Biden, Selenski und Putin: Sind sie taub, haben sie nur Krieg im Kopf?

 

“Es geht”, verkündete US-Präsident Joe Biden anlässlich seines Staatsbesuchs in Polen am 26. März 2022, “um eine grosse Schlacht zwischen Demokratie und Autokratie, zwischen Freiheit und Unterdrückung, zwischen einer regelbasierten Ordnung und einer, die von brutaler Gewalt bestimmt wird. Wir müssen dabei klar sehen: Diese Schlacht wird nicht in Tagen geschlagen werden oder in Monaten. Wir müssen uns für einen langen Kampf stärken.” Was für ein himmelschreiender Widerspruch! Biden plädiert für einen Sieg der Freiheit, gleichzeitig aber schwört er die Menschen in der Ukraine und weit darüber hinaus auf einen “langen Kampf” ein und zerreisst damit jegliche Hoffnung auf einen baldigen Friedensschluss. Zudem, und das ist das besonders Absurde, spricht er einerseits von einem Kampf für die Freiheit, beraubt aber gleichzeitig Tausende und Abertausende von jenen Menschen, welche diesen Kampf führen oder unter ihm leiden, nicht nur ihrer Freiheit, sondern auch ihres Lebens. Freiheit für wen? Für die Väter, Mütter und Kinder der Ukraine? Oder vielleicht doch nur für all jene, welche sich diese “Freiheit” auch tatsächlich leisten können? Ich jedenfalls vermute, dass die ukrainischen Oligarchen, und es sind nicht wenige, wohl kaum auf den Schlachtfeldern im Kampf gegen die russischen Invasoren anzutreffen sind. Und auch Selenski wird höchstwahrscheinlich seine Freiheit auch dann noch geniessen, wenn Hunderttausende seiner Landsleute gestorben sein werden. Und was eigentlich genau will Biden mit dieser “Schlacht” verteidigen? Etwa jene kapitalistische Weltordnung, als deren Anführer er sich sieht und die dazu geführt hat, dass die Unterschiede zwischen Arm und Reich noch nie so gross waren wie heute, dass eine Milliarde Menschen unter Hunger leiden und jeden Tag zehntausend Kinder vor dem Erreichen ihres fünften Lebensjahrs infolge Nahrungsmangels sterben und dass bereits 3,5 Milliarden Menschen im globalen Süden durch den Klimawandel, der nichts anderes ist als die Folge des kapitalistischen Prinzips endloser Wachstumssteigerung, existenziell bedroht sind? Und mit was für einem Wort müsste Biden, der Putin einen “Schlächter” nannte, den früheren US-Präsidenten George W. Bush bezeichnen, der 2003 aufgrund von Lügen und Erfindungen einen Krieg gegen den Irak anzettelte, dem über eine halbe Million Männer, Frauen und Kinder zum Opfer fielen? Biden täte gut daran, seinen eigenen Stall auszumisten, statt sich zum Weltführer von Freiheit und Menschenrechten aufzuspielen, die genug oft an anderen Orten mit Füssen getreten wurden. Und wenn er schon die Menschenrechte beschwört: Weshalb bekennt er sich dann nicht zum Einzigen, was die Menschenrechte tatsächlich verwirklichen würde, nämlich, anstelle eines “langen Kampfs” und einer grossen “Schlacht”, ein Angebot des Friedens auszusenden, einen sofortigen Waffenstillstand zu fordern, das gemeinsame und gegenseitige Suchen nach einer Lösung des Ausgleichs und des Kompromisses anzuregen, mit dem beide Seiten leben könnten, ohne weiteres Blutvergiessen, ohne weiterhin Freiheit und Menschenrechte zu opfern. Soeben haben der Dalai Lama und 15 weitere Friedensnobelpreisträgerinnen und Friedensnobelpreisträger einen Friedensappell ausgerufen. Haben Biden, Selenski und Putin nichts davon gehört? Haben Sie nur Krieg im Kopf? Dass der Dalai Lama und seine 15 Mitunterzeichnerinnen und Mitunterzeichner den Friedensnobelpreis bekommen haben, das muss doch einen Sinn gehabt haben. Man hätte die Preise doch nicht verliehen, bloss dass die damit Ausgezeichneten sich dann in ihr stilles Kämmerchen zurückgezogen hätten, nichts mehr von sich hätten hören lassen und zu allem geschwiegen hätten. Was ist da los mit einer Welt, wenn die Worte ein paar weniger Kriegstreiber mehr Gewicht haben als 15 Persönlichkeiten, die sich mit ihrem ganzen Leben über Jahrzehnte für Aussöhnung, Frieden und Völkerverständigung eingesetzt haben? Und ganz gewiss, wenn es zu einer weltweiten Abstimmung käme, hätten sie die ganz überwiegende Mehrheit der Menschheit auf ihrer Seite. Denn für alle, die sich von den Kriegstreibern noch nicht haben einlullen lassen, ist es klar: “Entweder wird die Menschheit dem Krieg ein Ende setzen, oder der Krieg wird der Menschheit ein Ende setzen.” Das sagte übrigens nicht irgendein Friedensaktivist, sondern der frühere US-Präsident John F. Kennedy. Ob Joe Biden noch nie etwas davon gehört hat?