Bettelnde Menschen in Basel und anderswo: Sie klopfen an unsere Türen und unser schlechtes Gewissen

Bettelnde Männer, Frauen und Kinder aus Rumänien und Bulgarien mitten in einem der reichsten Länder der Welt. Doch dass die Reichen reich sind und die Armen arm, das ist kein Zufall. Man nennt es Kapitalismus. Aber eigentlich ist es ein immenser Raubbau, ein unermesslicher Diebstahl. Wenn die Schweiz als eines der rohstoffärmsten Länder der Welt dennoch eines der reichsten Länder der Welt ist, dann ist solcher Reichtum nur dadurch möglich, dass an anderen Orten und in anderen Ländern der Welt umso grössere Armut herrscht. Der Kuchen wird nicht einfach grösser, indem sich jeder auf Kosten der anderen zu bereichern versucht. Wer sich ein grösseres Stück abschneidet, als ihm zusteht, ist dafür verantwortlich, dass für die anderen nur noch umso kleinere Stücke übrig bleiben. Und so versuchen sich all die Flüchtlinge und all die Bettler, die an unsere Türen klopfen, nichts anderes, als sich ein kleines Stück von dem, was wir ihnen zuvor gestohlen haben, wieder zurückzuholen. Die Empörung derer, die sich davon bedroht fühlen, ist nur zu leicht erklärbar. Es ist letztlich nichts anderes als ihr schlechtes Gewissen. Weder das “Problem” mit den Flüchtlingen, noch das “Problem” mit den Bettlern werden wir lösen können, indem wir es zu verbieten, zu verdrängen oder unsichtbar zu machen versuchen. Lösen können wir es nur, wenn wir von der Konkurrenzwirtschaft, in der jeder den anderen auszustechen und zu übertrumpfen versucht, wegkommen hin zu einer am Gemeinwohl und an gerechter Teilhabe orientierten Form von Wirtschaft, in welcher der ganze Kuchen gleichmässig auf alle verteilt ist. Denn, wie schon Friedrich Dürrenmatt sagte: “Was alle angeht, können nur alle lösen.”