Archiv des Autors: Peter Sutter

Von amerikanischen Salatfeldern bis zur “Stadt der Lerntoten”: Der schon fast vergessene Krieg gegen die Kinder

Sommer 2022 irgendwo in den USA auf einem dieser endlosen Salatfelder, wo immer häufiger auch schon Jugendliche tägliche Schwerstarbeit verrichten. Die 16jährige Mia hat soeben einen Salatkopf gepflückt, als ein Traktor von der Strasse abbiegt und geradewegs ungebremst auf sie zurast, ohne dass sie ihm rechtzeitig auszuweichen vermag. Offensichtlich hat der Fahrer, selber gejagt vom horrenden Arbeitstempo auf dem Feld, Mia übersehen und überrollt sie mit seinem Traktor vom Fuss bis zum Bauch, fährt sodann aus lauter Panik sofort zurück, schaltet falsch und überfährt sie ein zweites Mal. Mit schweren inneren Verletzungen und gebrochenen Beinen bleibt Mia auf der Erde liegen. Doch selbst nach diesem schweren Unfall geht die Arbeit auf dem Feld unvermindert weiter, nicht die kleinste Unterbrechung des Innehaltens, der Betroffenheit und der Anteilnahme können sich die Arbeiterinnen und Arbeiter, die allesamt unter dem gleichen gewaltigen Zeitdruck stehen, leisten – hier, wo sich alle gegenseitig fremd sind und bloss eine Nummer auf der Beschäftigtenliste irgendeines anonymen Arbeitgebers, gibt es sowieso schon längst nicht mehr so etwas wie persönliche oder gar freundschaftliche Beziehungen untereinander, geschweige denn so etwas wie Solidarität oder gar Widerstand gegen dermassen ausbeuterische Arbeitsbedingungen. Die Ärzte im 20 Kilometer entfernten Spital können zwar Mias Leben retten, doch auch ein Jahr später hat sie immer noch heftige Schmerzen in den Beinen, mehrere Monate lang konnte sie fast nicht laufen. Die Firma, für die sie gearbeitet hat, weigert sich bis heute, Mia eine Entschädigung auszurichten.

Weil das Angebot an neuen Jobsuchenden stetig abnimmt, setzen in den USA seit Jahren immer mehr Firmen auf Kinderarbeit. Die Gewerkschaften stehen wieder dort, wo sie bereits vor 140 Jahren standen und müssen noch einmal gegen etwas ankämpfen, was man längst als überwunden glaubte. Sechs der 50 Bundesstaaten haben in den letzten zwei Jahren ihre Regeln für Kinderarbeit gelockert, andere könnten bald folgen. In Iowa dürfen 14- und 15Jährige nach der Schule bis 21 Uhr arbeiten, tägliche Arbeitszeiten von bis zu sechs Stunden zusätzlich zum Schulunterricht sind zulässig, während der Ferien darf sogar bis 23 Uhr gearbeitet werden, 16- und 17Jährige dürfen gleich lange arbeiten wie Erwachsene. In Colorado dürfen Kinder schon ab 12 Jahren in der Landwirtschaft arbeiten. Und auch von gefährlichsten Arbeiten, zum Beispiel auf hohen Baugerüsten oder Dächern, bleiben sie nicht verschont, entsprechend häufig kommt es zu Verletzungen oder sogar zu Todesfällen: Hautverbrennungen in einer Chemiefabrik, Kinder, die mit ihren Händen in Maschinen geraten oder sich bei der Salaternte mit einem Messer schneiden, zwei 16Jährige, die beim Arbeiten in einem Sägewerk und einer Geflügelfabrik ums Leben kamen – dies nur einige wenige Beispiele. Allein in der Landwirtschaft erleiden täglich durchschnittlich 33 Kinder Verletzungen. “Ich erinnere mich an einen Tag im Winter”, so berichtet eine heute 21Jährige, “es schneite sehr heftig, wir haben extrem gefroren, aber wir mussten ohne Pause bis sieben Uhr abends weiterarbeiten.” Ein anderer, heute 24 Jahre alt, erinnert sich, wie er als 14Jähriger die ganzen Sommerferien in der Karottenernte arbeitete, jeden Tag 8 bis 9 Stunden: “Oft gab es selbst an besonders heissen Tagen nicht genug zu trinken und zwischen dem Mittagessen und dem Arbeitsschluss am Abend gab es keine Pause.” Und mit dem Klimawandel wird die Arbeit zunehmend noch anstrengender. Mehr als alle anderen sind in den USA arme Familien sowie Migrantinnen und Migranten von Kinder- und Jugendarbeit betroffen. Während die Kinder bessergestellter Familien nach Schulschluss nachhause gehen, um ihre Freizeit zu geniessen, müssen die ärmeren Kinder zur Arbeit aufs Feld, in die Fabrik oder in eine Imbissbude. “Um 16 Uhr war die Schule fertig”, erzählt ein heute 26Jähriger, “dann gings aufs Feld, ich war immer todmüde und meine Hände und Füsse taten weh.” Immer zahlreicher kommt es auch zu Verstössen gegen geltende Arbeitsgesetze, so zum Beispiel in Form besonders gefährlicher Jobs – so ist die Zahl der entdeckten Verstösse seit 2015 um 280 Prozent gestiegen. Fälle wie jene von zwei Zehnjährigen, die noch um Mitternacht in einem Fastfoodladen arbeiten mussten, sind keine Seltenheit. Und das ist nur die Spitze des Eisbergs, denn längst nicht alle Verstösse werden aufgedeckt, gibt es doch auf 200’000 Arbeitskräfte nur gerade mal einen einzigen Kontrolleur. Die betroffenen Kinder und Jugendlichen sind nicht nur gezwungen, ihre Kindheit und ihre Jugendzeit zu opfern, sie müssen auch ihre eigene Zukunft opfern, denn, wie ein Grundschullehrer berichtet: “Immer wieder schlafen meine Schülerinnen und Schüler im Unterricht fast ein. Das hat Auswirkungen auf die Noten, viele fallen so weit zurück, dass sie gar keinen Schulabschluss schaffen.”

Doch Kinder und Jugendliche leiden unter Verletzungen oder sterben nicht nur auf Salatfeldern, in Schlachthöfen und auf gefährlichen Baustellen der USA, sondern auch in zahllosen anderen Ländern weltweit überall dort, wo der ökonomische Druck so gross ist, dass Familien gar nicht existieren könnten, wenn nicht auch ihre Kinder von klein auf einen Teil zum Familieneinkommen beitragen würden. 160 Millionen Kinder und Jugendliche zwischen fünf und 17 Jahren sind weltweit von Kinderarbeit betroffen, jedes Jahr sterben 22’000 Kinder und Jugendliche infolge von Arbeitsunfällen. Besonders schlimm ist die Situation in der Landwirtschaft, wo Kinder oft ganz besonders gefährlichen Situationen ausgesetzt sind: Sie müssen viel zu schwere Lasten tragen, kommen mit gesundheitsschädlichen Chemikalien, tödlichen Insekten und scharfen Werkzeugen in Kontakt und müssen oft über viele Stunden unter extremen Wetterbedingungen arbeiten. Nicht besser ergeht es jenen rund 150 Millionen Mädchen und rund 73 Millionen Jungen unter 18 Jahren – wobei von einer signifikant höheren Dunkelziffer auszugehen ist -, welche weltweit von Kinderprostitution betroffen sind und brutalsten Menschenhändlern über alle Grenzen hinweg hilflos ausgeliefert sind.

