Archiv des Autors: Peter Sutter

1. Mai in Zürich: Demokratie mit Füssen getreten

1. Mai in Zürich: Als sich um 11 Uhr auf dem Helvetiaplatz rund 30 Personen mit Fahnen und Transparenten versammeln, um gegen die Zustände im syrischen Rojava zu demonstrieren, werden sie von der Polizei weggewiesen, und dies, obwohl gemäss Augenzeugen der Sicherheitsabstand eingehalten wurde. Eine Stunde später wiederholt sich die Szene beim Rathaus. Diesmal verhaftet die Polizei einen Mann und eine Frau, weil diese sich den Anordnungen widersetzen. “Wir weisen darauf hin”, verkündet die Polizei über Lautsprecher, “dass wir aufgrund der ausserordentlichen Lage und des allgemeinen Versammlungsverbots keine solchen Aktionen tolerieren können.” Die grösste Menschenansammlung bildet sich etwa um halb drei beim Bellevue, wo rund 100 Personen demonstrieren. Auch dort wollen sich nicht alle Demonstrantinnen und Demonstranten nach Hause schicken lassen. Es werden 40 Personen kontrolliert und eine von ihnen verhaftet, sie alle werden wegen Verstosses gegen die Covid-Verordnung angezeigt. Schliesslich halten unter strenger Einhaltung der Abstandsregeln Vertreterinnen und Vertreter der gewerkschaftlichen Basisgruppe “Zürich bleibt öffentlich” vor dem Rathaus mehrere Reden, auch diese Gruppe wird von einem Grossaufgebot der Polizei aufgelöst. “Ein Armutszeugnis, was sich die Stadtpolizei da erlaubt hat”, sagt Luca Maggi, Sprecher des 1. Mai-Komitees, “Plakate sind abgehängt und die freie Meinungsäusserung ist unterbunden worden. Sogar Personen, welche Distanz- und Hygienevorschriften einhielten, sind weggewiesen worden.”

(www.watson.ch)

 

Die Lockerungsmassnahmen, die vom Bundesrat bereits bekanntgegeben wurden und denen in den folgenden Wochen noch weitere folgen sollen, gelten offensichtlich nicht fürs Politische und für die demokratischen Grundrechte, sondern nur für all jene Bereiche, wo es ums Geldverdienen geht. Sonst würde man nicht zulassen, dass in einem Restaurant vier Personen am gleichen Tisch sitzen dürfen, während man gleichzeitig vier Personen, die in einem Demonstrationszug nebeneinander gehen, auseinandertreibt. Man würde nicht Menschenansammlungen in Supermärkten und Eisenbahnzügen zulassen, während man gleichzeitig Menschenansammlungen zu politischen Zwecken polizeilich verfolgt und kriminalisiert. Und man würde nicht Plakate, mit denen für Fruchtsäfte oder Staubsauger geworben wird, hängen lassen, während man Plakate, die auf das Schicksal der Menschen in Rojava hinweisen, zu Boden reisst. Es heisst immer, besondere Umstände würden besondere Massnahmen erfordern. Das würde aber auch bedeuten, gerade in einer so schwierigen Zeit wie der heutigen der Demokratie und den Menschenrechten ganz besonders viel Sorge zu tragen… 

 

 

 

 

 

Streitgespräche und Politikdiskussionen: Und wo sind die Nichtakademiker und Nichtakademikerinnen?

Radio SRF veröffentlicht eine Artikelserie zum Thema “Corona – es wird nie wieder sein, wie es einmal war.” Gesprächsteilnehmer und Gesprächsteilnehmerinnen sind eine Philosophin, ein Soziologe, eine Kulturwissenschaftlerin und ein Wissenschaftshistoriker…

(www.srf.ch)

