Coronakrise: Gewinner und Verlierer…

“Auch in der Coronakrise geht es längst nicht ­allen Firmen schlecht. Es gibt Firmen, die in der Krise so viel verdient haben wie nie zuvor, zum Beispiel gewisse Lebensmittel­händler, Onlineshops und Pharmaunternehmen. Wir könnten darüber nach­denken, die Gewinne der Krisengewinner höher zu besteuern – und mit dem Geld die Verlierer der Krise zu unterstützen.”

(Jan-Egbert Sturm, Wirtschaftschef der nationalen Covid-19-Task-Force, www.blick.ch)

Kaum verwunderlich, dass Sturms Idee bei Exponenten der Wirtschaftsverbände und der Arbeitgeberorganisationen auf wenig Gegenliebe stösst. Das Hauptargument: Man könne doch die Tüchtigen, die trotz der Krise ausgezeichnet gewirtschaftet haben, nicht zu Gunsten der anderen bestrafen. Als wären jene, denen es wirtschaftlich schlechter gehe, selber Schuld. Als sei alles nur eine Frage von Tüchtigkeit bzw. Faulheit. Was für eine arrogante Haltung gegenüber Abertausenden von Köchen, Serviceangestellten, Putzfrauen, Näherinnen in Textilfabriken oder Balletttämzerinnen, die sich Tag für Tag mit grösstem Einsatz abmühen und es doch nie auf einen grünen Zweig bringen. Ob man zu den Krisengewinnern gehört oder zu den Krisenverlierern, ist wohl weit weniger eine Frage der Tüchtigkeit als vielmehr eine Frage von Glück oder Pech. Und deshalb ist Sturms Idee von einem Ausgleich zwischen den Glückspilzen und den Pechvögeln nur allzu berechtigt. Nur schade, dass solche innovativen Ideen, die für so manches krisengeschüttelte Unternehmen ein wahrer Segen wären, in der heutigen Realpolitik und dem Selbstverständnis einem auf rein betriebswirtschaftliches Renditedenken ausgerichteten Unternehmertum aller Voraussicht nach nicht die geringste Chance haben werden. Ich würde mich nicht wundern, wenn Sturms Idee ebenso rasch, wie sie publik wurde, wieder in der Versenkung verschwunden sein wird.