Eigentlich müssten sich die Polizei und die Jugendlichen nicht gegenseitig bekämpfen, sondern sich solidarisieren im Kampf für eine bessere Welt

Dieses Mal waren es noch einmal mehr. Randalierten in Stuttgart Ende Juni noch rund 500 Jugendliche, waren es an diesem Wochenende in Frankfurt bis zu 800 junge Leute, die sich gewalttätige Auseinandersetzungen mit der Polizei lieferten. Auf dem Opernplatz mitten in der hessischen Finanzmetropole spielten sich in der Nacht zum Sonntag wüste Szenen ab. Zwei Gruppen gerieten aneinander, ein Jugendlicher ging dabei zu Boden. Als die Polizei einschritt und dem blutenden Jugendlichen helfen wollte, richtete sich die Gewalt plötzlich gegen sie. Die jungen Leute attackierten die Beamten, warfen Flaschen und Gegenstände. Der Polizei gelang es erst mit einem Grossaufgebot, die Lage unter Kontrolle zu bringen. Es sei “sehr schlimm, was sich heute Nacht entladen hat”, sagte Frankfurts Polizeipräsident Gerhard Bereswill. Besonders schmerzlich sei, “dass die gesamte Menschenmenge johlt und Beifall klatscht, wenn unsere Kolleginnen und Kollegen von Flaschen getroffen werden”.

(W&O, 21. Juli 2020)

Die randalierenden Jugendlichen sind nicht zu beneiden. Die meisten von ihnen mussten ihre Heimat aus existenziellen Gründen veranlassen, voller Hoffnung auf ein besseres Leben in Europa – doch auch diese Hoffnung hat sich für die meisten mittlerweile zerschlagen und zum zweiten Mal lösen sich alle ihre Zukunftsträume in Nichts auf. Doch nun die Polizei anzuprangern, schlecht zu machen oder gar Hass und Gewalt gegen sie auszuüben, ist der falsche Weg. Das Böse ist nicht die Polizei. Das Böse, wenn überhaupt, ist das kapitalistische Wirtschaftssystem. Ein Wirtschaftssystem, das dazu führt, dass sich in einzelnen Regionen und Ländern des Nordens Reichtum und Luxus in nie dagewesenem Ausmass anhäufen, während ganze Länder und halbe Kontinente in bitterste Armut getrieben werden und die Menschen, wollen sie ein besseres Leben, gar keinen anderen Ausweg mehr sehen, als ihre Heimat zu verlassen. Eigentlich müssten sich die Polizei und die ausländischen Jugendlichen nicht gegenseitig bekämpfen, sondern sich solidarisieren im Kampf für eine bessere, gerechtere Welt, zusammen mit möglichst vielen anderen Menschen, die ebenfalls auf die eine oder andere Weise unter der Ausbeutung, der Verelendung und den Zerstörungen, die das kapitalistische Wirtschaftssystem Tag für Tag anrichtet, leiden. Dieser Weg aber muss ein Weg ohne Hass, Gewalt und gegenseitige Zerstörung sein, denn, wie es schon der Schweizer Schriftsteller Friedrich Dürrenmatt sagte: “Was alle angeht, können nur alle lösen.”