Und das ist längst noch nicht alles. Weltweit sterben jeden Tag rund 10’000 Kinder vor dem Erreichen ihres fünften Lebensjahrs, weil sie nicht genug zu essen haben. Daran haben wir uns offensichtlich schon so sehr gewöhnt, dass nie in irgendeiner Zeitung, am Radio und am Fernsehen, wo selbst über drei oder vier Opfer irgendeines verrückten Amokläufers in Japan oder Schweden des Langen und Breiten berichtet wird, auch nur das Geringste zu hören ist. Und dies, obwohl die Ursache für dieses tägliche zehntausendfache Sterben ja nicht darin liegt, dass insgesamt auf der ganzen Welt zu wenige Nahrungsmittel vorhanden wären, sondern einzig und allein nur darin, dass die Profitinteressen multinationaler Konzerne und die unter den Grossen und Mächtigen abgeschlossenen internationalen Handelsabkommen ein so viel höheres Gewicht haben als das Recht aller Kinder über alle Grenzen hinweg auf ein menschenwürdiges Leben.

Über 5000 Kinder sind bereits den israelischen Bombardierungen im Gazastreifen, dem laut Unicef derzeit “gefährlichsten Ort der Welt”, zum Opfer gefallen, dazu kommen Zehntausende Verletzte: Kinder mit entsetzlichen Verbrennungen, Verwundungen durch Mörserangriffe, verlorenen Gliedmassen, ohne Zugang zu Krankenhäusern, Nahrungsmitteln, Wasser, Strom und Medikamenten. Im Sudan sind infolge des seit fünf Monaten tobenden Bürgerkriegs insgesamt 3,4 Millionen Babys und Kleinkinder akut unterernährt. In Jemen, seit fast neun Jahren im Kriegszustand, sind schon weit über zehntausend Kinder gestorben, mehr als 9 Millionen Kinder haben keinen Zugang zu sicherer Wasser-, Sanitär-, Gesundheits- und Hygieneversorgung. “In jedem Krieg”, sagte UNICEF-Sprecher James Elder am 13. Oktober 2023, “sind es die Kinder, die am meisten leiden.” Und die am wenigsten Schuld tragen an allen diesen kriegerischen Konflikten, die ausnahmslos von machtgierigen, skrupellosen, profitsüchtigen, fanatischen und extremistischen männlichen Stammes- und Staatsführen angezettelt worden sind.

Doch Kinder und Jugendliche sind nicht nur die hauptsächlichsten Opfer von Kriegen, Armut, Hunger, Prostitution und ausbeuterischen Arbeitsbedingungen. An anderen Orten der Welt sind sie auch Opfer eines gnadenlosen, auf unerbittlichen gegenseitigen Konkurrenzkampf ausgerichteten Bildungssystems. Die 18jährige Saloni Awand ist eine von über 70 Millionen indischen Jugendlichen, die jedes Jahr von ihren Eltern für Kursprogramme angemeldet werden, an denen von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern während sechs, oft sieben Tagen pro Woche und bis zu 18 Stunden täglich – sechs Stunden Unterricht und bis zu zwölf Stunden Hausaufgaben – geradezu Unmenschliches abverlangt wird. Am begehrtesten ist ein Ausbildungsplatz in der Stadt Kota, wo sich jährlich rund 300’000 Jugendliche gegenseitig bis aufs Blut bekämpfen, um in den Genuss eines der 700 Plätze an der Eliteuniversität AIIMS zu gelangen, wo ein kostenloses Medizinstudium angeboten wird. Der Druck, der auf den Prüflingen lastet, ist dermassen gross, dass nur etwa ein Zehntel sämtlicher Schülerinnen und Schüler in Kota nicht von psychischen Problemen wie Magersucht, Vereinsamung oder Depressionen betroffen sind. Viele sind sogar so verzweifelt, dass sie ihrem Leben ein Ende setzen: Allein in Kota wurden innerhalb von fünf Jahren 77 Suizide von Jugendlichen registriert, weshalb Kota auch oft als «Stadt der Lerntoten» bezeichnet wird. Wenn die Gescheiterten ohne jegliche Zukunftsperspektive in ihre Dörfer zurückkehren, werden sie nicht selten zur Strafe verprügelt oder von ihrer Familie ausgeschlossen, haben doch ihre Eltern ihr sämtliches Erspartes für den in ihr Kind projizierten Zukunftstraum ausgegeben.

Doch wir müssen gar nicht bis Indien gehen. Auch eine im Herbst 2023 durchgeführte Befragung bei 14Jährigen im schweizerischen Kanton Zürich ergab, dass sich die Hälfte der Mädchen – bei den Knaben lagen die Zahlen ein wenig tiefer – durch die Schule «sehr» oder «ziemlich» gestresst fühlen – sechs Jahre früher waren es noch halb so viele gewesen. Viel Kopfzerbrechen bereiten die Hausaufgaben, für welche die Mädchen bis zu zwei Stunden oder noch mehr pro Tag aufwenden müssen. Die Hälfte der Mädchen hat mindestens einmal pro Woche Kopfschmerzen. Ebenfalls im Vergleich zu früheren Befragungen haben Bauch-,  Rücken- und andere Schmerzen zugenommen. Jedes dritte Mädchen zeigt Hinweise auf eine Angststörung, zahlreiche Befragte fügen sich aus seelischer Not auch Schmerzen zu, beispielsweise mit Ritzen, und rund vier Prozent aller Befragten haben auch schon versucht, sich das Leben zu nehmen.

Spätestens jetzt muss klar geworden sein: Wir sind mitten im Krieg. Es ist der Krieg einer globalen Machtelite gegen die Kinder und gegen die Jugendlichen, gegen die Schwächsten, gegen die, welche sich am wenigsten wehren können und ihrem Schicksal hilflos ausgeliefert sind. Krieg ist nicht nur in Gaza, Jemen oder dem Sudan. Nicht nur in den vergessenen Hungergebieten Afrikas und auf den Strassen Lateinamerikas, wo schon Neunjährige ihre Körper für ein paar wenige Pesos feilbieten. Krieg ist auch auf amerikanischen Salatfeldern, an indischen Eliteschulen, im immer härteren gegenseitigen Konkurrenzkampf um die gesellschaftlichen Sonnenplätze, in der zunehmenden Kluft zwischen Arm und Reich und einer immer drastischeren Zunahme von Kinderarmut, die nicht einmal vor den reichsten Ländern der Welt Halt macht. Krieg ist auch die Vernichtung der Lebensgrundlagen zukünftiger Generationen durch eine rücksichtslose Wirtschaftspolitik endloser Profitmaximierung und gnadenloser Ausbeutung von Mensch und Natur durch die heute Herrschenden und Mächtigen.

