Pannenserie bei der Swisscom: Alles begann bereits am 1. Januar 1998…

 

Kurz vor Mitternacht des 8. Juli 2021 bis am Vormittag des 9. Juli kurz vor acht Uhr war das schweizerische, von der Swisscom betriebene Telefonfestnetz weitgehend zusammengebrochen. Davon betroffen waren auch alle Notrufnummern. Und dies ausgerechnet in einer Nacht, in der ungewöhnlich viel Regen fiel und an vielen Orten Überschwemmungsgefahr drohte. Störungen ähnlichen Ausmasses hatte es bei der Swisscom bereits Anfang und Mitte 2020 gegeben. Da mutet es wohl wie ein schlechter Witz an, dass bis 2022 bei der Swisscom ein Sparprogramm läuft mit dem Ziel, jedes Jahr 100 Millionen Franken einzusparen – unter anderem durch den Abbau mehrerer hundert Stellen. Doch eigentlich hätte man dies alles schon am 1. Januar 1998 voraussehen können. An diesem Tag nämlich wurde der schweizerische Telekommunikationsmarkt liberalisiert, das Monopol des früheren Staatsbetriebs PTT zerschlagen und das Feld eines künftigen gegenseitigen Wettlaufs zwischen verschiedenen privaten und staatlichen Anbietern eröffnet. Was kommen musste, kam: Im gegenseitigen Konkurrenzkampf war nun jeder Anbieter darauf aus, den anderen so viele Kundinnen und Kunden abzujagen wie nur möglich, und dies mit Werbekampagnen, welche Unsummen von Geld verschlangen. Und wie anders soll zusätzliche Kundschaft gewonnen werden, wenn nicht durch möglichst tiefe Preise? Und wie können die Preise möglichst tief gehalten werden, wenn nicht durch einen möglichst niedrigen Personalbestand oder, falls nötig, durch Entlassungen? Heute sucht man bei der Swisscom nach den Schuldigen für diese verheerende Panne vom 8. und 9. Juli, doch die wahren Schuldigen, das sind weder die Chefs noch die Angestellten der Swisscom, die wohl alle ihr menschenmöglich Bestes geben. Der tatsächliche Schuldige ist die verrückte Idee, ein Dienstleistungsunternehmen, das über Jahrzehnte bestens funktioniert hatte, willentlich zu zerschlagen und den zerstörerischen Kräften des Freien Marktes zum Frass vorzuwerfen…