vergleich zu vielen anderen Ländern relativ human und massvoll bewältigt.

Ein Diskussionsteilnehmer erinnerte an die drei G: Geimpft, genesen oder gestorben. Er hätte ein viertes G vermisst: Gesund. Man hätte viel zu wenig darüber gesprochen, wie man das eigene Immunsystem besser stärken könnte, um auf diese Weise nicht nur vor einer Ansteckung durch das Coronavirus, sondern ganz allgemein gegen Krankheiten besser geschützt zu sein. Keiner und keine in der Runde, die sich nicht impfen liessen, bereute dies aus heutiger Sicht, sondern würde es wieder genau gleich machen.

Nicht zuletzt sei es in der Coronakrise auch um Geld gegangen. Einige, besonders die Pharmaindustrie, hätten massiv profitiert, andere hätten erheblich unter Einbussen gelitten. Solche Krisen lägen auch, wie ein Diskussionsteilnehmer meinte, im Interesse des kapitalistischen Wirtschaftssystems, denn der Kapitalismus brauche immer wieder neue „Nahrung“, wie man das auch bei jedem Krieg sehen könne: Bei der Zerstörung profitiere die Rüstungsindustrie, beim Wiederaufbau Bau-, Technologie- und Energieunternehmen.

Etwas vom Wichtigsten, was man aus der Coronakrise lernen könnte, so eine mehrfach geäusserte Meinung, sei die Bedeutung des Dialogs zwischen Menschen mit unterschiedlichen Meinungen. Gegenseitiges Ausgrenzen und Feindbilder seien schädlich für die Demokratie, welche ja gerade davon lebe, dass es in jeder Gesellschaft unterschiedlichste Denkweisen gibt, nicht nur zu diesem Thema. Wahrheit sei nicht etwas, was die eine oder die andere Gruppe für sich alleine in Anspruch nehmen könne, sondern nur etwas, dem man sich gemeinsam und mit Respekt gegenüber anderen Sichtweisen schrittweise annähern könne, indem man sich wieder gegenseitig die Hand reiche.

11. Montagsgespräch vom 12. August 2024: SRG-Halbierungsinitiative – wer würde profitieren, wer nicht?

Leider hat an diesem Montagsgespräch nur eine einzige Person teilgenommen – wahrscheinlich war es einfach zu heiss und man wollte lieber irgendwo gemütlich im Schatten sitzen… Somit entfällt ein ausführlicherer Bericht mit kontroversen Gesichtspunkten zu diesem Thema, ebenso wie der übliche Zeitungsartikel. Stattdessen an dieser Stelle zwei Wortmeldungen, die mir im Vorfeld des Anlasses zugestellt worden sind. EG schreibt: “Ich würde es sehr schlimm finden, wenn die Initiative angenommen würde. Die möglichst unabhängige Berichterstattung muss erhalten bleiben.” JB schreibt: “Ich finde die Abgabe ohnehin sehr unsozial. Denn jeder Haushalt ob reich oder arm muss genau gleich viel bezahlen. Da es jeder bezahlen muss, wäre die richtige Konsequenz, dass die Kosten vollständig vom Bund übernommen werden. Damit wäre auch das Thema vom Tisch, welche Unternehmen beitragen müssen und welche nicht. Es wäre ein reiner Service-Public. Natürlich geht dies am Anliegen der Halbierungsinitiative vorbei. Diese wollen die Prämie abschaffen, um das Budget der SRG zu schmälern. Aber der tiefere und eigentliche Grund ist, damit die Privatmedien zu bevorteilen, die man dann mit genügend Geld zusammenkaufen kann. Entsprechende Macht dem Geld, einmal mehr. Diesen letzten Grund sollte man klarer hervorheben. Und daraus ergibt sich das Hauptargument, dass die Presse eine unabhängige neutrale Instanz bleiben muss und nicht in Privathände gehört.”