Ob in der Zeitung, am Radio oder am Fernsehen: Geht es um wichtige Themen, kommen fast immer nur Akademiker und Akademikerinnen zu Wort. Als hätten alle anderen Menschen nichts Wichtiges zu sagen. Doch das ist ein gewaltiger Irrtum und eine masslose Beleidigung all jener “einfachen” Männer und Frauen ohne Titel und Rang, die tagtäglich ganz einfach ihren Job erledigen. Denn das Leben findet nicht vor allem in wohltemperierten Studierstuben statt. Es findet vor allem statt im ohrenbetäubenden Lärm von Fabrikhallen, im knietiefen Schlamm eines Abwasserschachts, am Krankenbett einer qualvoll sterbenden Patientin oder im Gewusel der fünfköpfigen Familie in einer viel zu engen Vierzimmerwohnung zwischen Haushaltsarbeiten, Homeschooling und Homeoffice. Zwar wird über den Alltag dieser “gewöhnlichen” Menschen regelmässig in Zeitungsartikeln und TV-Reportagen berichtet. Geht es aber um das politische oder philosophische Streitgespräch, um die Reflexion über gegenwärtige und zukünftige Bedrohungen, um die Beurteilung all der Massnahmen, die von Gesundheitsexperten und Politikern getroffen werden – dann sucht man den Nichtakademiker oder die Nichtakademikerin in der Gesprächsrunde meist vergebens. Es wäre wohl an der Zeit, analog zur Frauenquote eine Quote für Nichtakademikerinnen und Nichtakademikern in öffentlichen Gesprächsrunden einzuführen.

Im Kampf gegen das Coronavirus: Gehen Sie ins Freie!

Wie stark wird das wärmere Wetter die Ansteckung durch das Coronavirus dämpfen? Ich habe alle wissenschaftlichen Aufsätze zu diesem Aspekt gelesen und schliesse daraus, dass sich das Virus am schnellsten im Inneren von Gebäuden ausbreitet. Deswegen war es ziemlich sinnlos, Parks und Strände zu schliessen und unter dem Strich wahrscheinlich eher schädlich. Demnach ist es also möglich, dass der Sommer die Ansteckungsfähigkeit des Virus nicht radikal verringert, solange wir nicht alle unsere Schreibtische nach draussen schaffen.

(Neil Ferguson, Senior Fellow am Zentrum für europäische Studien in Harvard, NZZ 28. April 2020)

Allen solchen Einsichten zum Trotz wurden und werden nach wie vor in zahlreichen Ländern Ausgangssperren verhängt, Parkanlagen und Strandpromenaden abgesperrt und die Bevölkerung auch in der Schweiz rund um die Uhr mit dem Slogan “Bleiben Sie zuhause!” bombardiert, so dass sich verunsicherte Bürgerinnen und Bürger schon fast nicht mehr getrauen, ihr Haus zu verlassen, obwohl nie eine Ausgangssperre verhängt wurde. Sieht man die Kinder in Spanien, die unlängst zum ersten Mal nach sechs Wochen ihre Wohnung verlassen durften, und auch das nur für eine Stunde und in Begleitung Erwachsener, dann muss man sich schon fragen, ob der Kampf gegen das Coronavirus nicht bald grösseren Schaden anrichtet als das Virus selber und ob es nicht langsam an der Zeit wäre, den Slogan “Bleiben Sie zuhause!” durch den Slogan “Gehen Sie ins Freie!” zu ersetzen.

Strategien gegen das Coronavirus: Querdenker werden totgeschwiegen

«Je mehr Personen bereits eine Infektion durchgemacht haben, desto geringer wird das Ansteckungsrisiko für die restliche Bevölkerung sein», sagt Pietro Vernazza, Chefarzt der Infektiologie des Kantonsspitals St. Gallen. Er schlägt daher das gezielte Schaffen einer «Herdenimmunität» vor. «Dafür müssen wir Infektionen zulassen.» Insbesondere bei Kindern und gesunden jüngeren Menschen seien die Symptome fast immer mild, oder die Infektion bleibe sogar gänzlich unbemerkt. Eine solche Umstellung müsse «selbstverständlich unter laufender Beobachtung der Hospitalisationszahlen erfolgen». Bei der Gruppe der Risikopatienten und älteren Personen solle hingegen die gegenteilige Strategie gefahren werden, nämlich die möglichst weitgehende Vermeidung von Ansteckungen. Besonders gefährdete Personen müssten für einige Zeit «zu ihrem persönlichen Schutz ein zusätzliches individuelles Hygiene- und Isolationsverhalten aufrechterhalten», bis eine ausreichende Immunität in der Bevölkerung auch ihr individuelles Risiko minimiere.

