Ukraine: Vision einer Welt ohne Waffen, Armeen und Kriege dringender und aktueller denn je

 

“Wenn die linke Wunschwelt mit der Realität des Kriegs kollidiert” – so der Titel eines Kommentars von Thomas Isler in der “NZZ am Sonntag” vom 13. März 2022. Und weiter: “Die Linke neigt stets dazu, das Reale zu unterschätzen. Leitlinie ihrer Politik ist nicht der skeptische Pragmatismus, sondern stets die kühne Utopie, ungeachtet jeder Machbarkeit.” Die SP Schweiz wird von Isler mit ihrer deutschen Schwesterpartei SPD konfrontiert, welche viel vernünftiger sei, die Zeichen der Zeit erkannt, in Waffenlieferungen an die Ukraine eingewilligt und eine 100-Milliarden-Investition in die Bundeswehr angekündigt habe. Immer wieder dieser Vorwurf der Blauäugigkeit, Naivität und Weltfremde. Doch wer ist hier eigentlich blauäugig, naiv und weltfremd? Ist es die Idee einer Welt ohne Waffen, Armeen und Kriege? Oder ist es nicht viel eher die Idee, man könne mit Waffengewalt etwas Gutes und Sinnvolles bewirken für die nachfolgenden Generationen? Ist es nicht so, dass Kriege keine Sieger kennen, sondern stets nur Verlierer? Und ist es nicht so, dass Stimmen gegen Aufrüstung und Krieg angesichts eines drohenden Einsatzes von Atomwaffen, die sehr wohl das Ende menschlicher Zivilisation auf diesem Planeten zur Folge haben könnten, aktueller und dringender sind denn je? Kriegslogik und Kriegstreiberei scheinen indessen immer mehr um sich zu greifen, Andersdenkende drohen an den Rand gedrängt zu werden. “Es ist, als hätte sich die Erde und mit ihr der Mensch innert weniger Stunden um 180 Grad gedreht”, schreibt Peer Teuwsen in der gleichen Ausgabe der “NZZ am Sonntag”, und weiter: “Wir verwandeln uns blitzschnell die Logik des Krieges an, in Wort, Handlung und Denken. Wenn ich ehrlich bin, fehlen mir die richtigen Worte für das, was sich gerade an Ungeheuerlichem in unsere Köpfe frisst.” Da ist die Grundhaltung einer pazifistisch ausgerichteten Linken dringender nötig denn je. Wenn SP-Copräsidentin Mattea Meyer sagt, in einem Parteiprogramm zeichne man nicht in erster Linie die Realität, sondern eine Wunschwelt, dann ist das nicht ein Zeichen von Schwäche, sondern ein Zeichen von Stärke. Ins allgemeine Kriegsgeheul einzustimmen, ist einfach und bequem. Die Stimme gegen all das Unfassbare zu erheben, erfordert dagegen viel Mut und Standfestigkeit und ist wichtiger und notwendiger denn ja, denn, wie der frühere US-Präsident John F. Kennedy sagte: “Entweder setzt die Menschheit dem Krieg ein Ende, oder der Krieg setzt der Menschheit ein Ende.”