«Es geht um das Leben, nicht um die Wirtschaft»

«Leider sind unsere Aktionen notwendig. Die Auswirkungen der Klimakrise sind viel dramatischer als jemals erwartet. Laut dem Weltklimarat müssen wir bis 2040 die Treibhausgasemissionen auf netto null absenken, um keine Erderwärmung um über 1,5 Grad zu riskieren. Petitionen, Initiativen und Demonstrationen gab es viele und sie hatten nur zum Teil einen Effekt. Deshalb sehe ich zivilen Ungehorsam als letztes Mittel und nehme dafür auch eine Busse in Kauf. Dabei ist Gewaltfreiheit oberstes Ziel. Extinction Rebellion möchte den Gesamtkollaps verhindern. Es ist klar, dass sich dafür die Wirtschaft sehr schnell ändern muss. Untätigkeit wird für die Wirtschaft und die Gesellschaft noch viel drastischere Folgen haben – es drohen Hungersnöte und Massenvertreibungen ungeahnten Ausmasses. Und das wollen wir verhindern. Es geht ums Leben, nicht um die Wirtschaft.»

Genau. Unsere heutige Welt wird nicht von mehr oder weniger demokratisch gewählten Politikern und Politikerinnen regiert. Sie wird von multinationalen Konzernen, Banken und Wirtschaftsführern regiert. Und diese Diktatur der Wirtschaft und des Geldes fernab jeglicher demokratischer Kontrolle orientiert sich nicht am Wohlergehen der Menschen, sondern am Wohlergehen des Kapitals, der Dividenden und der Börsen. Solange diese Machtverhältnisse unangetastet bleiben, muss jede Forderung nach klimapolitischen Massnahmen zur Rettung der Menschheit Illusion bleiben. Es genügt nicht, wenn Millionen von Menschen auf die Strassen gehen. Der nächste Schritt muss sein, das Primat der Wirtschaft zu brechen und an dessen Stelle das Primat der Politik und der Gesellschaft zu stellen. An oberster Stelle der Macht muss das Wohlergehen der Menschen und der Natur stehen und alles andere muss diesem Ziel untergeordnet werden und ihm dienen. Eine Transformation, die freilich nur weltweit geschehen kann und in der es nicht mehr um das Prinzip der gegenseitigen Konkurrenzierung geht, sondern um das Prinzip der Kooperation und des gemeinsamen Überlebens. Denn, wie schon der Schweizer Schriftsteller Friedrich Dürrenmatt sagte: «Was alle angeht, können nur alle lösen.»