(www.telebasel.ch)

Schwer zu verstehen, weshalb Stimmen wie jene von Pietro Vernazza bei den zuständigen Behörden und Gesundheitspolitikern offensichtlich bis anhin noch kein Gehör gefunden haben. Weshalb eigentlich nicht? Gibt es so etwas wie einen unausgesprochenen Mainstream? Entweder bewegt man sich in diesem, dann findet man Beachtung. Wenn nicht, wird man einfach totgeschwiegen…

Nur 5,5 Prozent der Genfer Bevölkerung haben sich bisher mit dem Coronavirus angesteckt: gute oder schlechte Nachrichten?

Erste Resultate einer Studie des Genfer Universitätsspitals zeigen, dass sich 5.5 Prozent der Genfer Bevölkerung mit dem Coronavirus angesteckt haben. Bisher wurde das Blut von 760 Personen untersucht. Man könne zurzeit noch keine detaillierten Auswertungen machen bezüglich der Verteilung in der Bevölkerung, sagt Isabella Eckerle, Virologin des Unispitals Genf: «Was sich aber schon abzeichnet, ist, dass der Anteil an infizierten Personen kleiner ist als erhofft». Und dies bedeute, dass es lange dauern werde, bis ein grosser Teil der Bevölkerung dem Virus ausgesetzt sein werde.

(www.srf.ch)

Einerseits wird die Bevölkerung dazu angehalten, sich regelmässig die Hände zu waschen, überall einen Abstand von zwei Metern zu anderen Personen einzuhalten und sich, wenn sich dieser Abstand nicht einzuhalten ist, mit Gesichtsmasken zu schützen. Anderseits bedauert die Virologin des Unispitals Genf, dass erst 5,5 Prozent der Bevölkerung infiziert worden sei und es daher noch lange dauern werde, bis ein grösserer Teil der Bevölkerung dem Virus ausgesetzt und damit, mindestens eine Zeitlang, immunisiert sein werde. Wie geht das zusammen? Eigentlich gar nicht. Das eine Konzept ist genau das Gegenteil des andern. Offensichtlich besteht da noch ein grösserer Handlungsbedarf unter den Fachexperten, sich auf die eine oder andere Strategie festzulegen…

Apple und der Bundesrat Hand in Hand gegen die Bewegungsfreude der Schweizer Bevölkerung

Wer mit Apple Maps auf seinem Smartphone den Weg in einen Shop sucht, füttert automatisch Apples Datenbank mit Bewegungsdaten. Diese wurden kürzlich – in anonymisierter Form – auf der Website von Apple veröffentlicht. So wird ersichtlich, wie strikt die Lockdowns in den verschiedenen Ländern umgesetzt werden. Die Schweiz schneidet dabei nicht besonders gut ab: Am Wochenende vor dem offiziellen Lockdown blieben Herr und Frau Schweizer vermehrt zu Hause. Ab dem 17. März waren dann die meisten Geschäfte, Kinos und Co. geschlossen – ab da sackten die Bewegungsdaten in den Keller. Gegen Ende März bewegte man sich in der Schweiz nur noch rund ein Drittel so stark wie am Referenztag im Januar. Inzwischen scheint die Schweizer Bevölkerung aber etwas «lockdownmüde» zu sein: Der Trend bei den Bewegungen zeigt klar nach oben, obwohl bis zum heutigen Tag noch keine Lockerungen in Kraft traten. 

(www.watson.ch)

Apple scheint entgangen zu sein, dass es Länder mit Ausgangssperren gibt und solche ohne. Alles wird in den gleichen Topf geworfen und über allem schwebt, unausgesprochen, als wäre es ein heiliges Gebot, der Aufruf, die Menschen sollten “zu Hause” bleiben. Dass die Schweiz in dieser Hinsicht “nicht besonders gut” abschneidet, ist ja logisch, herrscht hierzulande doch nach wie vor glücklicherweise keine Ausgangssperre. Trotzdem ruft auch der Bundesrat wider alle Vernunft in endloser Wiederholung die Menschen dazu auf, zu Hause zu bleiben. Ihm werden, da die Schweiz ja nicht als schwarzes Schaf dastehen will, die auf der Apple-Website veröffentlichten Daten ganz gelegen kommen. Und so zieht sich die Krake immer mehr über unseren Köpfen zusammen und wir werden, wenn wir schon nicht dem Bundesrat gehorchen, dann wenigstens Apple gehorchen und alle miteinander ganz schön brav Tag und Nacht zu Hause bleiben.