10. Montagsgespräch vom 1. Juli 2024: Bezahlbarer Wohnraum – zunehmend Mangelware?

„Bezahlbarer Wohnraum wird immer knapper. Besonders hart trifft es ärmere Haushalte, bei denen die Miete oft das Einkommen bis zur Hälfte auffrisst. Es ist höchste Zeit, dass Bund, Kantone und Gemeinden den Ernst der Lage erkennen.“ Diese Aussage des Caritas-Direktors Peter Lack sowie die Tatsache, dass sich seit den Börsengängen der grossen Immobilienkonzerne vor rund 20 Jahren die Mieten überproportional erhöht haben, bildeten den Ausgangspunkt des 10. Buchser Montagsgesprächs vom 1. Juli, zu dem als Fachpersonen Andreas Schwarz, Buchser Stadtrat und Leiter des Ressorts Bau/Umwelt, Andreas Rohrer, Buchser Ortsgemeindepräsident, Max Altherr, Präsident einer Wohnbaugenossenschaft, sowie die beiden Architekten Timothy Allen und Ronan Crippa eingeladen waren.

Andreas Schwarz betonte, dass trotz anhaltend starken Wachstums im Werdenberg zurzeit noch immer genügend Wohnraum vorhanden sei. Dies aber, so gab Max Altherr zu bedenken, könnte sich schon bald ändern, denn die sich in Zürich abzeichnende Tendenz zu immer stärkerer Verknappung bezahlbaren Wohnraums werde sich früher oder später auch in anderen Regionen der Schweiz zeigen. Altherr habe daher grosse Sympathien für die Haltung der SP-Nationalrätin Jacqueline Badran, welche fordert, dass der Boden, wie früher die Allmende, der Allgemeinheit gehören sollte und alles andere nur „Flickwerk“ sei. Er brachte an, dass die Kommunen aktiver in die Bodenpolitik eingreifen sollten. Mit Vorkaufsrechten und der Abgabe des Bodens im Baurecht könnte gezielt auf die Entwicklung Einfluss genommen werden.

Als weitere Lösungsvorschläge wurden genannt: Einfache Sanierungen anstelle von Luxuslösungen, Einbezug der Bevölkerung in die Ortsplanung, Quersubventionierung von teureren und günstigeren Mieten innerhalb einer Überbauung, Beschränkung der Nutzung eines Einfamilienhauses auf die Zeit, da die Kinder noch zuhause sind.

Im Verlauf der Diskussion wurde immer deutlicher, dass nicht nur Gesetze und Vorschriften angepasst werden müssten, sondern auch das gesellschaftliche Bewusstsein gestärkt werden müsste. Es sollte nicht nur das Individuum im Vordergrund stehen, sondern genauso die Bedürfnisse der Allgemeinheit. So könnte der Fokus auf das gemeinsame Planen von Nachbarschaften gelegt werden, anstatt auf einzelne Bauten. Ob die heutige Gesetzgebung dieser Herausforderung gerecht werden kann, wurde jedoch infrage gestellt. Am Schluss rief Stadtrat Andreas Schwarz die Buchser Bevölkerung auf, sich unbedingt an der E-Mitwirkung zur Revision der Ortsplanung zu beteiligen, die 2027 in Kraft gesetzt werden soll. Auch dieses Montagsgespräch zeigte, wie bereichernd es sein kann, wenn Menschen zusammenkommen, die normalerweise nicht miteinander am gleichen Tisch sitzen, was allen Beteiligten die Möglichkeit eröffnet, neue, bisher noch wenig bekannte Sichtweisen kennenzulernen.

9. Montagsgespräch vom 25. Mai 2024: Für eine gewaltfreie Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts

Im Rahmen der Buchser Montagsgespräche war am 25. Mai Jasr Kawkby, ein in Gaza geborener und heute in Zürich lebender palästinensischer Kinderarzt, im Buchserhof zu Gast. Er zeichnete die Vorgeschichte des israelisch-palästinensischen Konflikts auf und verlieh seiner Hoffnung auf ein zukünftiges friedliches Miteinander der beiden Völker Ausdruck.

In den Medien, so Kawkby, sei ausführlich über die Terrorattacke der Hamas vom 7. Oktober 2023 berichtet worden, ein Verbrechen, das auch er klar verurteile. Weitaus weniger aber erfahre man über die Vorgeschichte des Konflikts. Damit wolle er, so hielt Kawkby fest, auf keinen Fall die Attacke der Hamas billigen oder rechtfertigen, denn das Töten unschuldiger Menschen sei immer ein Verbrechen, unabhängig davon, von welcher Seite es begangen werde.

