Am Gängelband der Wirtschaft

Als Reaktion auf den wegbrechenden Werbemarkt stellt die Zeitschrift «Annabelle» die «Funktionsweise der Redaktion» bis Sommer 2019 komplett um und entlässt 14 der insgesamt 39 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ob das bisherige Profil mit zahlreichen kritischen und sorgfältig recherchierten Artikeln beibehalten werden kann, ist fraglich.

(www.tagesanzeiger.ch, 29. Januar 2019)

So also entscheidet nicht die Qualität, sondern die Wirtschaft bzw. der «freie Markt», ob eine Zeitschrift oder Zeitung weiterbestehen kann oder nicht. Die immerhin über 220’000 Leserinnen und Leser mögen die «Annabelle» in ihrer bisherigen Form noch so geschätzt haben – für «Nischenprodukte» gibt es je länger je weniger Platz. Die Medien am Gängelband der Wirtschaft. Daumen rauf oder Daumen runter. Knallhart. Ist das etwas grundsätzlich anderes und Besseres als in einer Diktatur, wo ein Machthaber oder die herrschende Partei darüber entscheiden, welche Medien zugelassen sind und welche nicht? Im Endeffekt kommt es aufs selbe heraus, nur dass wir uns immer noch vorgaukeln, der «freie Markt» hätte etwas mit Demokratie zu tun.