Kostenloser ÖV: Keine Option für die Schweiz?

Jährlich fliessen fast zwei Milliarden Kantons- und Bundesgelder in den regionalen öffentlichen Verkehr. Auf diese Weise werden Angebote mit Bussen, Zügen, Schiffen, aber auch Seilbahnen in der ganzen Schweiz unterstützt. Das eingeschossene Geld ist bitter nötig: Von über 1400 Strecken, welche 2019 unterstützt wurden, rentieren gerade mal 18. Auf fast 500 Strecken decken die Einnahmen nicht einmal ein Drittel der Kosten. Die teilweise tiefen Kostendeckungsgrade führen nun dazu, dass der Bund 33 Verbindungen überprüft. Die Folge: Der Bund könnte aus der Finanzierung aussteigen. Im schlimmsten Fall droht gar die Einstellung von Strecken, falls Kantone das wegfallende Geld nicht selber einschiessen wollen.

(Tages-Anzeiger, 17. Februar 2020)

In Zeiten des Klimawandels und der Diskussion über die Zukunftstauglichkeit des privaten Automobils über Abstriche beim öffentlichen Verkehr nachzudenken, ist ein Anachronismus besonderer Art. Eigentlich müsste die Diskussion genau in die entgegengesetzte Richtung gehen: Die Attraktivität des öffentlichen Verkehrs müsste nicht geschmälert, sondern im Gegenteil gesteigert werden, am besten durch einen generellen Nulltarif und einen Verzicht auf jegliches Renditedenken. In Luxemburg ist die Benützung des öffentlichen Verkehrs seit diesem Jahr kostenlos. Weshalb sollte sich das, was sich Luxemburg leistet, nicht die viel reichere Schweiz nicht ebenso leisten können?