Zur Vorgeschichte des Konflikts gehöre ganz wesentlich, so Kawkby, die gewaltsame Vertreibung der arabischen Bevölkerung aus Palästina durch jüdische Siedler ab 1947. Die Sehnsucht nach einem eigenen jüdischen Staat sei nach den Grausamkeiten des Holocaust zwar verständlich gewesen, jedoch hätte dies tragischerweise zu einem erneuten Verbrechen geführt, dieses Mal am arabisch-palästinensischen Volk. Über 700‘000 Menschen seien gewaltsam vertrieben und 530 Dörfer in Schutt und Asche gelegt worden, aufgrund der Forderung des israelischen Staatsgründers David Ben Gurion, wonach in Palästina ein „rein jüdischer Staat“ errichtet worden sollte. Noch heute würden im Westjordanland täglich Menschen aus ihren Häusern vertrieben und an deren Stelle, in Verletzung internationalen Völkerrechts, jüdische Siedlungen erbaut. Und unter den derzeitigen Bombardierungen des Gazastreifens durch die israelische Armee mit bereits über 35‘000 Todesopfern leide das palästinensische Volk in einem noch weitaus grösseren Ausmass denn je zuvor.

In der nachfolgenden Diskussion wies ein Zuhörer darauf hin, dass sowohl die PLO wie auch die Hamas in ihrer Charta die Vernichtung Israels forderten. Selbstverständlich, so Kawkby, sei eine solche extremistische Haltung klar abzulehnen. Aber man dürfe deswegen nicht aus dem Blick verlieren, wie das Ganze angefangen hätte, und da sei nun mal die gewaltsame Vertreibung der arabisch-palästinensischen Bevölkerung aus ihrer Heimat ab 1947 eine historische Tatsache. Seither hätte sich die Gewalt immer weiter gegenseitig aufgeschaukelt. Doch eine Lösung des Konflikts könne nur auf einem gewaltfreien Weg erreicht werden, durch Dialog, aber auch durch internationalen politischen Druck. Wenn dies alles nichts nütze, käme man wohl nicht darum herum, als Druckmittel auch Wirtschaftsboykotte in Erwägung zu ziehen. Auf keinen Fall aber dürfe zu militärischer Gewalt gegriffen werden. Dass dies keine Lösung sei, hätte die Vergangenheit mehr als deutlich gezeigt, es sei höchste Zeit für die langfristige Vision eines friedlichen Miteinanders der beiden Völker.

8. Montagsgespräch vom 6. Mai 2024: Kann mit mehr Waffen mehr Sicherheit geschaffen werden?

Den aktuellen Anlass zum 8. Buchser Montagsgespräch vom 6. Mai bildete der Piranha-Panzer, der am „Buchser Samstig“ vom 8. Juni in der autofreien Buchser Bahnhofstrasse präsentiert werden soll. Darüber hinaus aber wurde auch über die aktuelle europäische Sicherheitslage, das Verhältnis der Schweiz zur NATO sowie über die Frage diskutiert, ob Pazifismus in der heutigen Zeit kein Thema mehr sei.

Was das Verhältnis zwischen Russland und der NATO betrifft, so zeigte sich im Verlaufe der Diskussion, dass die Realität weitaus komplexer sei, als dies durch die Medien im Allgemeinen vermittelt werde. So etwa höre man nur selten davon, dass die USA über weltweit hundert Mal mehr Militärstützpunkte verfügt als Russland und fast alle dieser rund 2000 Basen ringförmig rund um Russland aufgestellt sind, was Bedrohungsängste seitens Russlands durchaus verständlich erscheinen lasse. Auch sei die Ukraine ganz und gar nicht jenes demokratische Musterland, als welches es im Westen dargestellt wird.