Dabei sind es doch gerade die Kinder und die Jugendlichen, die, obwohl sie am allermeisten unter Gewalt, Missachtung elementarster Menschenrechte und Kriegen zu leiden haben, dennoch gleichzeitig immer noch die tiefste Sehnsucht nach einer Welt voller Gerechtigkeit, Frieden und Liebe in sich tragen, einer Sehnsucht, die auf so unermesslich grausame Weise weltweit jeden Tag aufs Neue mit Füssen getreten wird. “Drei Dinge sind uns aus dem Paradies geblieben”, so der italienische Dichter Dante Alighieri, “Kinder, Blumen und Sterne.” Der Frieden wird nicht an dem Tag beginnen, an dem die letzte Kanone abgefeuert sein wird. Der Frieden wird erst dann beginnen, wenn dieses von den Kindern erträumte Paradies über alle Grenzen hinweg Wirklichkeit geworden sein wird.

Weihnachten 2023: Als wäre es das letzte Mal…

Als wäre es das letzte Mal. Als ginge es darum, noch einmal alles bis auf die Spitze zu treiben, auch noch das Letzte aus allem herauszupressen, alles Bisherige zu übertrumpfen. Nacht für Nacht mussten in fernen Ländern Arbeiterinnen bis zur Erschöpfung Überstunden leisten und wurden, wenn sie sich kaum mehr aufrecht halten konnten, von ihren Aufsehern brutal wachgeprügelt, Textilarbeiterinnen in Bangladesch, Spielzeugfabrikantinnen in China, Chipherstellerinnen in Taiwan, Männer und Frauen auf endlosen Kakao- und Kaffeeplantagen in Brasilien, Vietnam und Äthiopien, Kinder im Kongo, in Tansania und Niger, die mit aufgeschürften Armen und Beinen aus immer grösserer Tiefe und unter immer gefährlicheren Bedingungen so kostbare Stoffe wie Kupfer, Kobalt und Lithium aus dem Boden schürfen, ohne die kein einziges der Handys, der Laptops und der Computer, die schon bald neben Abertausenden Barbiepuppen, Pralinenschachteln, Videospielen und Schmuckstücken unter dem Weihnachtsbaum liegen werden, auch nur einen einzigen Tag lang funktionieren würde. Auch in der Metzgerei auf der gegenüberliegenden Strassenseite brennt schon seit zwei Uhr nachts das Licht, am nächsten Morgen fahren die Autos im Sekundentakt vor, doch im Glitzerkugelflimmer am Eingang und auf der Theke ist das Schreien der in der vorangegangenen Nacht geschlachteten Tiere schon längst verstummt. Paketboten hetzen seit Tagen mit immer grösseren und schwereren Schachteln durch die Strassen, bis ihnen fast der Rücken zerbricht. Laufend werden am Radio Verkehrsunfälle vermeldet, Buchungen für Flugreisen und Kreuzfahrten laufen heisser denn je, auch die Reservationslisten von Restaurants und Hotels sind randvoll, Köche, die morgens um sieben mit der Arbeit angefangen haben, stehen um elf Uhr nachts immer noch am Kochherd, Zimmermädchen und Serviceangestellte laufen sich die Füsse wund, Verkäuferinnen umwickeln mit zunehmend schmerzenden Händen am Laufmeter Pakete, in denen all jene Dinge stecken, die man in letzter Sekunde verzweifelt noch gefunden hat, obwohl doch niemand mehr weiss, was er überhaupt noch schenken soll, wo doch eh alle schon alles haben. Ausser jene, die von alledem ausgeschlossen sind und selbst im reichsten Land der Welt nicht einmal genug Geld haben, um ein Weihnachtsbäumchen zu kaufen, geschweige denn das so lange gewünschte Dreirad für das eigene Kind oder ein so richtig prächtiges, reichhaltiges Weihnachtsessen.

Längst bevor die christliche Lehre das mittlere und nördlichere Europa erreichte, wurde an Weihnachten jenes Datum gefeiert, an dem die Tage nach langer Dunkelheit endlich wieder länger zu werden beginnen, herbstliche und winterliche Erstarrung sich nach und nach wieder in die Vorfreude auf einen neuen Frühling zu verwandeln beginnt und der immergrüne Tannenbaum als Symbol für die unbesiegbare Kraft der Natur die Herzen der Menschen erfreut. Dann kam das Christentum und der Weihnachtsbaum wurde zum Christbaum, die Geschichte von Jesus zur neuen Erzählung von Lebensfreude, Nächstenliebe und von der Botschaft, dass es nichts Wichtigeres im Leben geben soll, als dass jene, denen es gut geht, sich um die anderen, denen es weniger gut geht, kümmern sollen.

Heute ist Weihnachten schon längst nicht mehr das Fest der Wintersonnenwende und schon gar nicht das Fest der Nächstenliebe. Heute ist der 24. Dezember der höchste Feiertag im kapitalistischen Kalenderjahr unendlicher Profitmaximierung, unendlicher Anhäufung von Reichtum in den Händen einer privilegierten Minderheit auf Kosten einer Mehrheit Beraubter und in Armut Versunkener. Zwischen dem Anfang und dem Ende dieses Tages werden, wie auch an jedem anderen Tag des Jahres, weltweit rund 10’000 Kinder unter fünf Jahren verhungert sein, nicht weil insgesamt zu wenig Nahrungsmittel zur Verfügung stehen, sondern nur deshalb, weil im globalen kapitalistischen Wirtschafts- und Ausbeutungssystem die Güter nicht dorthin fliessen, wo sie die Menschen tatsächlich brauchen, sondern dorthin, wo am meisten Geld vorhanden ist, damit alle diese Güter möglichst gewinnbringend verkauft werden können. Weihnachten ist der Tag, an dem mehr als an allen anderen Tagen des Jahres die Reichen ihren Reichtum zur Schau stellen und sich an all dem freuen, was sie anderen in derart überbordendem Ausmass weggenommen haben, dass ihre Tische unter der Last viel zu vieler Köstlichkeiten fast zerbrechen, am Ende des Tages tonnenweise zu viel Gekauftes liegen bleibt, fortgeschmissen wird und sich dann im Januar als neues Geschäftsfeld all jene extravaganten Diätkuren eröffnen, um das über die Feiertage angefressene Fett wieder loszuwerden.

Ich glaube fast, an diesem Tag haben sie, nachdem sie es tausendmal vergeblich versucht hatten, das Christkind endgültig und für immer vergraben.

