Klimawandel in Kenia: «Dann können wir wohl am Ende nur auf unseren Tod warten.»

Früh am Morgen treibt Roba Guyo seine kleine Ziegenherde in die dürre Landschaft hinaus. Immer weiter muss er laufen, denn durch die dauernde Hitze wächst kaum Grün an den dornigen Sträuchern, die Erde ist staubig und trocken. Sein Leben lang ist er schon Hirte, aber so schlimm wie jetzt war es noch nie. Roba Guyo ist verzweifelt. «Die Herausforderung durch das Klima macht mich fertig», sagt er. Das größte Problem sei die Trockenheit. «Wir können nichts anderes, wir haben nichts anderes gelernt.» Auf dem Boden liegen überall ausgebleichte Knochen der Tiere herum, die die große Dürre von 2017 nicht überlebt haben. Roba Guyo verlor damals den größten Teil seiner Herde. Den kleinen Rest treibt er jetzt zum Wasserloch. Nur um zehn Uhr morgens dürfen die Hirten es nutzen, so hat es das Dorf Badanreero im Norden Kenias beschlossen. Das Wasser ist zu kostbar. Im Dorf gibt es sogar Waffen, um den Teich zu verteidigen. Erst vor kurzem wurden in den benachbarten Hügeln vier Menschen bei einem Kampf ums Wasser getötet. Immer wieder trocknet das Loch komplett aus. Trocken sei es hier schon immer gewesen, doch das Klima verschärfe sich, erzählt Roba Guyo. Die Hitze werde extremer. Wenn Regen komme, gebe es aufgrund des trockenen Bodens Springfluten. Dima Guyo, die Frau des Hirten, kann es einfach nicht verstehen. «Die Menschen im Norden müssen ihr Verhalten ändern und aufhören mit den Dingen, die am Ende diese Hitze produzieren», sagt sie. «Unsere Tiere sollen nicht sterben.» Und sie denkt vor allem auch an die Kinder, die sich in der Schule vor Hitze kaum konzentrieren können und manchmal auch einfach umfallen. «Wenn sich gar nichts ändert», sagt sie, «dann können wir wohl am Ende nur auf unseren Tod warten.»

(Caroline Hoffmann, Nairobi, www.ard.de)

Wie viele solcher Meldungen braucht es wohl noch, bis auch dem letzten Unbelehrbaren unter uns die Augen aufgehen?