Bank Julius Bär: Eine Mustergeschichte für das Bilderbuch des Kapitalismus

Die Bank Julius Bär zieht die Sparschraube an. Der 2019 erzielte Reingewinn von 772 Millionen Franken blieb unter den Erwartungen des Verwaltungsrats. Während zwar die Aktionäre weiterhin eine unveränderte Dividende von 1,5 Franken pro Titel erhalten, wird der Sparhebel bei den Personalausgaben angesetzt: 300 von weltweit rund 6000 Stellen werden gestrichen, 200 davon in der Schweiz.

(W&O, 4. Februar 2020)

Kaum zu glauben. Ganze rund 130’000 Franken Gewinn hat jeder einzelne Mitarbeiter und jede einzelne Mitarbeiterin der Bank Julius Bär im Jahr 2019 erwirtschaftet. Aber dem kapitalistischen Moloch ist das immer noch nicht genug. Statt die Angestellten für diese grossartige Leistung zu belohnen und ihnen vielleicht sogar noch einen Extrabonus auszuzahlen, lässt man jeden Zwanzigsten von ihnen über die Klinge springen, zerstört man Hunderte hoffnungsvoller Karrieren, stürzt man Menschen im besten Alter in eine Lebenskrise, setzt man das sorglose Zusammenleben ganzer Familien aufs Spiel. Während die Aktionäre gänzlich ungeschoren davon kommen und weiterhin, ohne sich dafür auch nur im Geringsten anstrengen zu müssen, ihre jährlichen Dividenden einstreichen dürfen. Eine Mustergeschichte, ein Paradebeispiel im Bilderbuch des Kapitalismus, von dem unsere Kinder und Kindeskinder eines Tages, wenn alles vorüber ist, nur noch ungläubig und kopfschüttelnd Kenntnis nehmen werden…