Problem der Klimaerwärmung bloss vor sich hergeschoben

In einem soeben veröffentlichten Papier mit dem Titel «Kurzstreckenflüge Zug um Zug auf die Schiene verlagern» fordern fünf Bundestagsabgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen, die DB bis 2035 nicht nur auf allen innerdeutschen Strecken «zur schnelleren, komfortableren und günstigeren Alternative zu machen», sondern auch im näheren grenzüberschreitenden Verkehr. Die Pünktlichkeit soll erhöht, die Bahnangebote in den Abend- und Morgenstunden ausgeweitet und der flächendeckende Ausbau stabiler Mobilfunk- und W-Lan-Verbindungen an Bord umgesetzt werden. Auch zu einer Rückkehr der eingestellten Nachtzüge soll es kommen. Und um den Verlagerungseffekt tatsächlich zu erreichen, soll nach dem Willen des grünen Quintetts nicht nur die Umsatzsteuer von 19 Prozent für den innerdeutschen Streckenanteil internationaler Flüge gelten, sondern auch eine europäische Kerosinsteuer für EU-weite Flüge eingeführt werden. Gleichzeitig soll der schienengebundene Fernverkehr nur noch mit dem ermäßigten Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent belegt werden.

(Der Freitag, 31/2019)

Alles gut gemeint. Und doch hat die Sache einen gravierenden Haken. Nicht durch Einsicht, sondern durch finanzielle Anreize sollen mit diesen Forderungen die Menschen vom Flugzeug auf den Zug umsteigen. Bloss: «Schnellere» und «komfortablere» Züge, eine Erhöhung der Pünktlichkeit, eine Ausweitung der Bahnangebote in den Abend- und Morgenstunden, eine Rückkehr der Nachtzüge sowie flächendeckende Mobilfunk- und W-Lan-Verbindungen – dies alles hat seinen Preis und verschlingt wiederum einen Teil jener Energie, die bei den Kurzstreckenflügen im besten Falle eingespart wird. Zudem ändert eine 19prozentige Umsatzsteuer auf Flugstrecken nichts an der Tatsache, dass das Fliegen weiterhin einen unverantwortbaren Anteil an der Klimaerwärmung hat. Die vorgeschlagenen Massnahmen wollen uns vorgaukeln, wir könnten unseren räuberischen, verschwenderischen Lebensstil unhinterfragt weiterfahren und müssten auf nichts, aber auch rein gar nichts verzichten. Appelliert wird letztlich an den unmündigen, ferngesteuerten Bürger, der nicht grundsätzliche Alternativen zur laufend zunehmenden Mobilität sucht, sondern bloss das gerade billigste und schnellste Verkehrsmittel. Damit schieben wir das Problem der Klimaerwärmung bloss vor uns her, statt es tatsächlich nachhaltig zu lösen.