Pharmakonzerne verstaatlichen?

Einen solch grossen Jackpot hat in der Pharmaindustrie niemand zuvor geknackt. Roche hat mit seinen drei wichtigsten Krebsmedikamenten bislang einen Umsatz von über 270 Milliarden Franken erzielt. Sie heissen Mabthera, Herceptin und Avastin. Was Ende der 90er-Jahre mit Umsätzen von unter 800 Millionen Franken begann, erreichte im Spitzenjahr 2017 einen Wert von über 21 Milliarden Franken. Seit der Lancierung des ersten der drei Präparate Ende 1997 erzielte Roche im Schnitt Verkäufe von 11,8 Milliarden Franken – pro Jahr. Die Entwicklung neuer Medikamente sei ein extrem zeitaufwendiger und kostspieliger Prozess, sagt die Sprecherin. Die überwiegende Mehrheit von Wirkstoffen scheitere in der Entwicklung. «Die Gewinne ermöglichen es uns, in die Erforschung und Entwicklung neuer Medikamente zu investieren.» Im letzten Jahr habe Roche 11 Milliarden dafür investiert. Interessant in diesem Zusammenhang ist die Entwicklung der Dividende in den letzten 20 Jahren. Sie hat sich zwischen 1998 und heute verzehnfacht, was auch die Erbenfamilien Hoffmann und Oeri freut. Sie besitzen gut 9 Prozent des Kapitals von Roche, was ihnen dieses Jahr eine Dividende von 697 Millionen Franken eintrug.

(www.watson.ch)

 

Man rechne – und staune. Allein mit drei Krebsmedikamenten erzielt Roche einen Jahresumsatz von über 20 Milliarden Franken – von allen übrigen Medikamenten, die Roche auch noch vertreibt, gar nicht zu reden. Da erscheinen die 11 Milliarden Franken, die Roche jährlich in die Forschung steckt, doch reichlich mickrig. Kein Wunder, haben sich die Dividenden zwischen 1998 und heute verzehnfacht, und kein Wunder, erhielten alleine die Familien Hoffmann und Oeri in diesem Jahr eine Dividende von 697 Millionen Franken. Ebenfalls Ausdruck der hohen Profitabilität des Konzerns ist das neue Bürohochhaus, an dem gegenwärtig mit einem Kostenaufwand von drei Milliarden Franken gebaut wird und das nach seiner Fertigstellung mit 205 Metern das höchste Hochhaus der Schweiz sein wird. Gleichzeitig wird der Spardruck in öffentlichen Spitälern und Heimen immer grösser, arbeiten die Angestellten im Gesundheitswesen je länger je mehr bis an den äussersten Rand ihrer Kräfte und steigen die Krankenkassenprämien von Jahr zu Jahr in einem Ausmass, dass sie von immer mehr Familien gar nicht mehr bezahlt werden können. So einfach ist das: Dort, wo es im grossen Stil etwas zu verdienen gibt, regiert die private Hand. Dort aber, wo die Kosten anfallen und wo die Defizite entstehen, muss die öffentliche Hand mühsam ihre letzten Reserven zusammenkratzen. Eigentlich wäre es nur logisch, das gesamte Gesundheitswesen unter ein einziges Dach zu stellen, was nichts anderes bedeuten würde, als die Pharmakonzerne und die gesamte medizinische Forschung zu verstaatlichen, so dass mit den Gewinnen, die am einen Ort entstehen, die Defizite, welche an einem anderen Ort entstehen, ausgeglichen werden könnten. Eine Lösung, an der wir, so utopisch oder gar «verrückt» sie im Moment noch klingen mag, längerfristig wohl nicht vorbei kommen…