Ein Innovationspark auf der Fläche von 50 Fussballfeldern: verheissungsvoller Schritt in eine goldene Zukunft?

 

Nun kann, nach längerem rechtlichem Seilziehen, der Zürcher Innovationspark auf dem Gelände des Militärflugplatzes Dübendorf doch noch verwirklicht werden. Auf einer Fläche von rund 50 Fussballfeldern, der landesweit grössten öffentlichen Landreserve, sollen sich Hochschulen und innovative Firmen mit Robotik, Luft- und Raumfahrt beschäftigen. Eines der wichtigsten Projekte wird die Entwicklung eines CO2-neutralen Flugzeugs sein. Dies mag ja, auf den ersten Blick, ein löbliches Ziel sein. Doch Flugzeuge müssen nicht nur angetrieben, sondern auch gebaut werden. Und sie brauchen Flugplätze, und zwar immer mehr Flugplätze, denn alle sind sich ja einig, dass der globale Tourismus, wenn erst einmal die Coronakrise überwunden ist, weiter ins Unermessliche wachsen soll – allein in China befinden sich 216 neue Flugplätze innerhalb von 15 Jahren in Planung oder sind bereits gebaut worden. Die Flugzeuge werden dann vielleicht in zehn oder 15 Jahren CO2-neutral angetrieben sein, aber das Material und die Fertigungshallen für ihre Herstellung sowie der Bau der Flughäfen und aller damit verbundener Infrastrukturen werden weiterhin zu einem massiven Abbau von Rohstoffen und zu einer weiteren immensen Steigerung der CO2-Emissionen führen. Das Beispiel des Zürcher Innovationsparks zeigt, dass die zuständigen Wissenschaftler, Technikerinnen und Experten offensichtlich noch ganz im alten Denken gefangen sind: Statt den bisherigen Gigantismus des Massentourismus mit allen seinen verheerenden Auswirkungen grundsätzlich zu hinterfragen, und neue, umweltverträglichere Reiseformen zu entwickeln, wird alles daran gesetzt, dass die Wohlhabenden dieser Erde künftig ohne schlechtes Gewissen CO2-neutral auch noch die letzten Paradiese heimsuchen und zerstören können. Der gleiche fatale Irrglaube, wir könnten auf dem eingeschlagenen Weg uneingeschränkt weitermarschieren, zeigt sich bei der aktuellen Ausbreitung der Elektromobilität. “Die Herstellung eines Elektroautos”, so schreibt Fabian Scheidler in seinem Buch “Warum wir Natur und Gesellschaft neu denken müssen”, “emittiert derzeit mehr CO2 als die Produktion eines konventionellen Pkw, vor allem wegen der grossen Batterien. Elektroautos verschlingen darüber hinaus grosse Mengen seltener Erden und anderer Mineralien, etwa Lithium, für deren Abbau ganze Landstriche verwüstet und enorme Süsswassermengen verbraucht werden. Wollte man die derzeitigen etwa eine Milliarde Pkw weltweit durch Elektroautos ersetzen, wäre das nächste ökologische Desaster vorprogrammiert.” Sowohl das Fliegen über alle Grenzen hinweg wie auch die “Freiheit” jedes Einzelnen, sich jederzeit und überall mit seiner Blechkarosse uneingeschränkt bewegen zu können, haben in einer Welt begrenzter Güter und begrenzten Lebensraums früher oder später keinen Platz mehr – versucht man sich vorzustellen, dass weltweit alle Menschen so viel fliegen und so viel Auto fahren wie der durchschnittliche Westeuropäer, dann sehen wir erst, was für ein Luftschloss da aufgebaut worden ist, das immer nur noch höher und höher wird, je länger wir es vor uns hinschieben. Ja, Innovationsparks haben wir dringend nötig. Aber nicht solche, die weiterhin dem alten Denken, dem Glauben an eine grenzenlose Mobilität und dem Gigantismus eines unbegrenzten Wachstums verhaftet sind, sondern uns aus alledem befreien und uns in neue Zeit hineinführen, in der die Bedürfnisse der Menschen, die Bedürfnisse der Erde, die Bedürfnisse der Natur und die Bedürfnisse kommender Generationen endlich wieder miteinander in Einklang stehen. Denn, wie schon Albert Einstein sagte: “Probleme kann man niemals mit der gleichen Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.”