Arena-Diskussion: «Die Schweiz wird nach den Wahlen keine andere sein.»

4. Oktober 2019: In der letzten «Arena»-Sendung des Schweizer Fernsehens vor den Schweizer Parlamentswahlen diskutieren die Präsidentinnen und Präsidenten der acht grössten Parteien über den Frauenanteil in den Parlamenten und Regierungen, den Klimawandel, die steigenden Gesundheitskosten und das Rahmenabkommen zwischen der EU und der Schweiz. Kein Wort vom steigenden Druck und Stress am Arbeitsplatz und den zunehmenden körperlichen und psychischen Belastungen, mit denen die Menschen durch ihre Berufsarbeit konfrontiert sind. Kein Wort von den exorbitanten Lohnunterschieden und dass die höchsten Löhne die niedrigsten um das bis zu 300fache übertreffen. Kein Wort von jenen rund 400’000 Working poor, die trotz voller Erwerbstätigkeit von ihrem Lohn nicht ausreichend leben können. Kein Wort davon, dass alle diese Probleme – von den Tiefstlöhnen über die körperliche und psychische Gesundheit der Menschen bis hin zum Klimawandel – nichts anderes sind als die Folge des globalen kapitalistischen Wirtschaftssystems, in dem stets der materielle Profit, das Gewinnstreben und ein immer noch unbeirrbarer Wachstumsglaube Vorrang haben vor dem Wohl der Menschen und der Natur. Nicht einmal SP-Präsident Christian Levrat kommt darauf zu sprechen, obwohl ja die «Überwindung des Kapitalismus» in seinem Parteibuch steht. Früher oder später werden wir, ob wir wollen oder nicht, nicht darum herumkommen. Und was spricht dagegen, schon heute damit zu beginnen? Mit ihrer Forderung nach einem «System Change» zeigt die «Klimajugend» immer drängender ihre Sehnsucht nach grundlegenden Antworten und Visionen auf dem Weg in eine neue Welt, in welcher sich die Menschen nicht mehr gegenseitig unterdrücken und ausbeuten und Friede herrscht zwischen den Menschen und der Natur. Politisches Denken und Handeln sollte gesellschaftlichen Entwicklungen vorangehen und nicht ihnen hinterher hinken. Davon war an dieser «Arena»-Sendung kaum etwas zu spüren. Und so hat der Tages-Anzeiger vom 5. Oktober 2019 wohl nicht ganz Unrecht, wenn er schreibt: «Die Schweiz wird nach den Wahlen keine andere sein.» Müsste sie aber…