Der Stadt-Land-Graben: Die SVP hat ein neues Feindbild entdeckt!

 

Die SVP hat ein neues Feindbild entdeckt: die Städterinnen und Städter. SVP-Präsident Marco Chiesa hat in seiner diesjährigen Rede zum schweizerischen Nationalfeiertag das Thema ins Spiel gebracht, seither wird es eifrig weitergekocht und einzelne SVP-Exponenten rufen doch sogar tatsächlich zu einem Aufstand der angeblich “benachteiligten” Landbevölkerung gegen die angeblich “privilegierte” Stadtbevölkerung auf. Dabei ist das Ganze doch bloss ein riesiges Ablenkungsmanöver. Der tatsächliche Graben in der Schweiz verläuft nicht zwischen Stadt- und Landbevölkerung, sondern zwischen Arm und Reich. Von dem einen Prozent der Bevölkerung, die über 43 Prozent der Vermögen verfügt, leben ebenso viele in einer Stadt wie auf dem Land. Gleichzeitig findet man alleinerziehende Verkäuferinnen, die täglich ums Überleben kämpfen müssen, Serviceangestellte und Coiffeusen, die hart am Existenzminimum leben, und Ausgesteuerte, die sich nicht einmal eine anständige Wohnung leisten können, sowohl in Basel wie auch in Klosters, in Zumikon ebenso wie in Genf, in Zürich ebenso wie in Gruyères oder in Schüpfheim. Es sind nicht die Bewohnerinnen und Bewohner der Städte, die auf Kosten der Bewohnerinnen und Bewohner des Landes leben. Es sind die Reichen, die auf Kosten der Armen leben. Denn diese ungeheuren Geldsummen, die sich in den Händen der Reichen befinden und laufend weiter in den Himmel wachsen, müssen von irgendwem in harter Arbeit erwirtschaftet werden – von all jenen, die täglich schwere Arbeit verrichten und dennoch viel weniger verdienen, als ihre Arbeit eigentlich Wert wäre. Zusammenhänge, die, wenn man sie aufdecken würde, das Weltbild der SVP ganz schön ins Wanken bringen würden. Da ist es doch viel einfacher, den Missmut, das Unbehagen und all die Gefühle von Benachteiligung, die das Leben in der kapitalistischen Klassengesellschaft mit sich bringen, auf ein neues Feindbild auszurichten, auch wenn dieses noch so sehr an den Haaren herbeigezogen ist. Was für ein nächstes Feindbild wird der SVP, nach den Ausländern, den Moslems, den Minaretten und nun der Stadtbevölkerung, wohl noch einfallen, um immer wieder künstliche Gräben aufzureissen, die Menschen in Freund und Feind aufzuspalten und uns davon abzulenken, endlich den tatsächlichen Problemen und Missständen unserer Zeit in die Augen zu schauen?