“Kaum sagt man ein kluges Wort, ist man schon Kommunist.”

 

“Kaum sagt man ein kluges Wort, schon ist man Kommunist”, sagte schon der bekannte Urwalddoktor Albert Schweitzer. Tatsächlich: Wer sich gegenüber dem kapitalistischen Wirtschaftssystem und seinen weitläufigen gesellschaftlichen, ökonomischen und ökologischen Auswüchsen kritisch zu äussern wagt, dem wird schnell einmal zum Vorwurf gemacht, ein sozialistisches oder gar kommunistisches Gesellschaftsmodell zu verherrlichen. Messerscharf wird er an den Zusammenbruch des früheren Ostblocks und der Sowjetunion erinnert, an die Opfer des Stalinismus und an die mindestens 15 Millionen Toten im kommunistischen China zwischen 1959 und 1961. Und es wird ihm nicht selten auch empfohlen, doch mal nach Kuba, Venezuela oder Nordkorea auszuwandern, wenn man denn schon der Meinung sei, der Kapitalismus sei so etwas fürchterlich Schlimmes. Nun, wer so argumentiert, geht offensichtlich davon aus, dass auf dieser Erde nur zwei mögliche Gesellschafts- und Wirtschaftssysteme denkbar und realisierbar sind: Kapitalismus oder Sozialismus, Schwarz oder Weiss, “Gut” oder “Böse” – je nachdem, auf welcher Seite man steht. Dass es neben diesen beiden Gesellschaftsmodellen, von denen das eine, der Sozialismus, historisch gescheitert ist, und das andere, der Kapitalismus, ebenfalls auf dem besten Wege ist, aufgrund seiner inneren Widersprüche in naher Zukunft zu scheitern, dass es neben diesen beiden Gesellschaftssystemen etwas Neues, Drittes geben könnte, das scheinen sich die meisten Menschen noch nicht wirklich vorstellen zu können. Und doch liegt es auf der Hand: Während Jahrtausenden sind Gesellschafts- und Wirtschaftssysteme gekommen und gegangen – weshalb sollte ausgerechnet jetzt kein radikaler Neubeginn möglich sein und der Kapitalismus das aller letzte und nicht überwindbare Wort in der Geschichte der Menschheit bleiben? Vielleicht wäre es ja gar nicht so furchtbar kompliziert. Vielleicht müsste man bloss die Idee der Freiheit und die Idee der sozialen Gerechtigkeit miteinander verbinden, ganz so, wie das schon zur Zeit der Französischen Revolution mit ihrer Parole von “Freiheit, Gleichheit und Geschwisterlichkeit” gefordert wurde. Was für ein Traum: Statt in alten Grabenkämpfen zu verharren, statt sich gegenseitig die Köpfe einzuschlagen, statt gegenseitig Feindbilder aufzubauen, wäre es doch endlich an der Zeit, alle Erfindungsgabe, Phantasie und Kreativität der Menschen über alle Grenzen hinweg zu mobilisieren, um das Fundament einer neuen, friedlichen und gerechten Zukunft gemeinsam aufzubauen. Denn, wie schon Martin Luther King sagte: “Entweder werden wir als Brüder und Schwestern gemeinsam überleben oder als Narren miteinander untergehen.”