Das Aus für das Wirtschaftsmagazin “Eco”: Schaufelt sich das Schweizer Fernsehen sein eigenes Grab?

Zwischen 2013 und 2019 sank die Zuschauerzahl des Wirtschaftsmagazins “Eco” von durchschnittlich 195’000 auf 124’000 Personen. Nun hat SRF-Direktorin Nathalie Wappler angekündigt, “Eco” aus dem Programmangebot zu kippen und stattdessen eher auf die digitalen Kanäle zu setzen.

(Tages-Anzeiger, 22. August 2020)

Eben noch hat das Schweizer Stimmvolk in der Bilag-Abstimmung ein klares Bekenntnis zur Beibehaltung der bisherigen Radio- und Fernsehgebühren und somit zur Aufrechterhaltung des bestehenden Service public abgegeben. Und nun das: Zuerst wird Kurt Aeschbacher vor die Tür gesetzt, dann Roger Schawinski, kurz darauf “Karpi” Karpiczenko, der Ideengeber von Dominic Deville, und nun auch noch das Wirtschaftsmagazin “Eco”, wohl eines der besten Formate von SRF1. Alles nur noch unter dem Aspekt der Einschaltquoten zu sehen, missachtet die Tatsache, dass Sendungen mit einer geringeren Einschaltquote unter Umständen sogar die weitaus grössere Qualität und vor allem auch die grössere gesellschaftspolitische Bedeutung haben können als Sendungen mit einer höheren Einschaltquote. Wer sich eine Sendung wie “Eco” anschaut, tut dies ganz gezielt, nimmt sich dafür die notwendige Zeit und Aufmerksamkeit und tut das, was man im besten Sinne als persönliche Weiterbildung bezeichnen könnte. Und diese gerade in einer so hektischen und in vielerlei Hinsicht oberflächlichen Zeit wie der unseren so wichtige Aufklärungsarbeit hat einen unentbehrlichen gesellschaftlichen Nutzen, egal ob sich 50’000, 70’000 oder eben 124’000 Personen daran beteiligen. Der verengte Blick ausschliesslich auf die Einschaltquote führt im schlimmsten Falle dazu, dass die besten Sendungen nach und nach verschwinden, denn man muss kein Prophet sein, um voraussagen zu können, dass vermutlich schon sehr bald immer mehr Sendungen mit sinkenden Einschaltquoten zu kämpfen haben werden und sich das Fernsehen auf diese Weise früher oder später sein eigenes Grab zu schaufeln droht. Ich wünsche der Fernsehdirektorin und allen Fernsehmachern und -macherinnen den Mut, allen Schwierigkeiten zum Trotz an der bisherigen Qualität des Fernsehens festzuhalten und sich für das Überleben ihres Mediums mit allen Kräften einzusetzen. Ich bin fast ganz sicher, dass sie dabei der Unterstützung durch eine grosse Mehrheit der Bevölkerung sicher sein dürfen.