Es sei denn, wir kämen rechtzeitig zur Besinnung. Würden erkennen, dass Weihnachten – in der ursprünglichen Bedeutung vom Eingebundensein des Menschen in den Kreislauf der Natur und von der Nächstenliebe als höchstem aller menschlichen und gesellschaftlichen Werte – heute aktueller wäre denn je. Immer mehr Menschen fordern die Aussetzung oder die Abschaffung des Weihnachtsfestes. Würde nicht das Gegenteil viel grösseren Sinn machen? Wäre nicht die Veränderung und das Umdrehen des Bisherigen in sein Gegenteil, das, was mit Jesus vor über 2000 Jahren so hoffnungsvoll in die Welt kam und dem im Laufe der Geschichte immer wieder so wunderbare Menschen wie Mahatma Gandhi, Martin Luther King, Nelson Mandela und unzählige andere zu folgen trachteten, genau jene Hoffnung, die wir heute so dringend brauchen? „Es werden”, so Papst Johannes Paul II. am Weltfriedenstag im Januar 2000, “in dem Masse Frieden und Gerechtigkeit herrschen, in dem es der ganzen Menschheit gelingt, ihre ursprüngliche Berufung wiederzuentdecken, eine einzige Familie zu sein.“

Schweizerische Bundesratswahlen am 13. Dezember 2023: Demokratie und Kapitalismus

Es ist vollbracht, der wochenlange, oft zermürbende Wahlkampf überstanden. Beat Jans, frischgewählter Schweizer Bundesrat, strahlt wie ein Maikäfer übers ganze Gesicht. Und als er während seiner Antrittsrede seine Frau und seine beiden Töchter auf der Empore erblickt, wie sie ihm begeistert zuwinken, brechen sich vollends sämtliche noch unterdrückten Emotionen ihre Bahn: Tränen kullern über sein Gesicht. Und er ist nicht der Einzige: Da und dort wird in der Schar der Anwesenden ein Taschentuch sichtbar, verstohlen werden Tränen der Freude und der Rührung weggewischt. Kurz nach 12 Uhr beginnen im Basler Rathaus die Glocken zu läuten. “Fünfzehn Minuten lang läuten sie”, wird der “Tagesanzeiger” einen Tag später schreiben, “die Menschen in der Stadt sollen wissen, dass in diesem Moment etwas ganz Spezielles geschehen ist.” Fast so etwas wie ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk, so wunderbar passend zur prächtigen Glitzerdekoration und den in allen Farben leuchtenden Kugeln im Bundeshaus in Bern. Am Ende nicht bloss der Sieg des Kandidaten, der am meisten Stimmen erhalten hat, sondern vor allem auch ein Sieg gutschweizerischer Demokratietradition, der Gipfelpunkt eines schon fast heiligen Rituals, mit dem sich die Schweiz nun schon seit über 175 Jahren so glorreich feiert. Doch das ist nur die eine Hälfte der Wirklichkeit.

Die andere Hälfte der Wirklichkeit, das ist: Dass, gemäss neuesten Zahlen der Caritas, rund 1,2 Millionen Menschen in der Schweiz von Armut betroffen sind, mehr denn je zuvor. Dass rund 160’000 Menschen in diesem Land trotz voller Erwerbstätigkeit nicht genug verdienen, um den Lebensunterhalt ihrer Familien bestreiten zu können, und dies, obwohl seit 175 Jahren in der schweizerischen Bundesverfassung schwarz auf weiss geschrieben steht, dass volle Erwerbstätigkeit für den Lebensunterhalt einer Familie ausreichen muss. Dass sich gleichzeitig in den Händen der 300 Reichsten des Landes bereits rund 800 Milliarden Franken angesammelt haben, eine Summe, die der gesamten schweizerischen Wirtschaftsleistung eines ganzen Jahres entspricht und nur wenig unter dem jährlichen Militärhaushalt der USA liegt, der mit Abstand grössten Militärmacht der Welt. Dass die Kluft in Bezug auf die Vermögensverteilung nur in weltweit zwei Ländern, nämlich Singapur und Namibia, noch grösser ist als in der Schweiz. Dass es in diesem Land Unternehmen gibt, in denen die Bestverdienenden einen 300 Mal höheren Lohn erhalten als die am schlechtesten Verdienenden. Dass der Lohn einzelner Topmanager um bis zu 10’000 Franken pro Stunde beträgt, während gleichzeitig bis heute die schweizweite Durchsetzung von gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlöhnen im Bereich von 20 bis 23 Franken stets von neuem an ihrer politischen Umsetzbarkeit gescheitert ist. Dass sich im gleichen Land eine grosse Anzahl von Menschen immer kostspieligere Luxusvergnügen leisten können, während andere selbst auf einen Kinobesuch, Ferienreisen oder eine dringend notwendige Zahnoperation verzichten müssen und man somit ohne jegliche Übertreibung von der immer krasseren Herausbildung einer “sozialen Apartheid” sprechen muss, von wachsenden Mauern zwischen den Zonen des Luxus und den Zonen der Armut, Mauern, an denen, unsichtbar, aber umso unerbittlicher, an allen Ecken und Enden Schilder hängen, auf denen geschrieben steht: Nur für Reiche! Dass die Auspressung menschlicher Arbeitskraft und der psychische Druck in der Arbeitswelt und in den Schulen stetig zunimmt und sich anlässlich einer kürzlich durchgeführten Befragung von 14Jährigen im Kanton Zürich gezeigt hat, dass sich rund die Hälfte der Mädchen – bei den Knaben liegen die Zahlen etwas tiefer – permanent gestresst fühlen, über ständige Bauch-, Kopf- und Rückenschmerzen klagen und sich die Anzahl von Suizidversuchen in dieser Altersgruppe nur allein schon in den vergangenen fünf Jahren drastisch erhöht hat. Dass die Schweiz als eines der reichsten Länder der Welt eine im Vergleich mit den meisten anderen Ländern weit höhere Mitschuld trägt an der Klimaerwärmung mit ihren unabsehbaren Folgen, die sich heute vor allem in den ärmeren Ländern zeigen, längerfristig aber die Lebensgrundlagen sämtlicher zukünftiger Generationen existenziell zu gefährden drohen. Dass die Schweiz immer noch zu jenen Ländern gehört, die sich auf Kosten anderer massiv bereichern und beispielsweise im Handel mit Entwicklungsländern einen 50 Mal höheren Profit erwirtschaftet, als sie diesen Ländern in Form von Entwicklungshilfe wieder zurückgibt.

Was für eine Diskrepanz. Was für eine unvorstellbare Kluft zwischen der einen und der anderen Wirklichkeit. Unwillkürlich sehe ich das Bild eines Monsters vor mir, eingepackt in ein wunderschönes, glitzerndes Geschenkpapier. Das Monster, die eine Seite der Wirklichkeit, ist das kapitalistische, unersättlich auf Profitmaximierung, Wachstum und Ausbeutung von Mensch und Natur ausgerichtete Wirtschaftssystem. Das Geschenkpapier, die andere Seite der Wirklichkeit, das ist das, was wir “Demokratie” nennen, das, was an diesem 13. Dezember 2023 wieder einmal so glorreich gefeiert wurde, das, was uns glauben macht, es sei alles gut, das, was den Blick versperrt auf all das, was sich im Inneren des Geschenks verbirgt, das, was in allen Herzen und Träumen so wundervolle Gefühle weckt und uns in der Illusion wiegt, dieses kapitalistische System, in dem wir leben, sei die einzige, beste und durch nichts zu ersetzende Art und Weise, wie Zusammenleben, Wirtschaft und Handel sinnvoll organisiert werden können. Und obwohl das Geschenkpapier unvergleichlich viel dünner ist als sein Inhalt, beherrscht es doch nach wie vor das allgemein vorherrschende Bild in der Öffentlichkeit. Es ist die Welt der Privilegierten, derer, die sich permanent selber feiern, derer, die es geschafft haben, die an der Spitze der Gesellschaftspyramide angelangt sind und denen alle anderen, die es noch nicht geschafft haben, unter der Aufbietung aller ihrer Kräfte nacheifern, um es irgendwann dann vielleicht auch noch so weit zu bringen. All die anderen, die schon längst aufgegeben haben, sieht man nicht. Im Gegensatz zu den Freudestränen all jener, die an diesem 13. Dezember gefeiert haben, bleiben die Tränen jener, die unter viel zu grosser Arbeitslast leiden, auf viel zu vieles, was für andere selbstverständlich ist, verzichten müssen und aus lauter Angst vor der Zukunft kaum schlafen können, in der öffentlichen Wahrnehmung unsichtbar. Denn es ist eben immer noch so, wie schon Bertolt Brecht sagte: “Die im Lichte sieht man, die im Dunklen sieht man nicht.”

