Erst wenn der Kapitalismus verschwunden ist, wird auch die Kinderarbeit verschwinden

 

Fast alle Staaten der Welt, so das “Tagblatt vom 13. Februar 2021, hätten sich mit der Agenda 2030 der UNO auf das Ziel geeinigt, jegliche Form der Kinderarbeit bis 2015 abzuschaffen. Um dieses Ziel zu erreichen, müsse allerdings noch viel geschehen: Nach Schätzungen der Internationalen Arbeitsorganisation IAO seien weltweit immer noch 218 Millionen Kinder zwischen fünf und 17 Jahren von Kinderarbeit betroffen. – Erstaunlich ist, dass zwar zahlreiche internationale Organisationen, Politiker und Politikerinnen und sogar die Mehrheit der multinationalen Konzerne übereinstimmend die Abschaffung der Kinderarbeit fordern, dass aber niemand ernsthaft die Frage stellt, welches denn die eigentlichen Ursachen der Kinderarbeit sind. Dabei liegen diese doch auf der Hand: Kinder müssen überall dort arbeiten, wo ihre Eltern nicht genug Geld verdienen, um eine Familie ernähren zu können. Kein Vater und keine Mutter lässt ihr Kind arbeiten mit dem Ziel, ihm Schaden zuzufügen. Sie tun es nur deshalb, weil die wirtschaftlichen Verhältnisse sie dazu zwingen und sie ohne den Lohn des Kindes nicht überleben könnten. Somit wäre das einfachste Mittel zur Abschaffung der Kinderarbeit, weltweit allen Menschen existenzsichernde Löhne auszurichten. Doch damit sind wir schon beim nächsten Knackpunkt. Würde die Firma A auf der Plantage B oder in der Mine C ihren Arbeiterinnen und Arbeitern existenzsichernde Löhne zahlen, so würden die Produkte, die Nahrungssmittel oder die Rohstoffe, die sie herstellen oder zutage befördern, so teuer, dass sie sie nicht mehr verkaufen könnten, Firma A würde Pleite machen und alle ihre Arbeiterinnen und Arbeiter wären arbeitslos. Wir befinden uns eben nicht in einer heilen, gerechten, menschenfreundlichen Welt. Wir befinden uns im globalen Kapitalismus, der aufs engste mit einem permanenten, sich laufend noch verschlimmernden, buchstäblich mörderischen Preiskampf verbunden ist. In diesem globalen System der Ausbeutung von Mensch und Natur, des ungebrochenen Glaubens an ein immerwährendes Wachstum und des gegenseitigen Konkurrenzkampfs über alle Grenzen hinweg bilden die Arbeiterinnen und Arbeiter auf den Plantagen und in den Minen des Südens die schwächsten, verletzlichsten Glieder. Dabei müsste es doch, wenn schon, genau umgekehrt sein. Ob Schokolade, Kaffee, tropische Früchte, Kobalt oder Palmöl: Die eigentliche Schwerarbeit ganz unten, ohne die sämtliche Lieferketten über den Transport, die Vermarktung bis hin zum Verkauf in den Supermärkten des Nordens und die unsäglichen Gewinne der Aktionäre multinationaler Konzerne augenblicklich in sich zusammenbrechen würden, diese Schwerarbeit müsste eigentlich, als Basis von allem, nicht am schlechtesten, sondern, im Gegenteil, am besten bezahlt sein. Anzuklagen sind daher nicht nur all jene multinationalen Konzerne, welche aus der Ausbeutung von Mensch und Natur ihre Gewinne erzielen. Anzuklagen ist vor allem das kapitalistische System weltweiter Ausbeutung, in der sich das Elend, der Schweiss und die Tränen der Menschen des Südens unaufhörlich in das Gold des Nordens verwandeln. Ohne Überwindung des Kapitalismus bleiben all die schönen Worte für eine bessere und gerechtere Welt reine Illusion. Nicht nur Ausbeutung, Hunger und Armut, sondern auch die Kinderarbeit wird erst dann verschwinden, wenn auch der Kapitalismus verschwunden ist.