Todesfälle bei Influenza und bei Covid19: zweierlei Mass…

Bei jeder Grippewelle fallen in Deutschland auch Kinder den Folgen einer Influenza zum Opfer. Obwohl solche Todesfälle bei jungen Menschen im Vergleich zu alten Menschen sehr selten sind, dürfen Ausbrüche in Krippen, Kindergärten oder Schulen auf keinen Fall auf die leichte Schulter genommen werden. Besonders bedroht sind natürlich Heranwachsende mit chronischen Krankheiten. Ein Fall aus dem vergangenen Winter in Baden-Württemberg zeigt jedoch, dass auch bisher gesunde und normal entwickelte Kinder in kürzester Zeit an Influenza-Komplikationen sterben können.

Insgesamt waren in Baden-Württemberg im vergangenen Winter zwei laborbestätigte Grippetodesfälle bei Kindern registriert worden. Dies ist aber wahrscheinlich nur die Spitze des Eisbergs. Belastbare Zahlen zu Todesfällen bei Kindern mit Grippe in Deutschland gibt es nicht. Anders in den USA: Dort wurden in den Wintern von 2010/11 bis 2015/16 pro Jahr im Schnitt 113 an Influenza gestorbene Kinder und Jugendliche im Alter unter 18 Jahren gemeldet, dies entspricht einer Rate von 0,15 Todesfällen pro 100’000 Kinder und Jugendliche. Jedes dritte der an Grippe gestorbenen Kinder in den USA war höchstens sechs Monate alt, berichten Forscher um Mei Chang von den Centers for Disease Control and Prevention. Insgesamt 65 Prozent der Betroffenen starben binnen sieben Tagen nach Einsetzen der Symptome, 13 Prozent sogar am ersten Tag. Ursache waren Pneumonie, Sepsis oder akutes Atemnotsyndrom (ARDS).

Die Erkrankungen verliefen völlig unberechenbar: Die Hälfte der Kinder hatte vor der tödlichen Krankheit keinerlei gesundheitliche Beeinträchtigungen gehabt. Die andere Hälfte hatte vor allem neurologische Krankheiten wie Entwicklungsstörungen, Krampfleiden, Chromosomen-Verteilungsstörungen oder Zerebralparesen.

Außerdem häufig waren Lungenleiden wie Asthma und Herzerkrankungen.

(ÄrzteZeitung, 8. Juni 2018)

Geblendet vom Coronavirus, ist uns offensichtlich blitzschnell vergessen gegangen, wie gefährlich auch die ganz “normale” saisonale Grippe sein kann. Und dies eben nicht nur für ältere Menschen, sondern auch für Kinder und Jugendliche. Allein in den USA gab es also, laut obigem Artikel in der deutschen ÄrzteZeitung, zwischen 2011 und 2016 im Schnitt jährlich 113 an Influenza gestorbene Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, auch in den folgenden Jahren und in anderen Ländern werden es, im Verhältnis zur Bevölkerungszahl, wohl ebenso viele gewesen sein und weiterhin sein. Ich kann mich nicht erinnern, dass auch nur bei einem einzigen dieser Kinder und Jugendlichen die Medien so prominent, so breit und so ausführlich darüber berichtet hätten, wie sie dies bei Kindern und Jugendlichen tun, die dem Coronavirus zum Opfer fallen. Das eine sind die Fakten. Das andere ist das, was die Medien daraus machen. Man tut gut daran, das eine vom andern sorgfältig zu unterscheiden…