Mehrheiten gegen den Kapitalismus

In den USA, dem Heimatland der freien Marktwirtschaft schlechthin, wird der Kapitalismus mittlerweile von einer Mehrheit der unter 30-Jährigen abgelehnt, wie eine Umfrage der Harvard University im Frühjahr 2017 zeigte. Ein Drittel der jungen Amerikaner bekennt sich gar zum Sozialismus. Auch in der Alten Welt genießt die Wirtschaftsform kein besonderes Ansehen. Nach einer Untersuchung des Meinungsforschungsinstituts Infratest ist jeder Europäer davon überzeugt, dass der Kapitalismus zwangsläufig zu Armut und Hunger führe. Jeder dritte Befragte gab außerdem an, dass er sich eine wirkliche Demokratie nur ohne Kapitalismus vorstellen könne. Die Wirtschaftsführer selbst sind sogar noch systemkritischer sind als ihre Mitbürger. Während immerhin 20 Prozent der Gesamtbevölkerung daran glauben, dass der globalisierte Kapitalismus die Kluft zwischen Arm und Reich mindern kann, sind die Vorstandschefs von den Segnungen noch weniger überzeugt. Lediglich 13 Prozent sagen, dass der Kapitalismus die soziale Schere schließt. Das hat eine Umfrage des Beratungsunternehmen PwC ergeben, die gleich zu Beginn des Weltwirtschaftsgipfels in Davos vorgestellt wurde. Woher die Kluft rührt? Vielleicht daher, dass die Konzernbosse eine genauere Vorstellung davon haben, was auf die Menschheit zukommt. «In vielen Ländern haben die meisten Menschen bisher ein recht beschauliches Leben mit gutem Lebensstandard führen können. Das wird leider nicht so bleiben», sagt Norbert Winkeljohann, der Deutschlandchef von PwC, mit Blick auf die Umwälzungen, die die digitale Revolution mit sich bringen wird. «Wirtschaftsführer weltweit ahnen, dass die aktuelle Situation vielleicht nur die Ruhe vor dem Sturm ist.»

(www.welt.de)

Was nichts anderes heisst, als dass politische Parteien, die sich klar und unmissverständlich für eine Überwindung des Kapitalismus aussprechen, schnell mal eine Anhängerschaft von mindestens 30 wenn nicht 40 Prozent aller Wählerinnen und Wähler haben müssten…