Übereinstimmung herrschte darin, dass der beste Schutz des Lebens zweifellos eine Welt ohne Waffen und Kriege wäre, während umgekehrt eine immer grössere Zahl von Waffen auch ein immer grösseres Risiko kriegerischer Auseinandersetzungen in sich berge, und sei es nur durch einen unbeabsichtigten technischen Zwischenfall. Eifrig wurde darüber diskutiert, ob der Krieg in der Natur des Menschen liege oder vielmehr eine Folge nationalistischer Machtansprüche und wirtschaftlicher Interessen sei. Einig war man sich darin, dass jene Menschen, die von Kriegen profitieren, meist nicht die gleichen sind, welche unter ihnen leiden oder ihnen zum Opfer fallen, wie es kürzlich auch in einer öffentlichen Äusserung des amerikanischen Aussenministers Blinken deutlich wurde, der sagte, die Weiterführung des Ukrainekriegs wäre eine gute Sache, weil sie dazu diene, Arbeitsplätze in der US-Rüstungsindustrie zu erhalten.

Eine Annäherung der Schweiz an die NATO wurde skeptisch beurteilt. Mehr könnte erreicht werden, wenn sich die Schweiz auf ihre Rolle als Konfliktvermittlerin und Friedensstifterin zurückbesinnen würde und auf ihr grosses Potenzial an hervorragenden Diplomatinnen und Diplomaten, die schon in vielen Konflikten wertvollste Arbeit geleistet hätten.

Zur Frage, ob die Präsentation eines Panzers im Rahmen des „Buchser Samstig“ eine gute Idee sei, waren, wie zu erwarten, die Meinungen geteilt. Wie man erfahren konnte, war dies ursprünglich gar nicht die Idee des OK gewesen, sondern aus Militärkreisen vorgeschlagen worden. Nach intensiven und durchaus kontroversen Diskussionen sei das OK aber zum Schluss gelangt, dieses Angebot in Anbetracht der Bedeutung der Schweizer Armee nicht ausschlagen zu können. Krieg sei nun einmal eine Realität, das dürfe auch an einem solchen Anlass sichtbar werden. Dem wurde entgegnet, der „Buchser Samstig“ sei hierfür nicht der geeignete Anlass. Wenn sich die Armee der Öffentlichkeit präsentieren wolle, gäbe es hierfür genügend andere Möglichkeiten.

Auf Wunsch stelle ich interessierten Leserinnen und Lesern gerne eine Sammlung von themenbezogenen Zitaten, die man nicht jeden Tag in den Mainstreammedien findet, zu: info@petersutter.ch.

7. Montagsgespräch vom 8. April 2024: Wie lassen sich Tierwohl und menschliche Ernährungsweise vereinbaren?

Einleitend hielt Renato Werndli, aktiver Tierrechtsaktivist seit vielen Jahren, fest, dass man früher noch davon ausgegangen sei, Tiere hätten keine Empfindungsfähigkeit und könnten Schmerzen nicht wahrnehmen, heute wisse man aber, dass dies nicht der Fall sei. Dennoch sei das Töten von Tieren zur Herstellung von Nahrungsmitteln an der Tagesordnung, pro Sekunde würden schweizweit zwei bis drei Tiere getötet, im Verlaufe dieser Gesprächsrunde also etwa 18‘000. Dazu kämen die meist katastrophalen Bedingungen, unter denen die Tiere aufgezogen würden, weltweit sei Massentierhaltung für rund 90 Prozent aller „Nutztiere“ die Regel. Zudem würden allein in der Schweiz 60 Prozent aller landwirtschaftlich nutzbaren Flächen für die Herstellung von Tiernahrung verwendet – eine masslose Verschwendung hinsichtlich der Welternährungslage. Werndli plädierte daher für eine konsequent vegane Ernährungsweise. Er hoffe, dass die Menschheit eines Tages zur Einsicht gelange, dass das Töten eines Tiers ebenso ein Verbrechen sei wie das Töten eines Menschen.

