Von der Klimabewegung bis zu “Black Lives Matter”: Alles hängt mit allem zusammen…

 

Rund 2000 Menschen haben sich am gestrigen 10. Oktober 2020 auf dem Berner Bundesplatz versammelt, um sich für die Aufnahme von Flüchtlingen aus dem griechischen Moria in die Schweiz auszusprechen. Über hundert Organisationen hatten sich zusammengefunden, um diesen Anlass möglich zu machen. Eindrückliche Reden, eindringliche Statements und überall Plakate mit dem Slogan “Wir haben Platz!” Ein starkes Zeichen. Zwei Wochen zuvor hatte die Klimabewegung eine Demonstration organisiert, ebenfalls in Bern und ebenfalls mit rund 2000 Teilnehmern und Teilnehmerinnen. Vordergründig scheinen die beiden Anlässe nichts miteinander zu tun zu haben. Beim einen Anlass ging es um Flüchtlinge, beim anderen um das Klima. Und doch: Hat nicht beides – Flüchtlingskrise und Klimakrise – letztlich die gleiche Ursache? Bei beidem geht es doch um die Folgen jenes weltumspannenden kapitalistischen Wirtschaftssystems, das sowohl die exorbitanten sozialen Unterschiede zwischen reichen und armen Ländern zur Folge hat wie auch jenen rücksichtslosen Raubbau an der Erde und der Natur, welcher die Klimaerwärmung mit allen ihren verheerenden Auswirkungen zur Folge hat. Die Ausbeutung der Menschen und die Ausbeutung der Natur sind die beiden Kehrseiten der gleichen – kapitalistischen – Medaille. Folgerichtig müssten sich politische Bewegungen für die Aufnahme von Flüchtlingen mit jenen, die sich für den Kampf gegen den Klimawandel einsetzen, zusammenschliessen, denn sie haben einen gemeinsamen Feind: den Kapitalismus. Und eigentlich müssten sich einer solchen antikapitalistischen Bewegung auch all jene Menschen anschliessen, die weltweit für “Black Lives Matter” auf die Strasse gehen, denn auch die Ausbeutung und Erniedrigung von Menschen anderer Hauptfarbe ist nur möglich in einem System, wo Macht und Reichtum höchst ungleich verteilt sind und nicht alle Menschen die gleichen Rechte haben. Das Gleiche gilt für die Frauenbewegung, denn auch die Diskriminierung von Frauen ist nur möglich in einem System, das auf Ausbeutung und Ungerechtigkeit aufbaut. Hätten alle diese Protestbewegungen, die heute noch mehr oder weniger unabhängig voneinander agieren, nicht eine viel grössere Wirkung, wenn sie sich zu einer viel grösseren gemeinsamen politischen Kraft zusammenschliessen würden? Die Machthaber des Römischen Reichs folgten schon vor 2000 Jahren der Devise “Divide et impera” – teile und herrsche. Sie wussten, dass sie alles daran setzen mussten, dass sich ihre möglichen Gegner nicht miteinander verbündeten, sondern miteinander Krieg führten und sich somit gegenseitig schwächten. So konnten sie ihre Macht ungestört aufrecht erhalten. Genau so ist es mit den heute weltweit agierenden Protestbewegungen von der Klimabewegung über “Black Lives Matter” und den Flüchtlingsorganisationen bis zur Frauenbewegung und dem Kampf der Gewerkschaften für anständige Arbeitsbedingungen, soziale Sicherheit und faire Löhne. Es liegt, wie bei den Machthabern des Römischen Reichs, einzig und allein im Interesse des kapitalistischen Machtsystems, dass seine möglichen Widersacher voneinander getrennt bleiben und sich sogar gegenseitig voneinander abgrenzen, als hätten sie nichts miteinander zu tun. Die Verschmelzung bisher voneinander unabhängiger Bewegungen zu einer weltweiten gemeinsamen antikapitalistischen politischen Kraft geht aber nicht ohne das Ende der Illusion, man könnte innerhalb des Kapitalismus ein einzelnes Problem lösen, wenn man nicht gleichzeitig auch alle anderen zu lösen versucht.