Im Kampf gegen das Coronavirus: Gehen Sie ins Freie!

Wie stark wird das wärmere Wetter die Ansteckung durch das Coronavirus dämpfen? Ich habe alle wissenschaftlichen Aufsätze zu diesem Aspekt gelesen und schliesse daraus, dass sich das Virus am schnellsten im Inneren von Gebäuden ausbreitet. Deswegen war es ziemlich sinnlos, Parks und Strände zu schliessen und unter dem Strich wahrscheinlich eher schädlich. Demnach ist es also möglich, dass der Sommer die Ansteckungsfähigkeit des Virus nicht radikal verringert, solange wir nicht alle unsere Schreibtische nach draussen schaffen.

(Neil Ferguson, Senior Fellow am Zentrum für europäische Studien in Harvard, NZZ 28. April 2020)

Allen solchen Einsichten zum Trotz wurden und werden nach wie vor in zahlreichen Ländern Ausgangssperren verhängt, Parkanlagen und Strandpromenaden abgesperrt und die Bevölkerung auch in der Schweiz rund um die Uhr mit dem Slogan “Bleiben Sie zuhause!” bombardiert, so dass sich verunsicherte Bürgerinnen und Bürger schon fast nicht mehr getrauen, ihr Haus zu verlassen, obwohl nie eine Ausgangssperre verhängt wurde. Sieht man die Kinder in Spanien, die unlängst zum ersten Mal nach sechs Wochen ihre Wohnung verlassen durften, und auch das nur für eine Stunde und in Begleitung Erwachsener, dann muss man sich schon fragen, ob der Kampf gegen das Coronavirus nicht bald grösseren Schaden anrichtet als das Virus selber und ob es nicht langsam an der Zeit wäre, den Slogan “Bleiben Sie zuhause!” durch den Slogan “Gehen Sie ins Freie!” zu ersetzen.