In der nachfolgenden Diskussion zeigte sich, dass auf diesem Weg noch zahlreiche Hindernisse zu überwinden sind. Ein häufig gehörter Einwand ist, dass ausschliesslich vegane Ernährung gesundheitsschädlich sei. Dies, so Werndli aus seiner Sicht als Hausarzt, treffe nicht zu, einzig ein Mangel an Vitamin B12 könne auftreten, hierfür aber gäbe es Alternativen. Als weiterer Punkt wurde erwähnt, dass Fleisch, vor allem durch entsprechende Subventionen, viel zu billig sei und deshalb auch so massenhaft konsumiert werde. Eine Diskussionsteilnehmerin verwies auf die komplexen Zusammenhänge innerhalb der gesamten Produktionskette bis hin zum Endkonsum, es sei deshalb wichtig, sämtliche daran Beteiligte ins Boot zu holen, um gemeinsame Lösungen zum Wohle aller zu finden. Kontrovers wurde diskutiert, inwieweit tierfreundlichere Haltungsformen eine Alternative sein könnten, dem wurde aber entgegengehalten, dass auch das Leben dieser Tiere viel zu früh und gewaltsam beendet werde, Tiere mit einer Lebenserwartung von zehn Jahren würden schon im Alter von einem halben Jahr getötet. „Kognitive Dissonanz“ sei ein weiteres Hindernis: Eigentlich wisse man es ja schon längst, aber verhalte sich im Alltag dennoch nicht entsprechend.

Abschliessend erinnerte eine Diskussionsteilnehmerin daran, dass tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen nicht von heute auf morgen zu realisieren seien, als Beispiel erwähnte sie das Frauenstimmrecht, für das jahrzehntelang gekämpft werden musste, heute aber nicht mehr wegzudenken ist. So, meinte sie, würde auch eine vegane Ernährungsweise in Zukunft, im Gegensatz zu heute, selbstverständlich und nicht mehr wegzudenken sein. Hierfür aber brauche es viel Aufklärungsarbeit und Menschen wie Renato Werndli, die sich unermüdlich und unbeirrt für dieses Ziel einsetzen.

6. Montagsgespräch vom 11. März 2024: Was läuft im Gesundheitssystem schief und was für Reformen bräuchte es jetzt?

Was läuft im Gesundheitssystem schief und was für Reformen bräuchte es? Mit dieser Frage beschäftigte sich das 6. Buchser Montagsgespräch vom 11. März 2024. Dank der Teilnahme mehrerer Pflegefachfrauen kam es zu einer sehr praxisnahen Diskussion, bei der klar wurde, dass gleich an mehreren Stellen dringender Handlungsbedarf besteht.

Die Belastungen am Arbeitsplatz, so die übereinstimmende Aussage der Pflegefachfrauen, hätten sich in den vergangenen Jahren zunehmend verschärft. Der ökonomische Druck sei spürbar: In möglichst kurzer Zeit müsse unter wachsendem Spardruck der grösstmögliche Profit erwirtschaftet werden, alles werde bis zum Letzten ausgereizt. Gleichzeitig fehle es an der nötigen Wertschätzung, viele fühlten sich gegenüber den Systemzwängen machtlos. „So kann es nicht weitergehen“, meinte eine der Frauen. Und eine andere sagte sogar: „Ich hoffe, dass möglichst bald alles kollabiert, dann öffnet sich die Chance für einen echten Neubeginn.“

Als weitere Problemfelder wurden die hohen Medikamentenpreise, die mangelnde Information der Patientinnen und Patienten über Präventionsmassnahmen sowie die finanzielle Belastung von Menschen mit tiefen und mittleren Einkommen durch die explodierenden Krankenkassenprämien angesprochen. Zu Schwierigkeiten führe auch die Konkurrenz zwischen öffentlichen und Privatspitälern: Die Privatspitäler könnten „Rosinen picken“ und sich auf gewinnbringende Spezialangebote bis hin zur „Luxusmedizin“ beschränken, während sich die öffentlichen Spitäler um die weniger lukrative medizinische Grundversorgung kümmern müssten.