Der Kapitalismus und die Demokratie. Allgemein herrscht die Vorstellung vor, beides gehöre untrennbar zusammen. Tatsächlich aber ist es eine sehr einseitige Beziehung. Kapitalismus und Demokratie sind sich wesensmässig zutiefst fremd. Im Grunde benützt der Kapitalismus die Demokratie bloss dazu, um sein Unwesen sozusagen “legitim”, “demokratisch” abgesichert, betreiben zu können. Er braucht das Geschenkpapier, damit man den Inhalt nicht sehen kann. Würden wir nämlich das Geschenk auspacken und sehen, dass dort drinnen jeden Tag weltweit rund 10’000 Kinder vor dem Erreichen ihres fünften Lebensjahrs sterben, weil sie nicht genug zu essen haben, und würden wir weiter sehen, dass wir Menschen des reichen Nordens, die sich den Luxus leisten können, einen Drittel aller gekauften Lebensmittel ungebraucht im Müll landen zu lassen, an dem Tod dieser Kinder dadurch mitschuldig sind, dass wir dieses kapitalistische Wirtschaftssystem nicht schon längst abgeschafft haben, und wenn wir dann noch all die anderen Verbrechen zu Gesicht bekämen, die weltweit jeden Tag durch Profitmaximierung, Wachstumswahn und Ausbeutung an den Menschen und an der Natur begangen werden, würden wir dies schlicht und einfach nicht aushalten. Der Kapitalismus ist existenziell auf das Geschenkpapier angewiesen, damit sein tatsächliches Wesen, damit das Monster nicht sichtbar zu werden vermag.

Aber nicht nur das. Indem der Kapitalismus die Demokratie missbraucht, um sein Unwesen zu verbergen, zerstört er zugleich diese Demokratie. Denn eine Gesellschaft, in der die Unterschiede zwischen Arm und Reich immer grösser werden und ein immer grösserer Teil der Bevölkerung ausgegrenzt, entmündigt und seiner grundlegenden Menschenrechte beraubt wird, entfernt sich immer weiter von einer wahren Demokratie gleichberechtigter, gleichermassen partizipierender Bürgerinnen und Bürger und verwandelt sich zunehmend in eine neue Form von Diktatur, einer Diktatur der Reichen gegen die Armen, der Profitierenden gegen die Ausgebeuteten, der Privilegierten gegen die Unterprivilegierten, einer Diktatur des Geldes, das jenen, die es besitzen, unvergleichlich viel mehr Macht beschert als jenen, denen es auf die eine oder andere Weise kapitalistischer Aneignung gestohlen wurde. Es gibt keine echte Demokratie ohne soziale Gerechtigkeit, und der Kapitalismus ist der natürliche Feind der sozialen Gerechtigkeit, indem die individuelle Anhäufung von Reichtum und der Konkurrenzkampf aller gegen alle seine eigentlichen heiligen Dogmen bilden.

Vielleicht kam das Feiern doch noch etwas zu früh. Vielleicht müssten wir ehrlicherweise damit noch warten, bis das Geschenkpapier doch noch eines Tages aufgerissen wird und der wahre Inhalt zum Vorschein kommt, um ein neues Zeitalter einzuläuten, in dem die uralte Sehnsucht der Menschheit nach sozialer Gerechtigkeit, gemeinsamem Wohlergeben, Fürsorglichkeit und einem Ende jeglicher Ausbeutung und Bereicherung auf Kosten anderer endlich Wirklichkeit werden kann. Damit dann die Kirchenglocken vielleicht sogar noch um einiges länger als 15 Minuten läuten werden und in allen Zeitungen zu lesen sein wird, alle Menschen müssten es wissen, dass “in diesem Moment etwas ganz Spezielles geschehen ist.”

Von illegalen Kinderadoptionen bis zum Nahostkonflikt: Und immer wieder reibe ich mir die Augen…

Gemäss einem Bericht der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW), so berichtet der “Tagesanzeiger” am 9. Dezember 2023, wurden zwischen den 70er- und den 90er-Jahren aus Bangladesch, Brasilien, Chile, Guatemala, Indien, Kolumbien, Korea, Libanon, Peru und Rumänien mehrere Tausend Kinder unrechtmässig in die Schweiz adoptiert. Es steht fest, dass die Schweizer Behörden über Hinweise auf solche illegale Praktiken verfügten. Schweizer Botschafter schickten beispielsweise Zeitungsartikel über Kinderhandel nach Bern. Ein Artikel aus dem Jahre 1987 berichtete von der Verurteilung eines brasilianischen Anwalts, der während Jahren Kinder illegal an Adoptiveltern vermittelt haben soll, darunter auch in die Schweiz. Für jedes Kind habe er 8000 Dollar erhalten. Auch Dokumentenfälschungen waren bekannt. So erbat etwa der Vizekonsul in Rio de Janeiro bereits 1970 eine Stellungnahme aus Bern wegen gefälschter Geburtsscheine. Die Behörden in Bern antworteten auf Hinweise dieser Art, die Überprüfung dieser Dokumente sei nicht Aufgabe der Schweizer Botschaften. Der Konsens sei damals gewesen, so stellt der Bericht der ZHAW fest, dass es diese Kinder “in der Schweiz besser” hätten. Mehrere Organisationen, unter ihnen das Schweizerische Rote Kreuz, fordern nun eine umfassende historische Aufarbeitung und eine Analyse der aktuellen Adoptionspraxis.

Neun Monate vor der Veröffentlichung dieses Berichts der ZHAW, am 17. März 2023, erliess der Internationale Strafgerichtshof mit Sitz in Den Haag einen Haftbefehl gegen Wladimir Putin, beruhend auf dem Verdacht, dass Putin für illegale Deportationen ukrainischer Kinder nach Russland verantwortlich sei. Putin und die zuständige Ministerin wiesen die Vorwürfe zurück und begründeten die Massnahme damit, dass es diese Kinder “in Russland besser” hätten als im Kriegsgebiet, wo sie ständiger Lebensgefahr ausgesetzt seien.

