Partymeilen und Anticoronademonstrationen: zweierlei Mass

Während das Partyvolk in der Innenstadt von Basel und Zürich, unbehelligt von der Polizei, dicht aneinandergedrängt feiert und auch viele Seepromenaden schon wieder dicht bevölkert sind, werden die Anticoronademonstrationen in Zürich, Bern und anderen Städten von Polizeikräften sogleich rigoros aufgelöst. Zugegeben, ich bin auch kein Sympathisant von Verschwörungstheoretikern und schon gar nicht von Rechtsextremen. Aber friedliches Demonstrieren für oder gegen etwas gehört nun mal zum Grundrecht in einer Demokratie. Und wenn die beteiligten Personen die erforderlichen Distanzregeln einhalten, dann gibt es keinen ersichtlichen Grund dafür, solche Anlässe zu verbieten bzw. aufzulösen, während man Menschenansammlungen in Partymeilen oder Einkaufsstrassen gewähren lässt. Zumal es unter den an den Anticoronademos Teilnehmenden auch viele verunsicherte, fragende, verängstigte Menschen gibt, die sich im Spannungsfeld zwischen ihren eigenen Gefühlen und den von den Behörden verordneten Massnahmen zerrissen fühlen. Sollen sie ihre Fragen, ihre Unsicherheit, ihre Ängste, ihre Zweifel nicht öffentlich machen dürfen? Soll man nicht mit ihnen sprechen? Soll man sie nicht Ernst nehmen? Ist es besser, sie zu isolieren, zu verdrängen, zu demütigen und sie in ihre Wohnzimmer zu verdrängen, wo ihnen dann gar nichts anderes übrig bleibt, als ihre Frustrationen, ihren Ärger und ihre Wut über das Internet auszulassen, hinaus ins Leere, wo es weder Antworten gibt noch einen Dialog?