Flüchtlingsdrama an der polnisch-belarussischen Grenze: Und am Ende trifft es immer die Schwächsten

 

Offensichtlich instrumentalisiert der belarussische Präsident Lukaschenko Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan und dem Irak, indem er sie nach Weissrussland fliegen lässt und dann zu Tausenden an die polnische Grenze schickt, um die EU unter moralischen Druck zu setzen und sie in der Weltöffentlichkeit als barbarisches Monster darzustellen, das nicht einmal davor zurückschreckt, Männer, Frauen und Kinder bei Minustemperaturen in den Wäldern des polnisch-belarussischen Grenzgebiets ausharren zu lassen, ohne Wasser, Nahrung und medizinische Versorgung, eingekeilt zwischen polnischen Grenzpolizisten auf der einen, belarussischen Sicherheitskräften auf der anderen Seite. Gehen wir noch einen Schritt zurück, dann ist diese Politik Lukaschenkos auf die Sanktionen zurückzuführen, welche von der EU gegen sein Land verhängt wurden als Reaktion auf die dort herrschende katastrophale Menschenrechtssituation. Also: Je mehr Druck auf der einen Seite, umso mehr Gegendruck auf der anderen – und die Opfer sind am Ende immer die Schwächsten, die schwangere Frau, die von einem polnischen Soldat dermassen traktiert wurde, dass sie eine Fehlgeburt erlitt, die Männer, deren Rücken blutig geschlagen werden, die Kinder, die sich zitternd vor Kälte an ihre Mütter klammern und von denen jüngst die ersten schon erfroren sind. Müssten wir aus dieser Geschichte nicht endlich etwas lernen? Seit den US-Sanktionen gegen den Irak in den Neunziger Jahren, denen eine halbe Million Kinder infolge Hungers und fehlender Medikamente zum Opfer fielen, müssten wir doch wissen, dass Wirtschaftssanktionen einzelner Länder gegen andere noch nie etwas anderes bewirkt haben, als dass das Elend der Schwächsten nur noch viel grösser wurde, während die Mächtigen in ihren Palästen stets überlebten oder sich sogar durch Machenschaften übelster Art noch zusätzlich bereichern konnten. Weder die EU noch Weissrussland würden ihr Gesicht verlieren, wenn sie ihr gegenseitiges Verhältnis nicht länger auf Machtgebaren, Sanktionen und Drohgebärden abstellen würden, sondern auf Kooperation, auf das Bemühen um friedliche Nachbarschaft und auf die gemeinsame Anstrengung, für Tausende von Menschen, von denen die meisten schon ein halbes oder gar ein ganzes Leben lang voller Krieg, Armut, Verfolgung und Zerstörung hinter sich haben, eine menschenwürdige Zukunft möglich zu machen…