Ich reibe mir die Augen. Was im einen Fall Anlass für einen internationalen Haftbefehl war und es Putin verunmöglicht, zukünftig Auslandsreisen zu unternehmen, um sich nicht der Gefahr einer Festnahme auszusetzen, versickert im anderen, durchaus vergleichbaren Fall in irgendwelchen Amtsräumen und Schubladen gutschweizerischer Bürokratie…

Doch es ist nicht das einzige Mal, dass ich mir in jüngster Zeit immer wieder die Augen reiben muss. So auch, als ich las, Sportlerinnen und Sportler aus Russland und Belarus seien gemäss einer Empfehlung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) an den Olympischen Spielen 2024 in Paris zugelassen, aber nur als “Neutrale”. Athletinnen und Athleten, die dem Militär angehörten, sowie Teams aus den beiden Nationen sollen jedoch weiterhin ausgeschlossen bleiben. Während somit gerade mal elf “Neutrale” aus Russland und drei aus Belarus an den Wettkämpfen teilnehmen werden, wird die Ukraine mit einer Delegation von 60 Sportlerinnen und Sportlern dabei sein. Gleichzeitig habe ich noch nie etwas davon gehört, dass irgendwer auf die Idee gekommen wäre, Athletinnen und Athleten Israels, das bis zur Stunde für die Ermordung von mindestens 12’000 palästinensischen Zivilpersonen verantwortlich ist, von den nächsten Olympischen Sommerspielen auszuschliessen…

Die Augen reibe ich mir auch immer wieder, wenn ich am Schweizer Fernsehen die Berichterstattung über die jüngsten Ereignisse im Nahen Osten verfolge. So etwa sei die Waffenpause Ende November zwischen der “Terrororganisation Hamas” und der “israelischen Regierung” ausgehandelt worden. Überhaupt wird das Wort “Terror” immer nur in Verbindung mit dem Angriff der Hamas vom 7. Oktober 2023 verwendet, nie aber in Verbindung mit den Bombardierungen des Gazastreifens durch Israel, welche inzwischen bereits rund zehnmal mehr Todesopfer gefordert haben. Ich lese, israelische Zivilpersonen seien von den Hamaskämpfern “ermordet” worden, während palästinensische Zivilpersonen durch die israelischen Luftangriffe “getötet” worden seien. Und als die “Tagesschau” über die 75jährige Geschichte der UNO-Menschenrechte berichtete, hiess es im Kommentar, Beschlüsse der UNO könnten per Veto von “einzelnen Ländern wie zum Beispiel Russland” torpediert werden, obwohl ausgerechnet am selben Tag die USA mit ihrem Veto im Sicherheitsrat der ungehinderten Fortsetzung der israelischen Bombenangriffe auf den Gazastreifen zugestimmt hatten.

Grund, mir die Augen zu reiben, gibt es auch jedes Mal, wenn der “Vergeltungsschlag” Israels gegen die palästinensische Bevölkerung des Gazastreifens damit gerechtfertigt wird, dass er eine legitime Reaktion auf den Überfall der Hamas vom 7. Oktober darstelle, während genau die gleichen Kreise die These, dass die Brutalität und Skrupellosigkeit der Hamas nicht zuletzt eine mögliche Folge jahrzehntelanger Verfolgung und Vertreibung des palästinensischen Volks sein könnte, in aller Vehemenz in Abrede gestellt wird – der geschichtliche Kontext ist offensichtlich nur so lange dienlich, als er in die eigene Ideologie hineinpasst.

Schliesslich habe ich mir auch gestern Abend, und es wird nicht das letzte Mal gewesen sein, ganz gehörig die Augen gerieben, als ich kurz in die Diskussionssendung “hart aber fair” auf ARD hineinschaute. Jedes Mal, wenn einer der Diskussionsteilnehmer zum “Kampf” oder zur “Zerschlagung” der Hamas aufrief, lösten diese Wörter begeisterten Applaus des anwesenden Publikums aus, während es auf den Aufruf eines anderen Diskussionsteilnehmers, nun endlich die Waffen zu strecken, zur Vernunft zu kommen und eine “friedliche Lösung” zu suchen, im gleichen Publikum beklemmend still blieb…

Augenblicke, in denen ich mich manchmal am liebsten aus all so unermesslichen Widersprüchlichkeiten, Absurditäten und Lügen für immer verabschieden möchte. Aber dann meldet sich sogleich auch wieder der Zorn, die Wut, das Aufbäumen gegen all die Verdrehungen, all die tägliche, lautlose, oft kaum mehr bewusst wahrgenommene Gedankenmanipulation im Dienste der Mächtigen und all jener, denen jedes Mittel recht ist, die Wahrheit so zurechtzubiegen, dass sie ihren Interessen entspricht. Nein, all die unzähligen Leisen, Fragenden, Beharrlichen, Wahrheitssuchenden dürfen sich nicht verabschieden. Sie sind wichtiger denn je. „Scheut euch nicht, eure Stimme für Ehrlichkeit und Wahrheit und Mitgefühl gegen Ungerechtigkeit und Lüge und Gier zu erheben”, sagte der amerikanische Schriftsteller William Faulkner, “wenn die Menschen auf der ganzen Welt dies täten, würde das die Erde tiefgreifend verändern.“

Von einer “Informationssendung” am Schweizer Fernsehen, dem Zementieren bestehender Feindbilder und der Frage, wie professioneller Journalismus aussehen müsste

“Rundschau” vom 6. Dezember 2023 am Schweizer Fernsehen SRF1 zum Thema “Asylsuchende auf Diebestour”. Zwar hält die Moderatorin eingangs fest, dass sich “die ganz grosse Mehrheit der Asylsuchenden nichts zu Schulden kommen lässt”, aber der Rest der Sendung scheint voll und ganz darauf ausgerichtet zu sein, das Gegenteil zu beweisen. Zu sehen sind haufenweise Männer mit schwarzen Kapuzen, dunkle Szenen an Bahnhöfen und in Tiefgaragen, entrüstete Bewohner von Einfamilienhäusern, denen ein E-Bike gestohlen oder das Auto aufgebrochen wurde, die Aussage eines weiteren Betroffenen, man müsse “alles abschliessen” und alles, was einem gehöre, sei “nicht mehr sicher”, ein Gemeindepräsident, der darüber berichtet, dass in seiner Gemeinde schon von der Bildung einer “Bürgerwehr” die Rede gewesen sei, Interviews mit Polizistinnen, die von “deliktbelasteten Regionen” und “veritablen Diebestouren” sprechen und davon, dass es sich bei den Tätern fast ausschliesslich um “junge Männer aus Algerien, Marokko und Tunesien” handle. Da kann dann zwar Christine Schraner, die Vorsteherin des Staatssekretariats für Migration, in einem kurzen Interview schon sagen, dass bloss zwei Prozent aller Asylsuchenden Delikte begingen – am Gesamtbild, das sich mittlerweile in den Köpfen des TV-Publikums festgezimmert hat, wird dies kaum mehr etwas ändern, die wenigen Sekunden, in denen die Moderatorin zu Beginn der Sendung und die Migrationsfachfrau im kurzen Interview das Ausmass des Gezeigten deutlich relativiert hatten, werden gegen die zwanzigminütige Flut an angsteinflössenden Bildern kaum etwas auszurichten vermögen. Zumal Bilder ohnehin die viel stärkere und nachhaltigere Wirkung ausüben als noch so fundierte, auf Tatsachen beruhende Worte.

