Berichterstattung über die jüngsten Ereignisse in Afghanistan: Nicht einmal die halbe Wahrheit…

 

Wenn man die Berichterstattung über die jüngsten Ereignisse in Afghanistan verfolgt, dann fällt auf, dass die historische Rückschau meist erst am 11. September 2001 beginnt: Der US-amerikanische Einsatz gegen Afghanistan als “Rachefeldzug” gegen die Drahtzieher des Terroranschlags auf das World-Trade-Center in New York mit rund 3000 Opfern. Doch das ist nicht einmal die halbe Wahrheit. Erstens war es niemand anders als die USA, welche zur Zeit der Besetzung Afghanistans durch die Sowjetunion (1979-1989) die gegen die Sowjets kämpfenden Rebellen der Mudschaheddin massiv ideologisch und militärisch unterstützten – genau jene aus der damaligen Sicht der USA “guten” Mudschaheddin, welche sich dann später sozusagen über Nacht, oh Schreck, in die “bösen” Taliban verwandeln sollten. Zweitens ist bis heute nicht eindeutig erwiesen und es gab darüber auch nie eine umfassende, breit abgestützte Untersuchung, wer tatsächlich hinter den Anschlägen auf das World-Trade-Center steckte. Sicher ist nur, dass die beteiligten Terroristen und Flugzeugentführer nicht aus Afghanistan stammten, sondern aus Saudi-Arabien. Drittens ist bekannt, dass der damalige US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld beim Angriff auf Afghanistan sowie zwei Jahre später beim Angriff auf den Irak als höchst unzimperlicher Kriegstreiber, der gerne auch mal die Wahrheit zu seinen Gunsten zurechtbog, eine zentrale Rolle spielte. Gut möglich, dass er schon seit Längerem mit einer Invasion Afghanistans geliebäugelt hatte und nun die Terroranschläge vom 11. September 2001 genau die ideale Gelegenheit bildeten, endlich loszuschlagen. Es gibt, man sollte es nicht vergessen, immer auch noch die These, die US-Regierung hätte den Anschlag auf das World-Trade-Center selber inszeniert, um einen Vorwand für den Einmarsch in Afghanistan zu haben. Auch wenn man diese These als Hirngespinst abtun mag, so ist doch höchst erstaunlich, dass alle diese offenen und ungeklärten Fragen rund um die Afghanistaninvasion in der aktuellen medialen Berichterstattung kaum eine Rolle spielen und der US-Angriff auf Afghanistan weiterhin als reine Vergeltung für die Anschläge vom 11. September 2001 legitimiert bleibt – und dies alles unbeschadet der Tatsache, wie viel Leiden dieses militärische Engagement der USA insbesondere unter der afghanischen Zivilbevölkerung mit insgesamt fast 50’000 Opfern über zwei Jahrzehnte hinweg angerichtet hat. Zählt man die Opfer unter den Taliban, dem afghanischen und dem Militär der Invasionstruppen dazu, kommt man gar auf rund 240’000 Tote – 80 Mal mehr, als die Anschläge auf das World-Trade-Center gefordert hatten…