«Auf die Dauer kann es dem Einzelnen nur gut gehen, wenn es allen anderen auch gut geht»

Der Reingewinn der Migros betrug 2018 «nur» 475 Millionen Franken, 5,5 Prozent weniger als 2017. Schon spricht Migros-Chef Fabrice Zumbrunnen von notwendigen Anpassungs- und Restrukturierungsmassnahmen, Abstossen unrentabler Geschäftszweige, Personalabbau, Intensivierung der Digitalisierung. ..

Auch so ein kapitalistisches Dogma. Ein Unternehmen muss auf Teufel komm raus Gewinn machen. Aber weshalb eigentlich? Genügt es nicht, wenn sich Aufwand und Ertrag die Waage halten? Ein Gewinn ist ja stets ein Geldbetrag, der anderen, auf was für verschlungenen Wegen auch immer, «geklaut» wurde, denn diese 475 Millionen Franken, welche die Migros 2018 erwirtschaftet hat, sind ja nicht vom Himmel gefallen. Sie waren, bevor sie zum Gewinn der Migros wurden, in den Taschen anderer. Entweder haben die Produzenten nicht den echten Wert ihrer Ware erhalten oder die Konsumenten haben mehr bezahlt als den echten Preis der Ware oder die Angestellten haben nicht jenen Lohn erhalten, der ihrer Arbeit angemessen gewesen wäre. Deshalb postulierte schon Migros-Begründer Gottlieb Duttweiler: «Ziel unseres Unternehmens sollte es nicht sein, Gewinn zu machen. Ziel sollte es sein, Lebensmittel zu fairen, für alle erschwinglichen Preisen anzubieten.» Womit wir dann wieder beim Tauschhandel wären. Das Unternehmen hätte nicht den Selbstweck des Gewinns um jeden Preis, sondern wäre sozusagen ein Dienstleistungsunternehmen mit einer vorwiegend sozialen Aufgabe, nämlich, jene Infrastruktur aufzubauen, bereitzustellen und zu organisieren, die es möglich macht, fair und gerecht produzierte Waren zu fairen und gerechten Preisen anzubieten und allen in der Firma Angestellten faire und gerecht entlöhnte Arbeitsplätze zur Verfügung zu stellen. Massstab für den Erfolg des Unternehmens wäre dann nicht mehr der Reingewinn am Ende des Jahres, sondern die allgemeine Zufriedenheit der Produzenten, der Kunden und der Angestellten. Oder, wie Duttweiler sagte: «Auf die Dauer kann es dem Einzelnen nur gut gehen, wenn es allen anderen auch gut geht».