Gesundheitswesen: Der Markt regle alles zum Besten? Schön wäre es…

 

Martin Pfister, Gesundheitsdirektor des Kantons Zug, scheint an der Pflegeinitiative des Schweizer Berufsverbands der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner, über die am 28. November 2021 abgestimmt wird, keine Freude zu haben. In der Tagesschau des Schweizer Fernsehens vom 12. Oktober 2021 sagte er: “Wenn man Bundesvorgaben machen würde für die Löhne, dann glauben wir nicht, dass hier eine deutliche Verbesserung erzielt werden könnte.” Noch widersprüchlicher und fadenscheiniger geht’s nun wirklich nicht. Wer, wenn nicht der Bund, soll denn faire Löhne durchsetzen, nachdem seit Jahrzehnten alle bisherigen Anstrengungen, Bemühungen und Initiativen auf betrieblicher und kantonaler Ebene nichts gefruchtet haben? Wer, wenn nicht der Bund, sollte garantieren, dass das Gesundheitssystem endlich zu einer Institution wird, die nicht nur um das Wohl der Patientinnen und Patienten besorgt ist, sondern ebenso um das Wohl des Pflegepersonals? Wer, wenn nicht der Bund, sollte dafür sorgen, dass die derzeit 11’000 offenen Stellen in der Pflege möglichst bald besetzt und die bis 2029 benötigten 70’000 zusätzlichen Pflegenden rechtzeitig ausgebildet werden können? Der Zuger Gesundheitsdirektor Martin Pfister ist freilich nicht der einzige Gegner der Pflegeinitiative, der den Nutzen und den Sinn “staatlicher” Eingriffe und Vorgaben in Frage stellt. Die Angst davor, der Staat könnte übermässig in etwas eingreifen, was ohne ihn viel besser funktionieren würde, entspringt dem unbeirrbaren Glauben, der “Markt” regle früher oder später alles zum Besten. Genau dieser “Markt” hat aber bis zur Stunde ganz kläglich versagt und es ist eigentlich unfassbar, dass trotzdem immer noch eifrig an diesem Irrglauben festgehalten wird. Gut, bietet uns die Pflegeinitiative für einmal die Gelegenheit, das Schiff in eine neue Richtung zu lenken…