Ausbeutung der Frauen und Ausbeutung der Natur: gleiche historische Wurzeln

Zuerst sah es danach aus, als würden die Klimastreiker die Strassen am Freitag, 14. Juni, zu Gunsten des Frauenstreiktags auf eigene Aktivitäten verzichten. Zu wenig Parallelen seien zwischen Feminismus und Umweltschutz zu finden. Nun aber ist klar: Die jungen Klimaaktivisten werden beim Frauenstreik mitmarschieren, sich aber bewusst im Hintergrund halten.

(www.nau.ch)

Woher diese Zögerlichkeit, woher diese Zurückhaltung und woher die Behauptung, zwischen dem Umweltschutz und dem Feminismus gäbe es «zu wenige Parallelen»? Es braucht doch nur einen kurzen Blick in die Geschichte, um zu sehen, dass die beiden Bewegungen sehr wohl sehr viel miteinander verbindet, haben doch die Klimaveränderung und die Benachteiligung und Unterdrückung von Frauen die genau gleichen historischen Wurzeln: das Patriarchat, die Macht- und Eroberungslust des weissen Mannes, der nicht nur die Natur, sondern auch die Menschen – zunächst als Sklaven, später als Lohnabhängige – dem Interesse endlos wachsender Macht- und Geldvermehrung unterworfen hat. Benachteiligte Frauen und die ausgebeutete Natur sind die Opfer des gleichen Machtsystems genannt Kapitalismus. Und daher müssten sich die Klimaaktivisten und Klimaaktivistinnen am 14. Juni ganz und gar nicht zurückhalten, sondern im Gegenteil an vorderster Front Hand in Hand mit den Teilnehmerinnen am Frauenstreiktag mitmarschieren, im Kampf gegen den gleichen gemeinsamen Widersacher, den Kapitalismus. Und eigentlich müssten da auch noch Abertausende von Männern mitmarschieren, denn Opfer dieses Gewaltsystems sind keinesfalls nur die Frauen und die Natur, sondern auch all jene Männer, die hierzulande und weltweit sich für Hungerlöhne zu Tode schuften und trotz härtester, entbehrungsreichster Arbeit von den Reichen nur Fusstritte und Verachtung empfangen. Und dann müssten auch noch alle anderen Kinder, die noch nicht in der Klimastreikbewegung engagiert sind, ebenfalls mitmarschieren in solidarischer Verbundenheit mit all jenen Abermillionen Altersgenossen und Altersgenossinnen, die weltweit Tag für Tag schon vor dem Erreichen ihres fünften Lebensjahres an Unterernährung oder mangelnder Hygiene sterben. Und es müssten auch die Flüchtlinge mitmarschieren, stellvertretend für jene Milliarde Menschen, die in Kriegs- und Hungergebieten geboren wurden und keinen sehnlicheren Wunsch haben als jeden Tag einen Teller voller Essen, ein Dach über dem Kopf und Frieden. Was für ein gewaltiger Strom an Menschen wäre das, was für ein Erdbeben voller Hoffnung auf den Beginn einer neuen Zeit. Dass es aber noch nicht zum Zusammenschluss aller dieser Bewegungen und noch nicht zu einer grenzüberschreitenden Solidarisierung sämtlicher Opfer des kapitalistischen Weltwirtschaftssystems gekommen ist und alle diese Gruppen und Grüppchen immer noch fein säuberlich voneinander getrennt sind oder sich sogar gegenseitig feindselig verhalten – dies liegt einzig und allein im Interesse des Kapitalismus und seiner altrömischen Devise des «Teile und herrsche», wonach sich die Menschen dann am besten regieren und manipulieren lassen, wenn man sie in möglichst viele und daher möglichst kleine Gruppen aufspaltet und jeden Ansatz gegenseitiger Solidarität schon im Keime erstickt…