Ich bin mir fast ganz sicher, dass bei den allermeisten, welche sich diese Sendung angeschaut haben, dieses Bild zurückbleiben wird: Da gibt es “böse” Menschen, Menschen aus dem “Maghreb” – ein im Verlaufe der Sendung dutzendfach in Verbindung mit den gezeigten Delikten wiederholter Begriff -, Menschen aus Algerien, Marokko und Tunesien also, “böse” Menschen, die, obwohl sie hier nichts zu suchen haben, unrechtmässig in “unser” Land eingedrungen sind und uns, den “guten” Menschen, auf ganz skrupellose, unverschämte, verbrecherische Art Dinge wegzunehmen versuchen, die wir uns mit redlicher Arbeit verdient haben. Ganz so, als wäre dieser “Maghreb” so etwas wie ein “Reich des Bösen”, im Gegensatz zur Schweiz, die dann in diesem Bild das “Reich des Guten” verkörpern würde, als wären das von Grund auf andere Wesen als du und ich – latenter Rassismus in Reinkultur, denn, wie es einer der interviewten Asylsuchenden so treffend auf den Punkt brachte: “Es gibt überall gute und schlechte Menschen.”

Was war das Ziel dieser “Informationssendung” am öffentlich-rechtlichen Fernsehen SRF? Mehr als das Zementieren bereits bestehender Vorurteile und Schuldzuweisungen kann ich nicht erkennen. Das Verhältnis zwischen fünf Sekunden “Aufklärung” und zwanzig Minuten angsteinflössenden Bildern war schlicht und einfach unglaublich viel zu krass. Das pure Gegenteil von seriösem Journalismus. Wäre es nicht die Aufgabe einer Informationssendung mit so grosser Reichweite und meinungsbildender Wirkung, hinter die Oberfläche der Dinge zu schauen, Hintergründe und Zusammenhänge aufzudecken, die nicht unbedingt schon im öffentlichen Bewusstsein bekannt sind? Einer der befragten Asylsuchenden sagte: “Ich bin kein Krimineller. Ich bin nur gekommen, weil ich ein schöneres und besseres Leben haben möchte.” Das wäre doch ein Ansatz gewesen, um in die Tiefe zu schauen und zum Beispiel folgenden Fragen auf den Grund zu gehen: Weshalb ist das Leben in der Schweiz so viel schöner als im Maghreb? Würden wir Schweizer, wenn es umgekehrt wäre, möglicherweise nicht auch versuchen, in ein “schöneres” und “reicheres” Land aufzubrechen, so wie das zum Beispiel im 19. Jahrhundert der Fall war, als zahllose von Armut betroffene Familien aus der Schweiz nach Amerika auswanderten? Was haben die Menschen auf dem Weg aus dem Maghreb bis in die Schweiz durchgemacht, weshalb haben sie das alles auf sich genommen, was hat ihnen die Kraft gegeben, ihre eigene Familie zu verlassen und so grosse Opfer zu bringen? Hat die Armut in Marokko, Algerien und Tunesien möglicherweise einen Zusammenhang mit dem Reichtum in Europa? Können 500 Jahre kolonialer Ausbeutung einfach ausgeblendet werden oder würde uns historisches Wissen möglicherweise helfen, die Gegenwart besser zu verstehen? Kann man über Tatsachen wie jener, dass die Schweiz im Handel mit Entwicklungsländern einen 50 Mal höheren Profit erwirtschaftet, als sie diesen Ländern dann in Form von “Entwicklungshilfe” wieder zurückgibt, einfach hinwegsehen? Wem gehört was? Wer hat wen bestohlen? Ist das geklaute Schweizer E-Bike möglicherweise ein viel weniger schwer wiegendes Diebesgut als die über Jahrhunderte aus Afrika zu billigsten Preisen importierten Rohstoffe und Nahrungsmittel, die sich nach und nach in das Gold des reichen Nordens verwandelten? Wer leidet darunter und wer profitiert davon? Könnte es sein, dass die Asylsuchenden aus dem Süden und die Menschen im reichen Norden, die von ihnen beklaut werden und sich von ihnen bedroht fühlen, gleichermassen, wenn auch in unterschiedlichem Ausmass, Opfer des gleichen kapitalistischen Wirtschaftssystems sind, das nach wie vor auf endlose Profitmaximierung und unbegrenztes Wachstum ausgerichtetes ist und eine immer tiefere Kluft zwischen reichen und armen Menschen, reichen und armen Ländern schafft? Würde man, anstelle oberflächlicher gegenseitiger Schuldzuweisungen, solchen und ähnlichen Fragen auf den Grund gehen, dann wäre dies möglicherweise, im Gegensatz zu reiner Symptombekämpfung, ein wesentlicher Schritt hin zur Bekämpfung der eigentlichen Ursachen all jener Probleme, die uns heute das Leben so schwer machen, nicht nur den Menschen im einen oder anderen Land, sondern den Menschen über alle Grenzen hinweg.

Ich freue mich auf eine Informationssendung am Schweizer Fernsehen zu diesem Thema, die dann diesen Namen auch tatsächlich verdienen würde, als gutes Beispiel für seriösen und professionellen Journalismus, der vielleicht noch nie so wichtig gewesen ist wie in einer heutigen Zeit voller Krisen, die uns immer mehr über den Kopf zu wachsen drohen und die Illusion erwecken, Probleme seien mithilfe gegenseitiger Feindbilder und Schuldzuweisungen zu lösen und nicht durch konstruktive, gemeinsame Lösungsansätze. Denn, wie schon Friedrich Dürrenmatt sagte: “Was alle angeht, können nur alle lösen.”

Viertes Montagsgespräch vom 4. Dezember 2023: Wachsender Leistungsdruck in der Schule

Wie eine kürzlich im Kanton Zürich durchgeführte Befragung von 14Jährigen ergeben hat, fühlen sich die Hälfte der Mädchen durch die Schule „sehr“ bis „ziemlich“ gestresst, deutlich mehr als noch vor wenigen Jahren. Zugenommen haben auch, als Folgen des zunehmenden Leistungsdrucks, Bauch-, Rücken- und Kopfschmerzen, Angststörungen und Suizidversuche. Auch Knaben, zwar in etwas geringerem Ausmass, leiden zunehmend unter der psychischen Belastung durch die Schule. Dies und die Tatsache, dass die meisten Kinder im Verlaufe ihrer Schulzeit ihre anfängliche Lernfreude verlieren, bildeten den Ausgangspunkt des Buchser Montagsgesprächs vom 4. Februar zum Thema Schule.

Im Verlaufe der Diskussion zeigten sich mehrere Ursachen für den wachsenden Leistungsdruck in der Schule. Erwähnt wurden unter anderem die völlig unrealistischen Lernziele, wie sie etwa durch den neu eingeführten Lehrplan 21 mit insgesamt 2307 Kompetenzen vorgegeben sind. Zweitens das Notensystem, mit dem die Kinder bei ihrem Lernen permanent miteinander verglichen werden, obwohl längstens bewiesen sei, dass Lernen etwas ausgesprochen Individuelles ist und Pestalozzi schon vor über 250 Jahren forderte, kein Kind mit einem anderen zu vergleichen, sondern stets nur jedes mit sich selber. Drittens das Auswendiglernen von Wissen zu Prüfungszwecken, wobei das meiste des Gelernten ohnehin in Kürze wieder vergessen ginge und ausserdem mit den tatsächlichen Lebensanforderungen kaum etwas zu tun habe. Viertens die zunehmende Akademisierung des Bildungswesens und der Lehrerbildung, was sich beispielsweise darin zeige, dass lustvolle, spielerische Lernformen immer mehr aus dem Schulalltag verschwänden. Fünftens eine zu einseitige Definition von Intelligenz mit einer Überbewertung kognitiver Fähigkeiten wie Sprache und Mathematik, während doch auch Empathie, Kreativität, handwerkliches Geschick, Musikalität und vieles mehr ebenso wesentliche Elemente menschlicher Intelligenz bildeten. Sechstens der gesamtgesellschaftliche Trend zu permanenter „Selbstoptimierung“ und zum Zwang, in immer kürzerer Zeit immer höhere Leistungen zu erzielen.