Coronakrise: Ausgangssperren und ihre fatalen Folgen

Ob ein Infizierter im Spital oder gar auf einer Intensivstation landet, hängt auch von der Stärke des Immunsystems ab. Interessant ist in diesem Zusammenhang eine Studie aus Japan, die zeigt, dass schon zwei auf zwei Tage verteilte Spaziergänge im Wald die Anzahl der für die Immunabwehr entscheidenden natürlichen Killerzellen um 50 Prozent erhöht und zudem deren Aktivität markant steigert.

(www.infosperber.ch)

Und dennoch gibt es nach wie vor Länder – so etwa Frankreich, Italien, Spanien und Russland -, die an strikten Ausgangssperren festhalten und alle Personen, die sich nicht daran halten, in Form von teils überaus happigen Bussen geradezu kriminalisieren. In Indien geht dies sogar so weit, dass, wie Hilfsorganisationen melden, bereits mehr Menschen an den Folgen der Ausgangssperre gestorben sind als durch das Virus selber. Aber selbst in Ländern wie der Schweiz oder Deutschland, wo noch keine Ausgangssperren verhängt wurden, werden die Behörden nicht müde, den Menschen einzubläuen, sie sollten zuhause in ihren vier Wänden bleiben und diese allerhöchstens für einen fünfminütigen Spaziergang rund um den Wohnblock verlassen. Woher eigentlich diese ganze Hysterie, wenn es doch jedem Kind einleuchtet, dass Bewegung im Freien wohl das beste Mittel ist, psychisches und körperliches Wohlbefinden zu steigern? Nur schon die Tatsache, dass die Länder, welche eine Ausgangssperre kennen, ganz und gar nicht bessere Zahlen von Infizierten und Verstorbenen aufweisen, müsste doch zu denken geben… 

 

Kakaoanbau: Gerechterweise müssten die Produzenten den grössten Anteil am Gesamtgewinn haben

Gemäss einer neuen Studie der Universität Chicago führten 2018/19 41 Prozent der in Ghana und der Elfenbeinkäste im Kakaoanbau tätigen Kinder gefährliche Arbeiten aus, zehn Jahre zuvor waren es 30 Prozent gewesen. Arbeiteten 2008/09 28 Prozent der Kinder mit scharfem Werkzeug, waren es zehn Jahre später schon 35 Prozent. Trugen 2008/09 23 Prozent der Kinder schwere Lasten, belief sich diese Zahl zehn Jahre später bereits auf 28 Prozent. Noch extremer sehen die Zahlen beim Arbeiten mit agrochemischen Produkten aus: Hier zeigt sich in diesen zehn Jahren eine Zunahme von 5 auf 24 Prozent der Kinder.

(Tages-Anzeiger, 21. April 2020)

Allenthalben fordern Hilfswerke und Menschenrechtsorganisationen zu Recht eine Abschaffung der Kinderarbeit. Doch diese Forderung greift zu kurz. Das einzige wirklich wirksame Mittel zur Bekämpfung der Kinderarbeit wäre eine massive Erhöhung der Löhne aller im Kakaoanbau tätigen Erwachsenen. Sie lassen ihre Kinder ja nicht deshalb so gefährliche, anstrengende und beschwerliche Arbeiten verrichten, weil sie daran besonderen Spass hätten, sondern einzig und allein deshalb, weil sie ohne das Einkommen der Kinder schlicht und einfach nicht überleben könnten. Nicht die Verarbeiter, Transporteure und Verkäufer müssten den Löwenanteil am Gesamtgewinn haben, sondern jene Menschen, die auf den Plantagen unter schwersten Bedingungen die anstrengendsten und gefährlichsten Arbeiten verrichten und ohne deren tagtägliche Plackerei der ganze Überbau bis hin zum Konsum in den reichen und reichsten Ländern wie ein Kartenhaus in sich zusammenbrechen würde.

