Bei allem Respekt gegenüber den Ärzten, den Krankenpflegerinnen und allen weiteren im Gesundheitswesen Tätigen: Nur zu leicht geht vergessen, dass nicht nur sie “systemrelevante” Tätigkeiten verrichten. Ebenso “systemrelevant” ist die Tätigkeit all jener, die dafür sorgen, dass wir täglich auf unserem Mittagstisch, als wäre nichts geschehen, volle Teller haben, von den Landwirten, Gemüseproduzenten, Bäckern, Erntehelfern über die in der Nahrungsmittelindustrie tätigen Arbeiter und Arbeiterinnen bis zu jenen namenlosen Millionen, die an allen Ecken und Enden der Welt Bananen und Kaffeebohnen pflücken, Futtergetreide für unsere Kühe, Schweine und Hühner produzieren oder dafür besorgt sind, dass die produzierten Waren über tausende Kilometer hinweg auch sicher an ihr Ziel gelangen und unsere Supermärkte auch in noch so schwierigen Zeiten immer schön gefüllt bleiben. Das Personal in den Spitälern könnte noch so aufopferungsvoll arbeiten – wenn wir nicht genug zu essen hätten, wäre all ihre Mühe vergebens gewesen. Wenn von “Heldinnen” und “Helden” des Alltags die Rede ist, dann gehören deshalb die Arbeiterinnen und Arbeiter, welche für die Lebensmittelversorgung zuständig sind, definitiv dazu. Und sie hätten sogar noch viel mehr verdient als Lob, Dankbarkeit oder Applaus. Sie hätten nämlich jene Diskussion verdient, die eigentlich schon längst fällig gewesen wäre, nun aber, in dieser ganz besonderen Zeit, ganz besondere Aktualität erlangt hat, die Diskussion nämlich, ob nicht jene Berufstätigen, auf deren Schultern die ganze übrige Gesellschaft lastet und die bisher trotzdem weit unterdurchschnittlich entlohnt gewesen sind, logischerweise mindestens so viel oder vielleicht sogar noch mehr verdienen müssten als all jene, die zum Beispiel in einem klimatisierten Büro oder Konferenzzimmer sitzen können und sich nicht mehr um so “banale” Dinge wie das Saubermachen von Böden, das Ernten von Kartoffeln oder das Reparieren von Abwasserschächten kümmern müssen…