Ein altes Land und ein neues Land und dazwischen eine Brücke

Es gibt ein altes Land und ein neues Land und dazwischen eine Brücke. Im alten Land herrscht noch das Patriarchat, Macht und Geld regieren über Liebe und Gerechtigkeit, bei Konflikten greift man zu Waffen statt zur Vernunft, Erwachsene fühlen sich als etwas Besseres im Vergleich mit den Kindern. Im neuen Land verstehen die Menschen die Sprache der Engel, alles ist mit allem verbunden, durchströmt von Liebe, Fürsorge und der Musik des Himmels. Krieg, Ausbeutung, Vorteile der einen auf Kosten anderer gehören für immer der Vergangenheit an. Zwischen dem alten Land und dem neuen Land ist eine Brücke, man sieht sie nicht auf den ersten Blick, es braucht manchmal viel Geduld, um sie zu finden, und vor allem Offenheit und Neugierde auf Neues. Viele Menschen leben schon heute im neuen Land. Ihr Leben hat sich zutiefst gewandelt. Sie sprechen eine andere Sprache, sie denken anders, und wenn sie gegenseitig ihre Gedanken austauschen, stellen sie immer wieder mit grösstem Erstaunen fest, dass sie alle, unabhängig voneinander und auf ganzen verschiedenen Wegen, so etwas wie einen gemeinsamen Schatz gefunden haben, von dem sie schon immer träumten und der jetzt endlich Wirklichkeit geworden ist. Im alten Land aber mauern sich immer noch viele Menschen in ihrem alten Denken und in ihrer alten Sprache ein, bauen sogar die Mauern rund um sich herum immer noch weiter und weiter in die Höhe. Doch immer mehr Menschen finden den Weg zur Brücke, vernehmen immer deutlicher die himmlischen Klänge auf der anderen Seite davon, die Stimmen der Engel, das Lachen der Kinder, das Paradies. So wie sie die Brücke zu überqueren beginnen, so verwandeln sie sich nach und nach aus Wesen des alten Landes und der alten Zeit in Wesen des neuen Landes und der neuen Zeit. Und wer erst einmal im neuen Land angekommen ist, wird nie mehr zurückwollen ins alte Land. Das schafft so unendlich viel Hoffnung in immer noch dunklen Zeiten. Denn an die Ohren selbst jener, welche sich unter Aufbietung all ihrer Kräfte immer verbissener an der Sprache und dem Denken der alten Zeit festklammern, wird früher oder später die Musik von der anderen Seite der Brücke dringen, ob sie wollen oder nicht. Sie können alles tun, ihre Herzen in noch so kaltes Eis zu legen. Eines Tages wird auch das letzte Eis geschmolzen sein.

Systematische Verhinderung der Revolution

Man könnte es geradezu als Strategie des Kapitalismus bezeichnen, die Menschen in den ärmeren Ländern entweder auszuhungern oder zu Tode erschöpfender Ausbeutung zu unterwerfen und die Menschen in den reicheren Ländern entweder im Luxus zu ertränken, im gegenseitigen Kampf um sozialen Aufstieg oder Abstieg permanent unter Druck zu setzen oder mit dermassen vielen sinnlosen Aktivitäten zu betäuben, dass niemand mehr, weder in den reichen noch in den armen Ländern, genug Zeit und Kraft hat, um die Revolution vorzubereiten.

Behindert

Wer ist mehr behindert, der Trisomie-21-Bub, der seine Arme und Beine in alle Richtungen verwirft, oder der Bankmanager, der hundert Leute entlässt, ohne ihnen auch nur eine einzige Träne nachzuweinen?

Die Mücke

Was ist denn daran so schlimm, wenn dich mitten in der Nacht eine Mücke sticht? Im Gegenteil, sie hat sich vielleicht schon tagelang auf dieses Festmahl gefreut. Wir werden ja auch nicht zu Tode gequetscht, nur weil wir uns am Sonntag einen feinen Schmorbraten gönnen.

Gut und Böse

Blumen. Bäume. Regenwürmer. Kolibris. Kinder. Sterne. Wind. Regen. Wasser. Kunstwerke. Musik. Die Liebe. Alles Wahre ist weder gut noch böse, es ist einfach. Braucht es überhaupt die Kategorien von „gut“ und „böse“ und was bewirken sie?

Warum so kompliziert?

Warum muss man sagen: Ich bin heterosexuell. Oder: Ich bin queer. Oder: Ich bin nonbinär. Oder: Ich bin bisexuell. Oder: Ich bin lesbisch. Oder: Ich bin inter. Oder: Ich bin trans. Oder: Ich bin divers. Oder: Ich bin agender. Oder: Ich bin fluidflux. Oder: Ich bin androgyn. Warum kann ich nicht einfach sagen: Ich bin Peter.

Als würden alle auf etwas ganz Grosses und Neues warten…

Wohin du schaust: Alle starren permanent auf ihre Handys, selbst wenn sie durch die Strassen gehen, selbst während dem Einsteigen in den Zug, selbst wenn sie ein Geschäft betreten. Als würden alle auf irgendetwas warten. Als gäbe es irgendwann einen Knall und in der selben Sekunde würde auf allen Handys, Laptops und Computern der Welt die genau gleiche Meldung erscheinen: ACHTUNG, JETZT GERADE BEGINNT EIN NEUES ZEITALTER, DAS ZEITALTER DER MENSCHLICHKEIT, DER GERECHTIGKEIT, DER FREIHEIT UND DES FRIEDENS. Vielleicht warten ja tatsächlich alle auf so etwas…

Fehler machen

Nur wer sich nie exponiert, kann keine Fehler machen. Aber vielleicht ist ja gerade das, sich nicht zu exponieren, der grösste Fehler, den man überhaupt machen kann.