“Vielleicht haben die Schweden mit ihrem Weg von Anfang an Recht gehabt.”

Auch über Ostern blieben Cafés, Restaurants und zahlreiche Geschäfte in Schweden offen. Zwar sind bisher bereits 1400 Menschen am Coronavirus verstorben – gemessen an der Bevölkerungszahl etwa gleich viele wie in der Schweiz -, doch gehen die Zahlen der Neuinfizierten laufend zurück. Und dies, obwohl die schwedische Regierung nie strenge Massnahmen und schon gar nicht Ausgangssperren und dergleichen angeordnet hat. Gemäss einer Aussage des schwedischen Staatsepidemiologen Anders Tegnell wäre es möglich, dass in Stockholm bereits im Mai Anzeichen für eine Herdenimmunität zu sehen sein könnten. CH-Media-Chefredaktor Patrik Müller sieht im schwedischen Modell eine vielversprechende Alternative zu jenen Ländern, die weit rigorosere Mittel zur Eindämmung der Coronapandemie praktizieren: «Vielleicht haben die Schweden mit ihrem Weg von Anfang an Recht gehabt.»

(www.watson.ch)

Wäre Schweden das Beispiel, auf das wir so lange gewartet haben und das uns zeigt, dass auch “weichere” Wege aus der Coronakrise möglich sind? Sehr einleuchtend vor allem das Ziel einer “Herdenimmunität”, denn sie allein kann letztlich dem Coronavirus den Garaus machen, während das blosse Verhindern und Unterdrücken von Ansteckungen dem Virus ein langes, langes Leben beschert und die Krise bloss ins Endlose verlängert. Interessant auch, dass in schwedischen Cafés und Restaurants das Einhalten eines Abstands von zwei Metern kein Problem zu sein scheint, etwas, was hierzulande nach wie vor ein Tabu ist und von den zuständigen Behörden nicht einmal ernsthaft diskutiert wird.

Ein Gesundheitswesen, das davon lebt, dass möglichst viele Menschen krank sind

Weil die Schweizer Spitäler aufgrund der Coronakrise auf alle verschiebbaren Behandlungen verzichten, leiden nun die meisten Spitäler an Unterbeschäftigung. Sie sind massiv unterbelegt und kämpfen mit den daraus resultierenden wirtschaftlichen Folgen. Die Spitäler merken nicht nur die verschobenen Behandlungen, sondern auch die schwindenden Notfälle. Weil die Leute zuhause bleiben, ereignen sich weniger Unfälle. Zudem kommen weniger Leute wegen Bagatellfällen in den Notfall. Dies hat grosse Auswirkung auf die Finanzen der Spitäler. So rechnet beispielsweise die Spital Thurgau AG mit einem Verlust von einer Million Franken am Tag. Aus den anderen Regionen gebe es bisher keine Zahlen, die Grössenordnung der Defizite dürfte aber ähnlich sein.

(www.toponline.ch)

Dass der grosse Ansturm an Coronapatienten bisher ausgeblieben ist, darüber kann man gar nicht genug erleichtert sein. Dass dies nun aber im Endeffekt dazu führt, dass Spitäler infolge Unterbelegung Defizite von bis zu einer Million Franken pro Tag einfahren, wirft doch einige grundsätzliche Fragen auf. Es bedeutet nämlich im Klartext nichts anderes, als dass unser Gesundheitswesen offensichtlich davon lebt, dass möglichst viele Menschen krank sind – je mehr Menschen behandelt werden müssen, umso lukrativer das Geschäft. Und je weniger Menschen behandelt werden müssen, umso geringer die Gewinne, umso grösser das Defizit. Wären – was ja eigentlich das Ziel eines jeden am Wohl der Menschen orientierten Gesundheitswesens sein müsste – sämtliche Menschen gesund, dann würde das Gesundheitssystem infolge der damit verbundenen wirtschaftlichen Folgen kollabieren. Schon reichlich grotesk, oder nicht?