Was die Coronakrise, die Klimafrage, das Schlachtfeld der sozialen Medien und der Ukrainekonflikt miteinander zu tun haben…

 

Alle kennen sie, alle wissen von zahllosen Beispielen, was für Wunder sie vollbringen kann, und doch wird sie Tag für Tag mit Füssen getreten, Tag für Tag zu Boden gestampft: die Liebe. Zum Beispiel auf den Strassen der Schweiz, Deutschlands und Österreichs, wo neuerdings schon zum Bürgerkrieg gegen die “Obrigkeit” von Wissenschaftlern und Politikerinnen aufgerufen wird und manche nicht einmal vor Verleumdungen gröbster Art bis hin zu Morddrohungen zurückschrecken. Eine “Obrigkeit”, die ihrerseits unter permanentem Beschuss von Bürgerinnen und Bürgern stehen, von denen sie gleichermassen mit massivsten Anschuldigungen eingedeckt werden – ganz so, als ginge es nicht darum, gemeinsam ein Virus zu bekämpfen, sondern sich gegenseitig das Leben zur Hölle zu machen. Das gleiche Bild in der Klimafrage, wo für viele Menschen schon längst nicht mehr die Sorge um die gemeinsame Zukunft unserer Kinder und Kindeskinder im Vordergrund steht, sondern die Angst, auf liebgewonnene Annehmlichkeiten verzichten zu müssen und sich von jugendlichen “Träumerinnen” und “Wirrköpfen” den hart verdienten Wohlstand vermiesen zu lassen – ein Wunder, haben die Aktivistinnen und Aktivisten der Klimabewegung ob all den Beleidigungen, Schuldzuweisungen und all dem Hass, der ihnen entgegenschlägt, nicht schon längst die Flinte ins Korn geworfen. Gegenseitige Beleidigungen, Hass und Intoleranz treffen wir aber nicht nur in den Auseinandersetzungen rund um die Coronakrise und die Klimafrage an, sondern ganz allgemein im öffentlichen Diskurs, in der Alltagspolitik und, in erschreckendem Ausmass, in den so genannten “sozialen” Medien. Auf tragische und verhängnisvolle Weise wird ein Medium, das sich bestens für das Kennenlernen anderer Meinungen, die Auseinandersetzung mit philosophischen Grundfragen und die gemeinsame Wahrheitsfindung eignen würde, dazu missbraucht, sich gegenseitig klein zu machen, in jedem anderen so viel Böses wie möglich ausfindig zu machen und die eigene Meinung unbeirrt über alles andere zu stellen. Und auch das, was gegenwärtig rund um die Ukraine geschieht, ist grundsätzlich nichts anderes. Auch hier haben gegenseitige Beschuldigungen und Feindbilder einen Zustand herbeigeführt, der, entgegen aller Vernunft, im schlimmsten Falle zu einem wirklichen Krieg mit unabsehbaren zerstörerischen Folgen führen könnte – Hass, dessen äusserste und extremste Form die Vernichtung jenes “Feindes” ist, der die Gestalt jenes “Bösen” angenommen hat, das es auszulöschen gilt. Schwere Zeiten für die Liebe. Und doch ist nichts so wichtig, als an ihr festzuhalten. Zwar wird, wer heute noch von einer Welt voller Liebe, Frieden und Gerechtigkeit träumt, meist als hoffnungsloser “Spinner” oder “Utopist” abgetan, doch ist eine Welt voller Liebe, Frieden und Gerechtigkeit das einzig wirklich Realistische, Vernünftige und Zukunftsfähige. Bald ist Weihnachten. Wenn dieses Fest einen Sinn haben soll, dann gewiss nicht in der Art und Weise, dass wir unsere Bäuche vollschlagen, einander mit einer Unmenge überflüssiger Dinge beschenken und im besten Falle noch ein paar Weihnachtslieder singen. Nein, wenn dieses Fest einen Sinn haben soll, dann nur in der Art und Weise, wie wir uns jene revolutionärste Botschaft Jesu in Erinnerung rufen, welche, nähme man sie Ernst, buchstäblich die ganze Welt auf den Kopf stellen würde: die Botschaft der Nächstenliebe, die Botschaft, jeden Menschen so zu lieben, wie man sich selber liebt. “Entweder”, sagte der amerikanische Bürgerrechtskämpfer Martin Luther King, “werden wir als Brüder und Schwestern gemeinsam überleben oder als Narren miteinander untergehen.”