Als mögliche Ansätze zukünftiger Schulreformen wurde in der Runde unter anderem Folgendes genannt: Entrümpelung der Lehrpläne von unnötigem Ballast, dafür mehr Zeit für den Aufbau der wesentlichen Grundfertigkeiten wie Lesen und Schreiben; Abschaffung des Notensystems, stattdessen vermehrt individuelle und ganzheitliche Lernförderung; Lernen in Projekten und Gesamtzusammenhängen mit Praxisbezug anstelle einzelner, voneinander isolierter Schulfächer; grössere Chancengleichheit für alle sozialen Schichten; Verknüpfung von Lernen mit Wohlbefinden und Lebensfreude.

Leider fehlten an diesem Abend Lehrkräfte, die noch im Berufsleben stehen, Eltern schulpflichtiger Kinder sowie Kinder und Jugendliche. Sie alle hätten zweifellos viel Wertvolles zur Diskussion beitragen können.

Der Pisa-Ländervergleich: Die Absurdität von Ranglisten und ihre verheerenden Auswirkungen

Am 5. Dezember 2023 war es wieder einmal so weit: Die Ergebnisse der regelmässig weltweit durchgeführten “Pisastudie” wurden präsentiert. Nun weiss jedes Land wieder auf den Rangplatz genau, wo es im Vergleich zu den anderen Ländern steht und ob es zu den “Siegern” oder den “Verlierern” gehört.

Doch der Pisa-Ländervergleich ist ebenso absurd wie das schulische Notensystem. Man könnte selbst aus Menschen mit dem exakt gleichen IQ eine Rangliste erstellen, weil es immer noch winzigste Unterschiede gibt zwischen den “Besseren” und den “Schlechteren”. Ranglisten sagen nichts aus über tatsächlich vorhandene Kompetenzen, sondern nur darüber, um wie viel besser oder schlechter diese sind im Vergleich mit anderen. Doch so absurd solche Ranglisten sind, so fatal sind ihre Auswirkungen. Sie befeuern einen Konkurrenzkampf aller gegen alle, bei dem es schon längst nicht mehr um das Wohl von Kindern und Jugendlichen geht, sondern nur noch darum, welches Land die besten Resultate erzielt und sich gegenüber den anderen als “Sieger“ fühlen kann. Wohin das führt, sehen wir am besten am Beispiel von Singapur, das regelmässig auf Platz eins oder zwei des Pisa-Ländervergleichs anzutreffen ist. Und das ist der Preis, den die Kinder und die Jugendlichen dafür zu bezahlen haben: Unerbittlicher Drill im Schulunterricht, der Verlust jeglicher ursprünglicher Lernfreude, privater Nachhilfeunterricht schon für Grundschulkinder nicht selten bis 23 Uhr, keine Zeit für Erholung und lustvolle Freizeitbetätigung, massive Zunahme von Depressionen, die weitaus höchste Suizidrate bei Jugendlichen seit dem Beginn der Aufzeichnungen im Jahre 2000. Kann es allen Ernstes im Interesse unseres Bildungssystems liegen, solchen „Vorbildern“ nachzueifern?

Claudia Goldin: Abstruse Theorien einer Nobelpreisträgerin und Forscherin über Frauen in der Arbeitswelt

„Werden Frauen beim Lohn diskriminiert? Nein, sagt die Nobelpreisträgerin“ – dies der Titel eines Artikels über die Theorien von Claudia Goldin, Harvard-Professorin und Trägerin des Nobelpreises für ihre Forschung über Frauen im Arbeitsmarkt, in der „Sonntagszeitung“ vom 3. Dezember 2023. Kurz zusammengefasst, verficht Goldin folgende These: Frauen sind selber schuld, wenn sie weniger verdienen als Männer. Weil sie nämlich weniger ehrgeizig sind, sich häufig für die Haus- und Familienarbeit entscheiden statt für ausserhäusliche Erwerbsarbeit, öfters in Teilzeitpensen tätig sind und das Feld für lukratives Karrierestreben ihren Männern überlassen. Hätte ein Mann vor 100 Jahren so etwas geschrieben, wäre es nicht besonders erstaunlich gewesen. Aber eine Frau im Jahre 2023, und erst noch eine Nobelpreisträgerin?

Während ihrer langjährigen Studien scheint es Claudia Goldin völlig entgangen zu sein, dass Coiffeusen und Serviceangestellte vier Mal weniger verdienen als Informatiker, Krankenpflegerinnen fünf Mal weniger als Chefärzte, Kitaangestellte sechs Mal weniger als Universitätsdozenten, Putzfrauen hundert Mal weniger als Topmanager. Und Hausfrauen, obwohl sie einen der anspruchsvollsten und wohl den gesamtgesellschaftlich allerwichtigsten Beruf ausüben, für ihre Arbeit nicht einen einzigen Franken Lohn bekommen. Alle selber schuld? Liegt die Schuld nicht viel mehr bei einem zutiefst patriarchalen Gesellschaftssystem, in dem typisch weibliche Berufe, obwohl sie die eigentliche Grundlage für das gesellschaftliche Wohlergehen bilden, nach wie vor systematisch abgewertet und dementsprechend weitaus geringer entlohnt werden?

Wozu streben Frauen wie Claudia Goldin nach höchstem gesellschaftlichem Ansehen, wenn sie dieses dann bloss dazu verwenden, bestehende patriarchale Machtstrukturen „wissenschaftlich“ zu legitimieren und blindlings fortzuschreiben?

Vergnügungsparks in den USA: So wenige Besucherinnen und Besucher wie nie in den letzten neun Jahren

Disneyland in Kalifornien oder Disney World in Florida: Der Tageseintritt für eine Familie kostet über 500 Dollar – Flug, Hotel und Restaurants nicht inbegriffen. Kein Wunder, dass die beiden grössten Vergnügungsparks der USA so wenige Besucherinnen und Besucher haben wie nie in den vergangenen neun Jahren. Doch obwohl die Nachfrage sinkt, sollen nun, um mehr Einnahmen zu erzielen, die Eintrittspreise angehoben werden. Und es sollen, um die Attraktivität der beiden Parks zu steigern, in deren Ausbau 60 Milliarden Dollar gesteckt werden, obwohl gleichzeitig noch Schulden von über 50 Milliarden Dollar zu tilgen sind. Zudem sollen mindestens 7000 Angestellte entlassen werden, um die Ausgaben zu senken. Ob das am Ende wohl aufgehen wird? (Tagesanzeiger, 17. November 2023)