46 Prozent Wahlbeteiligung – Ausdruck einer zweigeteilten Gesellschaft

Alle sprechen – in Bezug auf die schweizerischen Parlamentswahlen vom 20. Oktober – vom erdrutschartigen Vormarsch der Grünen. Vom Erstarken der politischen Mitte. Von den massiven Verlusten der SVP. Von der markanten Erhöhung des Frauenanteils. Erstaunlicherweise aber spricht niemand davon, dass sich nur gerade mal 46 Prozent der Bevölkerung an diesen Wahlen beteiligt haben. Eine Quote, die auch im Vergleich mit anderen, auch aussereuropäischen Ländern, sehr zu denken geben müsste, widerspricht dies doch zutiefst dem Grundideal einer Demokratie, an der sich möglichst alle Bürgerinnen und Bürger aktiv und gleichberechtigt beteiligen. Alles deutet daraufhin, dass wir es hier mit dem Problem einer «zweigeteilten» Gesellschaft zu tun haben. Zahlreiche Untersuchungen, die zu diesem Thema auch schon auf gesamteuropäischer Ebene gemacht wurden, zeigen denn auch, dass vor allem «Ungebildete» und «Geringverdienende» überdurchschnittlich oft der Urne fernbleiben, jene Menschen also, die entweder an den Rand der Gesellschaft gedrängt wurden oder zu niedrigem Lohn und mit geringer gesellschaftlicher Wertschätzung meist überdurchschnittlich anstrengende Arbeit verrichten und auf diese Weise jenes Fundament bauen, auf dem die gesamte Gesellschaft mitsamt ihren «demokratischen» und politischen Strukturen überhaupt erst aufbauen kann. Kapitalismus und Demokratie vertragen sich eben nur äusserst schlecht. Es müsste der Tag kommen, an dem auch Bauarbeiter, Kehrichtmänner, Sozialhilfebezüger, Putzfrauen und Migrosverkäuferinnen in den Parlamenten sitzen. Von diesem Tag scheinen wir allerdings noch ziemlich weit entfernt zu sein…