Das Kaufhaus des Westens als Vorbild für Globus: “Hier gibt es nichts, was man wirklich braucht.”

Das Kaufhaus des Westens in Berlin, kurz Kadewe, dient als Vorbild für die Umgestaltung der schweizerischen Globuskette, nachdem diese für eine Milliarde Franken von der Migros an ein thailändisch-österreichisches Konsortium verkauft worden ist. Das Kadewe will gehobene Kundenwünsche erfüllen. “Im Kadewe”, so André Maeder, seit sieben Jahren Geschäftsführer der Kadewe-Gruppe, “gibt es nichts, was man wirklich braucht, aber alles, was das Herz begehrt.” Die Kundinnen und Kunden verbringen durchschnittlich zwei Stunden im Kaufhaus und geben durchschnittlich 180 Franken aus. Die Auswahl reicht, auf sieben Stockwerke verteilt, von der Handtasche für 2’980 Euro über Damenschuhe für 3’495 Euro bis zur Flasche Wein für 4000 Euro. Gegenwärtig wird das Kaufhaus, um seine Attraktivität zu steigern, für 250 Millionen Franken umgebaut, die Bauzeit beträgt drei Jahre. Ein wichtiges Element der neuen Ausstattung ist das Beleuchtungskonzept: “Durch die neue Beleuchtung”, so Maeder, “sieht man jede einzelne Socke und jeden Schuh in vollem Licht.” Im obersten Stock befindet sich die Lebensmittelabteilung mit – auf einer Länge von zwanzig Metern – der längsten Pralinentheke Europas. Nach dem Umbau sollen sechs Restaurants und sieben Bars täglich bis Mitternacht geöffnet bleiben.

(Eco, Wirtschaftsmagazin des Schweizer Fernsehens SRF1, 10. Februar 2020)

Könnte der kleine Adi irgendwo im fernen Afrika, der zeitlebens noch nie ein Stück Schokolade gegessen hat, der jeden Abend hungrig zu Bett geht, dessen Vater zehn Jahre lang arbeiten müsste, um sich in jenem paradiesischen Kaufhaus des Westens ein Paar Schuhe kaufen zu können, könnte der kleine Adi, der wahrscheinlich höchstens vier oder fünf Jahre alt werden wird, könnte dieser kleine Adi das alles wirklich glauben und könnte er jemals begreifen, dass es Orte gibt, wo man ausschliesslich nur Dinge kaufen kann, die man nicht wirklich braucht?