Digitalisierung im Küchenbau: «Sonst wird es uns eines Tages nicht mehr geben.»

In der Produktion der schweizerischen Küchenbaufirma Veriset ist der Digitalisierungsprozess weit fortgeschritten. Damit wird die gesamte Wertschöpfungskette vom Bestellungseingang bis hin zur Auslieferung der fertigen Küchen auf Tempo getrimmt und mit dem gleichen Personalbestand wird ein 25 Prozent höheres Volumen produziert. «Wir in der Schweiz», so Produktionsleiter Rafael Duss, «müssen innovativ sein, damit wir gegenüber dem Ausland bestehen können. Wenn wir nicht digitalisieren und innovativ sind, dann würden wir vom nahen Ausland überholt werden und dann wird es uns eines Tages nicht mehr geben.»

(Wirtschaftsmagazin «Eco», Schweizer Fernsehen SRF1, 25. November 2019)

Eigentlich ist es ja völlig sinnlos, in immer kürzerer Zeit immer mehr zu produzieren, denn das führt bloss dazu, dass sich die Produzenten, um ihre Produkte überhaupt noch verkaufen zu können, einen immer härteren gegenseitigen Wettkampf liefern müssen. Bezeichnenderweise begründet der Produktionsleiter von Veriset die Digitalisierung seines Unternehmens denn auch nicht damit, dass diese zu einer Qualitätsverbesserung der Produkte oder gar zu besseren Arbeitsbedingungen der Angestellten führe, sondern einzig und allein damit, dass man, wenn man darauf verzichten würde, gegenüber der ausländischen Konkurrenz nicht mehr bestehen könnte. Dies zeigt den Charakter des globalen kapitalistischen Wirtschaftssystems: Es handelt sich um einen goldenen Käfig, in dem alle gleichermassen gefangen sind und, bloss um überleben zu können, auch noch die absonderlichsten Dinge tun, die jeglicher Vernunft und jeglichem gesunden Menschenverstand widersprechen. Denn diese Vernunft und dieser gesunde Menschenverstand würden uns sagen, dass in einer Welt begrenzter Ressourcen wirtschaftliches Wachstum gar keine Zukunft mehr hat. Es genügt freilich nicht, wenn nur einzelne Produzenten aus dem goldenen Käfig aussteigen und das Feld den anderen überlassen – dann würden sie, wie Rafael Duss sagt, tatsächlich von der Bildfläche verschwinden. Es braucht ein gemeinsames Aussteigen aller aus dem goldenen Käfig. Denn, wie schon Friedrich Dürrenmatt sagte: «Was alle angeht, können nur alle lösen.»