AHV-Revision: Was ist die Wirtschaft und wer ist die Milchkuh?

 

In der “Arena” des Schweizer Fernsehens vom 26. März 2021 zum Thema AHV-Revision wehrt sich FDP-Nationalrätin Regine Sauter dagegen, dass die “Wirtschaft” durch immer höhere Beiträge an die AHV über Gebühren “belastet” werde: “Wer bezahlt denn eigentlich das Ganze? Je mehr die Wirtschaft mit Abgaben belastet wird, umso mehr lastet das auch auf den Arbeitsplätzen. Es kann auch nicht im Interesse der Linken sein, wenn wir Reformen machen, welche die Arbeit und die Arbeitsplätze verteuern. Die Wirtschaft ist es letztlich, welche die Finanzierung aufbringen und die anstehende Revision bezahlen muss. Die Frage ist, wie viel man der Wirtschaft noch aufbürden kann, um nicht jegliches Wachstum abzuwürgen.” Was für eine Verdrehung der tatsächlichen Verhältnisse! Als wäre die “Wirtschaft” eine Milchkuh, die vom Staat gemolken und in letzter Konsequenz, wenn das immer so weiterginge, zu Tode gebracht würde. Dabei ist die “Wirtschaft” doch nichts anderes als die Summe der in ihr arbeitenden Menschen, Millionen von Werktätigen, welche tagein tagaus ihre Arbeitskraft zur Verfügung stellen, damit die “Wirtschaft” florieren und ihre Gewinne generieren kann. Jede Firma, die am Ende des Jahres schwarze Zahlen schreibt und überdies ihren Chefs und Besitzern satte Einkommens- und Vermögenszuwächse verschaffen kann, verdankt dies alles einzig und allein dem Umstand, das die in ihr tätigen Menschen für ihre Arbeit weniger Lohn bekommen, als ihre Arbeit eigentlich wert wäre. Nur die am “untersten” Rand der Firma in der eigentlichen Produktion Tätigen schaffen tatsächlich Mehrwert – all die auf den “höheren” Etagen in Verwaltung und Organisation Beschäftigten profitieren von diesem Mehrwert. Deshalb ist nicht die “Wirtschaft” die eigentliche Milchkuh. Die eigentliche Milchkuh, das sind die auf den untersten Rängen der Firma arbeitenden Menschen, die nicht nur für sich selber, sondern zugleich auch für den “Überbau” der Firma schuften müssen. Wenn nun also mehr Geld von der “Wirtschaft” in die AHV fliessen soll, dann ist dies bloss ein kleiner Teil jenes Geldes, das den Arbeitern und Arbeiterinnen zuvor in Form des von ihnen geschaffenen Mehrwerts abgeknöpft worden ist. Dies hat nichts mit “Milchkühen” zu tun und schon gar nicht mit “Grosszügigkeit” seitens der Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber. Es ist bloss ein winziger, längst fälliger Schritt in Richtung von ein klein wenig mehr sozialer Gerechtigkeit.