Im zweiten Teil des Abends wurden 10 konkrete Forderungen in Bezug auf die zukünftige Entwicklung des Gesundheitswesens erarbeitet: 1. Einführung einer staatlichen Einheitskrankenkasse mit einkommens- und vermögensabhängigen Prämien. 2. Verstärkter Fokus auf Gesundheitsprävention. 3. Europäisch angeglichene Medikamentenpreise. 4. Überführung des gesamten Gesundheitswesens von den Kantonen zum Bund. 5. Private Spitäler sollen auch jene Leistungen der Grundversorgung erbringen, die heute nur von den öffentlichen Spitälern angeboten werden. 6. Vermehrter Einbezug von Erfahrungen aus erfolgreichen Versorgungsmodellen anderer Länder. 7. Hinterfragen und Überprüfen von speziell kostspieligen und teilweise sogar überflüssigen medizinischen Angeboten. 8. Gegenmassnahmen zu einer drohenden Zweiklassenmedizin. 9. Abbau des teilweise zu grossen Lohngefälles innerhalb der Gesundheitsberufe. 10. Befreiung des Gesundheitssystems von ökonomischen Sachzwängen, Fokus auf das Wohlbefinden und die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten wie auch der Berufstätigen im Gesundheitswesen.

Abschliessend meinte eine junge Frau, sie werde nun weiterhin an den Montagsgesprächen teilnehmen, sei ihr doch bewusst geworden, wie wichtig die Aufklärung über gesellschaftliche Zusammenhänge sowie der gegenseitige Informationsaustausch seien, um notwendige Veränderung auf der politischen Ebene in Gang zu bringen.

Fünftes Montagsgespräch vom 5. Februar 2024: Warum gibt es in einem der reichsten Länder so viel Armut?

Laut neuesten Zahlen der Caritas sind in der Schweiz 1,2 Millionen von Menschen von Armut betroffen, 157‘000 Menschen sind sogenannte „Working poor“, sie verdienen trotz voller Erwerbsarbeit nicht genug zum Leben, und dies, obwohl in der Bundesverfassung das Recht auf einen existenzsichernden Lohn verankert ist. Gleichzeitig besitzen die 300 Reichsten des Landes 820 Milliarden Franken, fast so viel wie das jährliche Militärbudget der USA. Nur in weltweit zwei Ländern, nämlich Singapur und Namibia, sind die Vermögensunterschiede zwischen Arm und Reich noch grösser als in der Schweiz.

Armut, so eine Diskussionsteilnehmerin, werde meistens vererbt und sei ein Teufelskreis, in dem man oft lebenslang gefangen bleibe. Wer arm sei, werde von vielem ausgeschlossen wie zum Beispiel Sport- und Freizeitangeboten sowie kultureller Teilhabe, Zugang zu Medien und Bildungsmöglichkeiten. Auch wirke sich Armut demütigend in Bezug auf das Selbstwertgefühl und belastend auf die physische und psychische Gesundheit aus. Alle Anwesenden waren sich darin einig, dass die gegenwärtigen sozialpolitischen Rahmenbedingungen zu wenig ausreichend seien, um die Menschen wirksam vor Armut zu schützen: So etwa seien vor allem Frauen bei der Altersvorsorge benachteiligt, die AHV-Renten seien nicht immer existenzsichernd, die Ergänzungsleistungen seien sogar noch reduziert worden und in vielen Branchen seien viel zu niedrige Löhne immer noch an der Tagesordnung, während Krankenkassenprämien, Wohnungsmieten und Lebensmittelpreise weiter und weiter in die Höhe klettern.

Als mögliche Lösungsvorschläge wurden unter anderem genannt: Stärkung der AHV, höhere und automatisch ausbezahlte Ergänzungsleistungen, existenzsichernde Mindestlöhne, eine Einheitskrankenkasse mit einkommensabhängigen Prämien, höhere Erbschafts- und Kapitalgewinnsteuern sowie leichterer Zugang von einkommensschwächeren Berufsgruppen zu politischer Mitbestimmung und Einflussnahme. Ein Vorschlag stach besonders heraus: Jede Person, der es finanziell und wirtschaftlich gut gehe, solle Verantwortung übernehmen für eine Person, die benachteiligt sei. Leider aber, so wurde entgegnet, laufe heute vieles genau in die entgegengesetzte Richtung: Jeder sei mit sich selber beschäftigt, oft überlastet und überreizt, und der Druck, in immer kürzerer Zeit immer mehr zu leisten, nehme laufend zu.

