UBS-Angestellte bekommen Lohnerhöhung, Pflegepersonal geht leer aus…

 

Wer bei der UBS arbeitet, bekommt für 2020 einen zusätzlichen Wochenlohn. Dies, so teilt die Grossbank mit, sei ein “Zeichen der Wertschätzung für den besonderen Einsatz in der schwierigen Coronazeit.” Die UBS lässt sich diesen Zustupf rund 30 Millionen Dollar kosten. Davon kann das Pflegepersonal in den Spitälern nur träumen: Pflegerinnen und Pfleger gehen leer aus, für sie gibt es weder eine Prämie noch eine Lohnerhöhung. Solche unsägliche Ungerechtigkeit ist nur deshalb möglich, weil Wirtschaft und Arbeitswelt nach rein betriebswirtschaftlicher Logik funktionieren: Firmen, die einen höheren Gewinn erzielen, können ihren Angestellten auch einen entsprechend höheren Lohn auszahlen, jene, die sich kaum über Wasser halten können, speisen ihre Angestellten mit entsprechend geringeren Löhnen ab, was so weit gehen kann, dass viele Menschen selbst bei voller Erwerbstätigkeit nicht einmal ausreichend von ihrem Lohn leben können. Diese betriebswirtschaftliche Logik klammert aus, dass alles mit allem zusammenhängt und jede Firma auf die Arbeit und die Leistungen anderer Firmen angewiesen ist, um überhaupt existieren zu können. Wenn die UBS trotz Krisenzeit so hohe Gewinne erzielt, dass sie ihren Angestellten einen zusätzlichen Wochenlohn bezahlen kann, dann ist dies nur möglich, weil irgendwer irgendwo das Essen hergestellt hat, das die UBS-Angestellten zu sich nehmen, weil irgendwer irgendwo die Häuser gebaut hat, in denen die UBS-Angestellten wohnen oder arbeiten, weil irgendwer irgendwo die Autos gebaut hat, mit denen sie herumfahren, und weil sich irgendwo irgendwer um sie kümmern wird, wenn sie krank werden – die Aufzählung liesse sich beliebig weiterführen. Was bedeutet das? Es bedeutet, dass wir uns von der betriebswirtschaftlichen Logik lösen müssen hin zu einer “gemeinwirtschaftlichen” Logik. Was auf den ersten Blick utopisch oder kompliziert erscheinen mag, ist die einfachste Sache der Welt: In den afrikanischen Dörfern zur Zeit, als die Europäer den Kontinent noch nicht erobert hatten, galt das Prinzip des Teilens in der Gemeinschaft. Morgens zog man los zur Affenjagd, gegen Abend kam man mit den erbeuteten Tieren zurück ins Dorf. Einige der Jäger hatten drei oder vier Affen erbeutet, andere überhaupt keinen. Und nun ass nicht einfach jeder die von ihm erbeuteten Tiere, sondern alles wurde und unter alle gleichmässig verteilt – so wie wir das bei jedem Kindergeburtstagsfest machen, wenn jedes Kind ein gleich grosses Stück des Kuchens bekommt. Die Abkehr von der betriebswirtschaftlichen Logik hin zur gemeinwirtschaftlichen Logik ist völlig plausibel und wird dem Umstand gerecht, dass jeder Betrieb eben nur Teil eines grösseren Ganzen ist und dass daher für den Erfolg der einen direkt oder indirekt immer auch alle anderen ihren Beitrag leisten. Wie aber sollte man einen solchen Systemwechsel in die Praxis umsetzen? Nun, das ist eigentlich bloss eine Frage des Willens und des gesellschaftlichen Konsenses. Wenn sich nämlich alle einig wären, dass dies eine gerechte Lösung wäre, dann liesse sich bestimmt auch ein Weg finden, sie in die Tat umzusetzen. So könnte beispielsweise jede Firma am Ende des Monats den erzielten Reingewinn (die erbeuteten Affen) in eine schweizerische Gemeinschaftskasse einzahlen und aus dieser Kasse erhielten dann alle Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen ihren je gleichen Anteil des gesamten Kuchens, also eine Art “Einheitslohn”. So einfach wäre das – man müsste es nur wollen…