Libanon: 30 Milliardäre und 2000 Millionäre, während ihr ganzes Heimatland zusammenbricht

Im Libanon gibt es über 2000 Millionäre und angeblich über 30 Milliardäre. Würden sie nur einen Drittel ihres gewaltigen Reichtums abgeben, könnte das Land saniert werden. Stattdessen hält man am System der systematischen und ausufernden Bereicherung fest und nimmt dafür sogar den Untergang des Heimatlandes billigend in Kauf.

(W&O, 6. August 2020)

Dass es im Libanon so viele Reiche gibt, ist kein Zufall. Das ist auch in Russland nicht anders, auch in Indien, in Brasilien, in der Schweiz, einfach gesagt: in jedem kapitalistischen Land. Denn der Kapitalismus ist jenes politische und wirtschaftliche System, welches eine permanente Umverteilung von unten nach oben legitimiert. Unten all jene, die für ihre Arbeit weniger Geld bekommen, als ihre Arbeit eigentlich wert wäre. Oben all jene, die bloss deshalb immer reicher werden, weil sie bereits zu den Reichen gehören und permanent von jenem Mehrwert profitieren, welcher bei den Ärmeren und Armen abgeschöpft wird. Somit ist das Geld der Reichen nichts anderes als gesellschaftlich gestohlenes Geld. Dass dies in guten Zeiten der Fall ist, ist schon Skandal genug. Dass aber sogar in schlechten Zeiten jene, die sich in den guten Zeiten auf Kosten anderer bereichert haben, nicht einmal daran denken, den Bestohlenes etwas von dem Raubgut zurückzugeben, grenzt an unglaublichen Egoismus und unglaubliche Menschenverachtung. Irgendwelche Hilfsaktionen und humanitäre Spenden für das so entsetzlich geplagte libanesische Volk müssen, auch wenn sie noch so gut gemeint sind, reines Flickwerk bleiben, so lange nicht das kapitalistische System mit all seinen Auswüchsen individueller Bereicherung auf Kosten von Armut und Elend von Grund auf überwunden wird. Nicht nur im Libanon, sondern auch weltweit.