Der neueste Hit: Öko-Resorts für Reiche mit Zukunftsangst

 

Bei Kitzbühel, so berichtet die “Basler Zeitung”, soll es bald ein Öko-Resort für Reiche mit Zukunftsangst geben. Geplant ist eine mondäne Anlage mit 13 Villen, 37 Apartments und einem Fünfsternehotel mit 77 Zimmern und einem 3000-Quadratmeter-Spa. Es soll durch eine eigene Energie- und Wasserversorgung autark und nachhaltig sein. Geplant sind ausserdem ein Biogarten, ein Hühnerstall und ein wöchentlich stattfindender Bauernmarkt. Die Entwickler nennen ihr Projekt im Werbeversprechen eine “autarke Arche Noah”. Wer eine der geplanten Wohneinheiten erwerben möchte, muss aber zuerst einmal zwölf Fragen beantworten. Die erste lautet: “Wie viel möchten Sie bezahlen, 3 bis 6 Millionen, über 6 Millionen, über 10 Millionen?” Doch die zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohner sollen auch weltanschaulich zueinanderpassen. Das soll mittels folgender Fragen herausgefunden werden: “Sind Sie eine spirituelle Persönlichkeit?” Oder: Was ist Ihnen wichtiger, ein Privatjet, eine Jacht oder ein langes Leben?” Die ursprüngliche Idee der Initianten, jedem Chaletbewohner als Gratis-Dreingabe einen E-Porsche Tycan in veganer Ausstattung zu schenken, wurde erst nach massiven negativen Reaktionen aus der Öffentlichkeit wieder fallengelassen. Die “Arche Noah” bei Kitzbühel ist indessen nur eines von zahlreichen Beispielen, wie sich Reiche und Superreiche weltweit ihr Überleben nach einer möglichen Finanz-, Wirtschafts- oder Klimakatastrophe versüssen wollen. So etwa bereiten sich, wie die österreichische Internetseite “Kontrast” berichtet, mehrere Milliardäre aus dem Silicon Valley auf ein zukünftiges Leben in Neuseeland vor. Bereits hat sich Peter Thiel, Investor und Berater des ehemaligen Bundeskanzlers Kurz, mit einem Trick die neuseeländische Staatsbürgerschaft ergattert und mehrere Grundstücke für eine weltuntergangssichere Festung erworben. Auch Google-Chef Larry Page hat sich bereits die neuseeländische Staatsbürgerschaft organisiert. Und wahrscheinlich hat auch schon Elon Musik alle Vorbereitungen getroffen, um im Falle einer drohenden Weltkatastrophe in seine Weltraumrakete zu steigen und sein Lebensglück auf einem anderen Planeten zu suchen. Zynischer und menschenverachtender geht es nun wirklich nicht mehr. Ausgerechnet jene “Elite” der Eliten, welche sich dank dem kapitalistischen Finanz-, Wirtschafts- und Ausbeutungssystem über alle Grenzen hinweg sündhaft bis zum Gehtnichtmehr bereichert hat, sich jetzt, wo es brenzlig wird und ihre Untaten immer offensichtlicher zutage treten, in untergangssichere Luxusresorts, Bunker und Festungen zurück und überlässt den Rest der Menschheit, den sie zuvor schamlos ausgebeutet hat, schlicht und einfach ihrem Schicksal, ohne dass diese nur den Hauch einer Chance hätten, irgendwohin anders zu fliehen als in ihre selbergebastelten, allem Unbill ausgesetzten Hütten. Doch würde es zu kurz greifen, mit den Fingern bloss auf die “bösen” Superreichen zu zeigen. Weite Teile der Bevölkerung in den westlichen Ländern – oder zumindest all jene, die sich dies immer noch leisten können – verhalten sich grundsätzlich nicht anders. Millionen haben irgendwo in den Bergen eine Zweitwohnung, am Genfersee oder Bodensee eine Segeljacht oder gondeln mit ihren Wohnmobils von Land zu Land. Sie frönen immer noch – allen Katastrophenmeldungen zum Trotz – dem Dinieren im Luxusrestaurant, den Wellnessferien im Fünfsternehotel, der Sauna oder dem Swimmingpool im eigenen Haus, und lassen dabei jene, wie es der deutsche Wirtschaftsminister so treffend sagte, “Spur der Verwüstung” zurück, welche die wachsende Mehrheit der Weltbevölkerung in immer grösseres Elend stürzt. Zweifellos wird dabei der Gegensatz zwischen dem Leben im Luxus, den sich eine Minderheit immer noch leisten kann, und dem Leben in der Hölle, das für immer mehr Menschen bittere Wirklichkeit wird, von Tag zu Tag grösser. Dabei wäre es so einfach: “Es gibt genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier”, sagte Mahatma Gandhi. Auch heute noch würden die weltweit vorhandenen Ressourcen an Rohstoffen, Lebensgütern und Nahrungsmitteln vollauf genügen, um alle Menschen ausreichend zu versorgen – vorausgesetzt, alles würde unter alle gerecht verteilt und gäbe es dann nicht mehr bloss ein paar Inseln des Überlebens in den österreichischen Alpen oder auf Neuseeland, sondern wäre die ganze Erde eine einzige Arche Noah voller Gerechtigkeit, voller Liebe und voller Lebensfreude für sämtliche Bewohnerinnen und Bewohner dieses Planeten, für alle Menschen, alle Tiere und alle Pflanzen gleichermassen…