Was läuft im Gesundheitssystem schief und was für Reformen bräuchte es? Mit dieser Frage beschäftigte sich das 6. Buchser Montagsgespräch vom 11. März 2024. Dank der Teilnahme mehrerer Pflegefachfrauen kam es zu einer sehr praxisnahen Diskussion, bei der klar wurde, dass gleich an mehreren Stellen dringender Handlungsbedarf besteht.
Die Belastungen am Arbeitsplatz, so die übereinstimmende Aussage der Pflegefachfrauen, hätten sich in den vergangenen Jahren zunehmend verschärft. Der ökonomische Druck sei spürbar: In möglichst kurzer Zeit müsse unter wachsendem Spardruck der grösstmögliche Profit erwirtschaftet werden, alles werde bis zum Letzten ausgereizt. Gleichzeitig fehle es an der nötigen Wertschätzung, viele fühlten sich gegenüber den Systemzwängen machtlos. „So kann es nicht weitergehen“, meinte eine der Frauen. Und eine andere sagte sogar: „Ich hoffe, dass möglichst bald alles kollabiert, dann öffnet sich die Chance für einen echten Neubeginn.“
Als weitere Problemfelder wurden die hohen Medikamentenpreise, die mangelnde Information der Patientinnen und Patienten über Präventionsmassnahmen sowie die finanzielle Belastung von Menschen mit tiefen und mittleren Einkommen durch die explodierenden Krankenkassenprämien angesprochen. Zu Schwierigkeiten führe auch die Konkurrenz zwischen öffentlichen und Privatspitälern: Die Privatspitäler könnten „Rosinen picken“ und sich auf gewinnbringende Spezialangebote bis hin zur „Luxusmedizin“ beschränken, während sich die öffentlichen Spitäler um die weniger lukrative medizinische Grundversorgung kümmern müssten.
Im zweiten Teil des Abends wurden 10 konkrete Forderungen in Bezug auf die zukünftige Entwicklung des Gesundheitswesens erarbeitet: 1. Einführung einer staatlichen Einheitskrankenkasse mit einkommens- und vermögensabhängigen Prämien. 2. Verstärkter Fokus auf Gesundheitsprävention. 3. Europäisch angeglichene Medikamentenpreise. 4. Überführung des gesamten Gesundheitswesens von den Kantonen zum Bund. 5. Private Spitäler sollen auch jene Leistungen der Grundversorgung erbringen, die heute nur von den öffentlichen Spitälern angeboten werden. 6. Vermehrter Einbezug von Erfahrungen aus erfolgreichen Versorgungsmodellen anderer Länder. 7. Hinterfragen und Überprüfen von speziell kostspieligen und teilweise sogar überflüssigen medizinischen Angeboten. 8. Gegenmassnahmen zu einer drohenden Zweiklassenmedizin. 9. Abbau des teilweise zu grossen Lohngefälles innerhalb der Gesundheitsberufe. 10. Befreiung des Gesundheitssystems von ökonomischen Sachzwängen, Fokus auf das Wohlbefinden und die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten wie auch der Berufstätigen im Gesundheitswesen.
Abschliessend meinte eine junge Frau, sie werde nun weiterhin an den Montagsgesprächen teilnehmen, sei ihr doch bewusst geworden, wie wichtig die Aufklärung über gesellschaftliche Zusammenhänge sowie der gegenseitige Informationsaustausch seien, um notwendige Veränderung auf der politischen Ebene in Gang zu bringen.