Argentinien führt Reichtumssteuer ein – und die Schweiz?

 

Argentinien hat als erstes Land der Welt eine Vermögensabgabe eingeführt, um die Folgen der Coronakrise zu bewältigen. Durch die Abgabe der 12’000 Reichsten Argentiniens werden 3,5 Milliarden Euro generiert. Wenn das eines der ärmeren Länder der Welt kann, weshalb sollte es das reichste Land der Welt nicht können? Immerhin besitzen gemäss des Wirtschaftsmagazins “Bilanz” die 300 reichsten Schweizerinnen und Schweizer nicht weniger als 709 Milliarden Franken, eine Summe, welche sogar die gesamte jährliche Wirtschaftsleistung der Schweiz übertrifft. Beruft sich die schweizerische Bundesverfassung nicht auf das Christentum? Wird nicht Sonntag für Sonntag landauf landab in den Kirchen die Nächstenliebe gepredigt? Wurde uns nicht schon als kleinen Kindern die Geschichte vom barmherzigen Samariter erzählt, der einem bedürftigen Mann am Wegrand die Hälfte seines Mantels überliess? Ich würde ja nichts sagen, wenn diese 709 Milliarden Franken allesamt die Frucht härtester Arbeit und grösster Entbehrungen wären. Aber nein, das Allermeiste davon ist zustande gekommen durch Erbschaften, durch Besitz, der sich von selber vermehrt, durch Kaufen und Verkaufen von fremden Gütern, durch Zins-, Börsen- und Kursschwankungen, durch Aktien und Unternehmensgewinne, die letztlich nur dem Umstand zu verdanken sind, dass Abertausende Werktätige weniger verdienen, als ihre Arbeit eigentlich wert gewesen wäre. Es wäre nur selbstverständlich, einen Teil des Geldes, das in guten Zeiten gehortet wurde, jetzt in schlechten Zeiten jenen zurückzugeben, welche am dringendsten darauf angewiesen sind.