Gegen Schluss der Diskussion zitierte ein Diskussionsteilnehmer den „armen Mann“, der in einer bekannten Parabel von Bertolt Brecht zum reichen Mann sagt: „Wärst du nicht reich, dann wäre ich nicht arm.“ Ein Hinweis darauf, dass Armut auf der einen Seite und Reichtum auf der anderen ursächlich zusammenhängen, und dass es nebst einzelnen punktuellen Verbesserungen letztlich wohl auch eine tiefergehende Systemveränderung brauche, um mehr soziale Gerechtigkeit zu schaffen.

Viertes Montagsgespräch vom 4. Dezember 2023: Wachsender Leistungsdruck in der Schule

Wie eine kürzlich im Kanton Zürich durchgeführte Befragung von 14Jährigen ergeben hat, fühlen sich die Hälfte der Mädchen durch die Schule „sehr“ bis „ziemlich“ gestresst, deutlich mehr als noch vor wenigen Jahren. Zugenommen haben auch, als Folgen des zunehmenden Leistungsdrucks, Bauch-, Rücken- und Kopfschmerzen, Angststörungen und Suizidversuche. Auch Knaben, zwar in etwas geringerem Ausmass, leiden zunehmend unter der psychischen Belastung durch die Schule. Dies und die Tatsache, dass die meisten Kinder im Verlaufe ihrer Schulzeit ihre anfängliche Lernfreude verlieren, bildeten den Ausgangspunkt des Buchser Montagsgesprächs vom 4. Februar zum Thema Schule.

Im Verlaufe der Diskussion zeigten sich mehrere Ursachen für den wachsenden Leistungsdruck in der Schule. Erwähnt wurden unter anderem die völlig unrealistischen Lernziele, wie sie etwa durch den neu eingeführten Lehrplan 21 mit insgesamt 2307 Kompetenzen vorgegeben sind. Zweitens das Notensystem, mit dem die Kinder bei ihrem Lernen permanent miteinander verglichen werden, obwohl längstens bewiesen sei, dass Lernen etwas ausgesprochen Individuelles ist und Pestalozzi schon vor über 250 Jahren forderte, kein Kind mit einem anderen zu vergleichen, sondern stets nur jedes mit sich selber. Drittens das Auswendiglernen von Wissen zu Prüfungszwecken, wobei das meiste des Gelernten ohnehin in Kürze wieder vergessen ginge und ausserdem mit den tatsächlichen Lebensanforderungen kaum etwas zu tun habe. Viertens die zunehmende Akademisierung des Bildungswesens und der Lehrerbildung, was sich beispielsweise darin zeige, dass lustvolle, spielerische Lernformen immer mehr aus dem Schulalltag verschwänden. Fünftens eine zu einseitige Definition von Intelligenz mit einer Überbewertung kognitiver Fähigkeiten wie Sprache und Mathematik, während doch auch Empathie, Kreativität, handwerkliches Geschick, Musikalität und vieles mehr ebenso wesentliche Elemente menschlicher Intelligenz bildeten. Sechstens der gesamtgesellschaftliche Trend zu permanenter „Selbstoptimierung“ und zum Zwang, in immer kürzerer Zeit immer höhere Leistungen zu erzielen.

Als mögliche Ansätze zukünftiger Schulreformen wurde in der Runde unter anderem Folgendes genannt: Entrümpelung der Lehrpläne von unnötigem Ballast, dafür mehr Zeit für den Aufbau der wesentlichen Grundfertigkeiten wie Lesen und Schreiben; Abschaffung des Notensystems, stattdessen vermehrt individuelle und ganzheitliche Lernförderung; Lernen in Projekten und Gesamtzusammenhängen mit Praxisbezug anstelle einzelner, voneinander isolierter Schulfächer; grössere Chancengleichheit für alle sozialen Schichten; Verknüpfung von Lernen mit Wohlbefinden und Lebensfreude.

Leider fehlten an diesem Abend Lehrkräfte, die noch im Berufsleben stehen, Eltern schulpflichtiger Kinder sowie Kinder und Jugendliche. Sie alle hätten zweifellos viel Wertvolles zur Diskussion beitragen können.