Das Corona-Virus und die Flüchtlinge an der türkisch-griechischen Grenze

Stacheldrahtzäune an der griechisch-türkischen Grenze, um rund 1300 Flüchtlinge, vorab aus Syrien, vom Zutritt in die EU abzuhalten. Wasserwerfer, Blendgranaten und Tränengas, selbst gegen kleinste Kinder. Improvisierte Schlaflager im Freien, bei eisigen Temperaturen. Ein Schlauchboot mit 48 Personen, das in der Ägäis in Seenot geriet, und ein Kleinkind, das dabei ums Leben gekommen ist. Eine unbeschreibliche Verzweiflung in den Augen von Menschen, die noch immer unter dem Schock von Krieg und Zerstörung stehen, all ihr Hab und Gut sowie zahlreiche Freunde und Verwandte im Krieg oder auf der Flucht verloren haben, entbehrungsreichste Fussmärsche durch gefährlichstes Gebiet auf sich nehmen mussten und denen nur noch eine einzige Hoffnung geblieben ist, nämlich, irgendwo in Europa Schutz, Sicherheit und eine feste Bleibe zu finden. Man wünschte sich, dass auch nur ein winziger Teil jenes Aktivismus, welcher die Menschen Europas im Zusammenhang mit dem Corona-Virus erfasst hat, und nur ein winziger Teil des öffentlichen Interesses, welches gegenwärtig dem Corona-Virus zukommt, den Geschehnissen an der türkisch-griechischen Grenze zuteil würde. Oder ist das Leben eines syrischen Kindes oder eines afghanischen Vaters so viel weniger wert als das Leben eines Franzosen oder einer Schweizerin?