“Frauenberufe” und “Männerberufe”: Was “Gleichstellung” ist und was sie eigentlich sein müsste

 

Eine soeben veröffentlichte Studie des Bundes kommt zum Schluss, dass nach wie vor ein überwiegender Teil der Mädchen traditionelle “Frauenberufe” wählt und ein überwiegender Teil der Knaben traditionelle “Männerberufe”. Zwar ist der Anteil von Mädchen in Männerberufen und Knaben in Frauenberufen im Laufe der Jahre gestiegen und wird voraussichtlich auch weiterhin steigen. Dies nicht zuletzt als Folge einer von Frauenorganisationen wie auch von Berufs- und Wirtschaftsverbänden gezielt vorangetriebenen “Gleichstellungspolitik”. Dabei geht es aber vor allem darum, Mädchen dazu zu animieren, in “Männerberufe” einzusteigen, und weniger um das Umgekehrte, nämlich darum, Knaben dazu zu bringen, “Frauenberufe” zu ergreifen. Denken wir uns das weiter, dann würden wir von Jahr zu Jahr immer mehr Frauen in “Männerberufen” finden, dafür hätten es typische “Frauenberufe” immer schwerer, noch genügend Auszubildende zu bekommen und mit der Zeit blieben immer mehr Stellen in diesen Berufssegmenten unbesetzt. Etwas, was sich schon heute abzuzeichnen beginnt. Deshalb müsste eine Gleichstellungspolitik, die diesen Namen auch tatsächlich verdient, dafür sorgen, dass Löhne und Arbeitsbedingungen der traditionellen “Frauenberufe” von der Coiffeuse über die Kleinkinderzieherin und die Detailhandelsangestellte bis zur Krankenpflegerin mit jenen der traditionellen “Männerberufe” vergleichbar wären, damit ebenso viele Knaben in “Frauenberufe” einsteigen wie Mädchen in “Männerberufe”. Vergleichbar bedeutet in letzter Konsequenz: gleicher Lohn für alle. Denn es gibt keinen einzigen plausiblen Grund dafür, dass ein Bankangestellter mehr verdienen sollte als eine Krankenpflegerin oder eine Kleinkinderzieherin weniger verdienen sollte als ein Hochschulprofessor. Das ist alles nur deshalb so, weil wir uns über zu lange Zeit daran gewöhnt haben und uns im Moment etwas anderes noch nicht vorstellen können. Doch wollen wir wirklich warten, bis die letzte Krankenpflegerin in Pension gegangen ist, die letzte Coiffeuse ihren letzten Kunden verabschiedet hat, die letzte Floristin ihren letzten Blumenstrauss gebunden, die letzte Serviceangestellte den letzten Tisch abgeräumt hat und die letzten Gäste gegangen sind?