Der Terroranschlag in Hanau DE: die tieferliegenden Ursachen von Fremdenfeindlichkeit und Rassismus

Die Empörung über den Terroranschlag eines Rechtsextremisten gegen elf Menschen ausländischer Herkunft im hessischen Hanau ist riesig. Politiker und Politikerinnen landauf landab verurteilen die Tat aufs schärfste, überall werden Mahnwachen abgehalten, Tausende gehen auf die Strasse. Der Ruf nach einem härteren Vorgehen gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit ist unüberhörbar. Und doch ist das alles nicht anderes als reine Symptombekämpfung. Denn das Grundproblem ist nicht der wachsende Fremdenhass und die zunehmende Gewalt gegen Ausländerinnen und Ausländer. Das Grundproblem ist das kapitalistische Wirtschaftssystem. Dieses kapitalistische Wirtschaftssystem hat nämlich eine wachsende soziale Ungleichheit zur Folge, sowohl in jedem einzelnen Land, wie auch weltweit, wo sich in immer weniger Händen immer grösserer Reichtum ansammelt, während sich gleichzeitig die Zonen von Elend, Armut und sozialer Ausgrenzung immer weiter ausdehnen. Auch in Deutschland sind immer mehr Menschen von den Schattenseiten jenes Wohlstands, in dem sich die Reichen und Reichsten sonnen, existenziell betroffen: Sie kommen finanziell kaum über die Runde, haben vielleicht ihren Job verloren, leiden unter sozialer Ausgrenzung. Dies alles führt zu Ohnmacht, Verzweiflung, Wut und Hass. Und an wem soll man diese Wut auslassen, wenn nicht an jenen, die sich erfrechen, von dem Kuchen, der immer kleiner wird, auch noch ein Stück abzuschneiden, Menschen, die von weit her gekommen sind, viele von ihnen “illegal”, und so tun, als wären sie hier zuhause. Armut und soziale Ausgrenzung sind der eigentliche Nährboden für Fremdenhass und Gewalt gegen Ausländer und Ausländerinnen. Das war schon in den Dreissiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts nicht anders, als die Juden und Jüdinnen zur Projektionsfläche jenes Hasses wurden, der durch die miserable Wirtschaftslage Deutschlands verursacht war. Gegen Rechtsextremismus polizeilich härter vorzugehen, mag ein probates kurzfristiges Mittel sein, um weitere Bluttaten wie jene von Hanau zu verhindern. Gleichzeitig aber, auf einer gesamtgesellschaftlichen Ebene, ist alles daran zu setzen, das kapitalistische, auf soziale Ungleichheit ausgerichtete Wirtschaftssystem durch eine neue globale Ordnung zu ersetzen, in der jeder Mensch unabhängig von dem Ort, wo er geboren wurde, ein gutes Leben führen kann. Dann würden Fremdenhass und Rassismus endgültig der Vergangenheit angehören. Und die Ausländerinnen und Ausländer – als Projektionsfläche von Hass und Gewalt – wären gar nicht mehr da, weil sie nämlich alle in ihren Heimatländern, wo sie geboren wurden, ein gutes Leben führen könnten und nicht mehr gezwungen wären, in ein fernes, unbekanntes Land auszuwandern.