Corona: Was, wenn uns parteipolitisches Gezänk, das Hin- und Herschieben von Kompetenzen, Rechthaberei und Besserwisserei nicht mehr weiterbringen?

 

Gegenwärtig erleben wir in Deutschland und in der Schweiz das gleiche Drama: Die Corona-Infektionszahlen schnellen in die Höhe, die Krankenhäuser nähern sich immer mehr ihrer Kapazitätsgrenze, doch die Politikerinnen und Politiker beschränken sich mehr oder weniger darauf, abzuwarten und die Situation zu “beobachten”. In Deutschland schieben sich die alte und die neue Regierung die Verantwortung gegenseitig zu wie eine heisse Kartoffel, an der sich niemand die Finger verbrennen will, in der Schweiz sind es der Bund und die Kantone, die sich den Schwarzen Peter gegenseitig in die Schuhe schieben. Ausserordentliche Zeiten erfordern ausserordentliche Massnahmen. Wäre es nicht vernünftiger und zielführender, so etwas wie einen “Expertenrat” einzurichten, mit den besten und auserlesensten Fachpersonen ihres Gebiets, von Virologen und Infektiologinnen über Kinderärzte bis zu Psychologinnen und Wirtschaftswissenschaftlerinnen? Ein solches Gremium würde sich ausschliesslich mit der Coronapandemie, ihren Auswirkungen sowie den notwendigen Schutzmassnahmen auseinandersetzen, nicht so wie heute beispielsweise in der Schweiz, wo der zuständige Gesundheitsminister als Bundesrat noch unzählige andere Geschäfte zu betreuen hat. Der Expertenrat würde sich täglich zu einer Sitzung treffen und stünde auch in ständigem Kontakt und Erfahrungsaustausch mit den entsprechenden Gremien in anderen Ländern, ist das Coronavirus doch überall das gleiche, egal ob es in Spanien, Österreich oder Polen wütet. Die Empfehlungen des Expertenrates müssten verbindlich sein und landesweit von der Politik eins zu eins umgesetzt werden. Ein weiterer grosser Vorteil eines solchen Expertenrates bestünde darin, dass seine Mitglieder frei und ohne äusseren Druck agieren könnten, einzig und allein der Wissenschaft verpflichtet, und nicht, wie das bei den Politikern und Politikerinnen der Fall ist, immer schon wieder mit einem Bein im nächsten Wahlkampf stehen. Ich höre schon die Warnung vor einer Aushebelung der Demokratie, wenn man einem solchen Expertenrat zu viel Macht verliehe. Doch die beste Demokratie taugt nichts, wenn sie nicht verhindern kann, dass Tag für Tag Tausende von Menschen sterben oder unter den Spätfolgen einer Ansteckung über lange Zeit leiden müssen. Die Einrichtung eines Expertenrats würde keinesfalls zu einer Beseitigung demokratischer Rechte führen, sondern wäre im Gegenteil ein wirkungsvolles Instrument, um die Gesundheit der Menschen und damit in letzter Konsequenz auch die Grundlagen unserer demokratischen Gesellschaften zu sichern.