Anti-WEF-Demo in Zürich: So werdet ihr den Kapitalismus nicht überwinden

Es sollte eine friedliche Demonstration gegen das WEF werden. So versprachen es Juso und Junge Grüne, als sie um die Bewilligung der Demo “Züri gäge WEF” kämpften. Doch am Ende überschatteten gewalttätige Ausschreitungen Linksradikaler den Marsch von über 800 friedlichen Demonstrantinnen und Demonstranten. Auf der kurzen Strecke zwischen Helvetiaplatz und Sihl beschossen vermummte Mitglieder des Schwarzen Blocks immer wieder Polizisten. Ein Beamter ging verletzt zu Boden, als ein Geschoss ihn am Oberkörper traf. Die Polizei setzte Wasserwerfer ein, Augenzeugen sprechen auch von vereinzeltem Gummischrot. An das Gebäude der Kantonspolizei wurden Farbbeutel geschossen. Nach rund zwei Stunden löste sich die Demonstration auf. Übrig blieben Graffiti an Cafés und einem Beautysalon, ein Haufen verkohltes Holz von einem Feuer, das der Schwarze Block auf den Tramgeleisen bei der Kirche St. Jakob entzündet hatte, und zahlreiche eingeschlagene Schaufenster. Kaum ein Passant äusserte Sympathie für all das.

(Tages-Anzeiger, 23. Januar 2020)

So, liebe Leute, werdet ihr den Kapitalismus nicht überwinden. Weil ihr nämlich die gleichen Methoden, Mittel und Instrumente verwendet, die auch der Kapitalismus verwendet: Gewalt, Hass, Aufbau von Feindbildern. Ihr seid Kinder des Kapitalismus geblieben, habt brav von ihm gelernt – statt endlich erwachsen zu werden. Überwinden lässt sich der Kapitalismus nur mit einem radikalen Gegenentwurf, und dieser Gegenentwurf ist die Liebe: die Liebe zu den Menschen, die Liebe zum Leben, die Liebe zur Zukunft, die Liebe zur Gerechtigkeit und zum Frieden. Nicht gegeneinander, sondern nur miteinander können wir diese neue Welt schaffen, von denen das Kind in uns allen noch immer – und stärker denn je – träumt. Denn, wie schon der Schweizer Schriftsteller Friedrich Dürrenmatt sagte: “Was alle angeht, können nur alle lösen.”